Gespräch mit Reiner Burgunder Interview mit dem Bewahrer des Schiffer-Vereins Beuel

Beuel · In diesem Jahr besteht der Schiffer-Verein Beuel 155 Jahre. Der Verein wurde im Jahre 1862 als Solidargemeinschaft der Beueler Rheinanlieger gegründet, um kranke und hilfsbedürftige Mitglieder zu unterstützen. Das Vereinsleben mit den rund 600 Mitgliedern ist sehr rege.

 Reiner Burgunder an der Bronzetafel, die der Beueler Schiffer-Verein im vergangenen Jahr am Rheinufer enthüllt hat . Auf der einen Seite ist in einem kurzen historischen Abriss die Geschichte des Fährgerechtsamen zu lesen, auf der anderen sind die Silhouetten der Rheinfähren „Beethoven“, „Rheintreue“, „Rheinperle“ sowie der „Rheinnixe“ zu sehen.

Reiner Burgunder an der Bronzetafel, die der Beueler Schiffer-Verein im vergangenen Jahr am Rheinufer enthüllt hat . Auf der einen Seite ist in einem kurzen historischen Abriss die Geschichte des Fährgerechtsamen zu lesen, auf der anderen sind die Silhouetten der Rheinfähren „Beethoven“, „Rheintreue“, „Rheinperle“ sowie der „Rheinnixe“ zu sehen.

Foto: Max Malsch

Mit Käpt’n Reiner Burgunder sprach der GA über Pläne, Platt (rheinische Mundart) und Promenade.

Der Schiffer-Verein engagiert sich seit 155 Jahren in Beuel. Auch in diesem Jahr haben Sie sicher einiges vor?

Reiner Burgunder: In der Tat, traditionell startet Ostern wieder die Schifffahrt. Das ist auch der Beginn für unser Veranstaltungsjahr – wie jedes Jahr am Ostersamstag mit dem Anhissen der Flaggen am Nepomuk. Weiter geht es am 28. Mai mit der Mundartmesse.

Was passiert bei der Mundartmesse?

Burgunder: Sie hat eine lange Tradition. In diesem Jahr wird sie zum 22. Mal zelebriert. Dann findet sie hoffentlich bei strahlendem Sonnenschein am Beueler Rheinufer in unmittelbarer Nähe zur Nepomukstatue und zum Schiffermast statt. Los geht es mit einer Prozession von meinem Haus mit Pastor Wilfried Evertz und dem Vorstand des Schiffer-Vereins. Die gesamte Messe wird in rheinischer Mundart gehalten. Die Übersetzung der Texte in rheinische Mundart übernimmt immer unser Fachmann für Beueler Brauchtum und Mundart, Hans Lennarz, Leiter des Beueler Heimatmuseums. Vorgetragen werden sie von Liesel Lohrscheid.

Wer ist noch dabei?

Burgunder: Musikalisch wird die Messe vom Männer-Gesang-Verein Loreley-Liküra gestaltet. Da gab es in diesem Jahr ein Problem, weil der Dirigent verhindert ist. Zum Glück wird der Kirchenmusiker Roland Theodor Westphal einspringen. Darauf sind wir ganz stolz. Außerdem werden die Beueler Stadt Capelle unter der Leitung von Frank Doenhardt und der Dudelsackspieler Martin Fischer zu hören sein. Das ist immer eine ganz besondere Atmosphäre, wenn die Schiffe vorbeifahren und die Besatzung und die Gäste uns zuwinken. Anschließend geht es im Festzug auf der Promenade zu einem zünftigen Frühschoppen.

Haben Sie neben den traditionellen Veranstaltungen wie Promenadenfest und Nikolausmarkt noch weitere Projekte vor?

Burgunder: Ja, wir haben eine Menge Pläne, über die wir ganz leise und schon etwas lauter nachdenken. So schwebt uns ein besonderes Denkmal vor. Und zwar eine Skulptur zu Ehren der Beueler Familie. Ganz kühn gedacht haben wir an eine große Bronzeplastik als Wandrelief oder freistehende Skulptur, bestehend aus dem Vater als Schiffer, der Mutter als Wäscherin und dem Sohn als Fischer sowie Hund und Karren mit Fischen. Zwischen den Figuren – sie könnten so ähnlich gestaltet sein wie die Wäscherin vorm Heimatmuseum – könnte dann ein Platz auf der Bank, auf der die Familienmitglieder sitzen, freibleiben, auf den sich Passanten setzen und fotografieren lassen können. So ein Denkmal ist allerdings sehr teuer.

Und worüber denken Sie lauter nach?

Burgunder: Ich war ja in der Session viel mit meiner Tochter Patty, der diesjährigen Bonna, unterwegs. Und da ist mir aufgefallen, wie viele schöne Beueler und Bonner Karnevalslieder es gibt. Die würden wir gerne gesammelt auf einer CD veröffentlichen. Da ergibt sich jedoch die Rechtefrage. Wem gehören etwa die Urheberrechte von dem Lied „En Beuel fladdere de Botze“? Vielleicht kann uns jemand dabei helfen.

Welche Pläne gibt es noch?

Burgunder: Wir wollen mit einem mobilen Glockenspiel durch die Beueler katholischen und evangelischen Kirchengemeinden rollen – spätestens am 1. Oktober zum Ökumenischen Pfarrfest in Beuel Mitte. Dieses mobile Glockenspiel soll aus mehreren Bronze- oder Messingglocken bestehen, die an einem „Galgen“ aufgehangen sind, der auf einem Anhänger montiert ist. Damit soll die Tradition des Beierns im Rheinland für jedermann sichtbar in einzelnen Ortslagen demonstriert werden.

Was bedeuten Ihnen persönlich Tradition und Brauchtum?

Burgunder: Ich sage immer ‚Die Vergangenheit hat eine Zukunft und die Zukunft hat eine Vergangenheit‘. Das heißt, ich möchte Altes bewahren, aber auch aufgeschlossen sein für Neues. Denn Traditionen sind ganz toll und die Leute wollen etwas über sie erfahren. Aber auch das Brauchtum muss sich wandeln. So ist es schön, dass wir heute im Schiffer-Verein auch Frauen im Vorstand haben – vor 15 Jahren war das noch undenkbar.

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