Ausgrabungen in Vilich Keller aus dem Hochmittelalter in Beuel entdeckt

Vilich · Archäologen haben in einer Baugrube in Vilich wertvolle Bodenfunde aus dem Hochmittelalter gesichert. Gefunden wurden Keramikscherben, Eisenteile und ein alter Ofen.

 In dieser Baugrube an der Schultheißstraße sicherten die Archäologen die Funde.

In dieser Baugrube an der Schultheißstraße sicherten die Archäologen die Funde.

Foto: Benjamin Westhoff

Vilich ist offenbar schon seit Jahrhunderten ein beliebter und vor allem bevorzugter Wohnort. Nachdem gerade erst ein großes fränkisches Gräberfeld Am Kommentalweg mit einzigartigen Fundstücken freigelegt wurde, haben Archäologen jetzt erneut Spuren einer frühen Besiedlung entdeckt und gesichert. Diesmal wurden die Wissenschaftler im Bereich Schiller-/Schultheißstraße fündig. „Wir haben dort Reste einer Siedlung aus dem Hochmittelalter freigelegt“, bestätigt Dáire Leahy, der für die Firma Goldschmidt die Grabung leitet. Untersucht wurde eine Fläche von 20 mal 20 Metern.

Was für die Archäologen ein Glücksfund ist, bedeutet für den Investor, der an dieser Stelle drei Einfamilienhäuser errichten will, erste einmal eine Bauverzögerung. „Wir rechnen damit, dass wir zwei bis drei Wochen später mit den Arbeiten anfangen können als geplant“, erklärt Frank Hermanns von der H+M Wohnbau GmbH auf GA-Anfrage.

Auf dem Baugrundstein stand offenbar bereits im 12. Jahrhundert ein Fachwerkgebäude. „Wir haben die Reste einer Kellermauer entdeckt“, berichtet Dáire Leahy. Während der Laie nur Erdverfärbungen im Boden erkennt, können Archäologen aufgrund der Spuren bereits Details benennen. „Der Keller war etwa sechs mal sechs Meter groß. Wahrscheinlich stand an gleicher Stelle bereits im Frühmittelalter ein Wohngebäude“, so der Grabungsleiter. Dieses Haus sei allem Anschein nach zunächst abgebrannt und anschließend offenbar eingestürzt. „Es war nicht unüblich, dass man die noch brauchbaren Werkstoffe für den Bau eines neuen Gebäudes an gleicher Stelle oder als Verfüllmaterial verwendete“, ergänzt er.

Reste eines Ofens freigelegt

Bei ihren Untersuchungen trafen die Wissenschaftler noch auf weitere Spuren. „Wir haben die Reste eines Ofens freigelegt, der wohl für das Trocknen von Fleisch und Getreide genutzt wurde. Zudem gab es Rückstände von Schlacke“, so Leahy. Als wahre „Schatzkiste“ entpuppte sich eine Abfallgrube. „Das ist für einen Archäologen immer besonders spannend“, erklärt er. Denn der Müll verrät jede Menge über die Lebensgewohnheiten sowie die Lebensumstände der Menschen. Auch in diesem Fall.

So fanden die Wissenschaftler in der Grube Tierknochen. Damit lassen sich Rückschlüsse auf die Ernährung der frühen Bewohner der heutigen Schillerstraße ziehen. Zudem wurden Keramikscherben sowie ein paar Eisenfunde gesichert. Diese würden darauf hindeuten, dass dieser Bereich schon früher besiedelt war. Mittlerweile ist alles dokumentiert, so dass mit dem Bau der neuen Einfamilienhäuser wahrscheinlich in der kommenden Woche begonnen werden kann.

Für die Archäologen sind die neuen Entdeckungen in diesem Bereich jedoch keine Überraschung. „Bonn war nicht nur Legionsstadt, sondern auch ein wichtiges Siedlungsgebiet. Wir vermuten, dass wir dort noch einiges entdecken werden“, meint Michaela Aufleger vom Amt für Bodendenkmalpflege des Landschaftsverbands im Rheinland.

Investor Frank Hermanns will in direkter Nachbarschaft einen weiteren Neubau mit 16 Wohnungen errichten. „Ich hoffe nicht, dass dort wieder etwas gefunden wird“, gibt er sich optimistisch.

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