Kirmes in Pützchen Historischer Jahrmarkt in Beuel lockt mit Rarität

Pützchen · Eine 90 Jahre alte „Russische Schaukel“ steht unter Denkmalschutz und ist eine der Attraktionen des Historischen Jahrmarkts, der am Freitag, 16. März, um 14 Uhr in Beuel eröffnet wird.

 Hubert Markmann nimmt in einer Gondel der „Russischen Schaukel“ Platz. Der Historische Jahrmarkt wird am Freitag eröffnet.

Hubert Markmann nimmt in einer Gondel der „Russischen Schaukel“ Platz. Der Historische Jahrmarkt wird am Freitag eröffnet.

Foto: Benjamin Westhoff

Wer am höchsten Punkt des Riesenrads aus der Gondel blickt, der hat einen freien Blick auf den Ennert und die Pützchens Wiesen – und das, obwohl die sogenannte Russische Schaukel in einer Markthalle steht. Dank einer 14 Meter hohen Glaskuppel passt das fast 13 Meter hohe Fahrgeschäft in den Innenraum und ist damit eine der Hauptattraktionen des zweiten Historischen Jahrmarkts, der an diesem Freitag um 14 Uhr auf dem Schaustellergelände in Pützchen, Holzlarer Weg 44, eröffnet wird.

Die Veranstalter, der Beueler Schausteller Hubert Markmann und die Historische Gesellschaft Deutscher Schausteller, sind stolz, dass sie diese Kirmesrarität für die Veranstaltung in Pützchen verpflichten konnten. „Das Riesenrad wurde 1928 in Neustadt an der Orla für die Schaustellerfamilie Feldmann gebaut und feiert somit seinen 90. Geburtstag“, sagte Markmann in einem Gespräch mit dem GA. Seit Dezember 2016 steht die Russische Schaukel wegen ihrer Einzigartigkeit und ihrer Bedeutung für die Geschichte der Jahrmärkte als bewegliches Denkmal in der Denkmalliste des Landes Nordrhein-Westfalen.

Kraft wird über Lederriemen auf ein Schwungrad übertragen

Die Konstruktion und der Antrieb des Riesenrads sind eine echte Seltenheit. Das aus Metallstäben zusammengeschraubte, zehneckige Fahrgeschäft misst im Durchmesser etwa zwölf Meter. An den Eckpunkten verbinden Achsen die beiden Zehnecke, die zugleich die zehn Schaukeln tragen. Ein hölzernes Gerüst bildet das Auflager für die Drehachse des Riesenrads und ist gleichzeitig Unterkonstruktion für das gesamte Fahrgeschäft.

Art und Weise des Antriebs lassen nicht nur Technikfreaks aufhorchen: Der 7,5 PS starke Elektromotor ist auf vier Ständern aufgebockt. Die Kraft wird durch einen Lederriemen auf ein aus Eiche gefertigtes Schwungrad übertragen, das wiederum das Riesenrad über ein Getriebe in Bewegung setzt. Gestartet wird das Rad über einen sogenannten Salzwasseranlasser.

Und wie funktioniert diese Technik? „Über einen Seilzug werden Elektroden unterschiedlich tief in die Lauge eingeführt. Wenn die Elektroden tief im Salzwasser stehen, entsteht ein enormer Stromfluss und das Rad bewegt sich schnell. Werden die Elektroden herausgezogen, verlangsamt sich die Geschwindigkeit. Damit ist eine stufenlose Regelung bis zum Stillstand möglich, ruckartige Bewegung werden vermieden“, erklärt Hubert Markmann.

Großer Erfolg im vergangenen Jahr

Wer diese Antriebstechnik einmal live erleben will, hat beim Historischen Jahrmarkt dazu Gelegenheit. Der 82-jährige Jakob Schleifer, der bis heute als Schausteller durchs Rheinland fährt, kennt den Salzwasseranlasser in- und auswendig. Er kann aber auch zu allen anderen Fahrgeschäften – sieben große und zwei kleine – viele Anekdoten erzählen.

Aufgrund des großen Erfolgs 2017 im Jubiläumsjahr „650 Jahre Pützchens Markt“ haben sich Hubert Markmann und die Mitglieder der Historischen Gesellschaft Deutscher Schausteller entschieden, auch in diesem Jahr wieder einen Historischen Jahrmarkt in Pützchen anzubieten. „Wir haben aus so vielen Ecken der Region positive Rückmeldungen zu unserer Premiere erhalten, dass wir eigentlich gar nicht anders konnten, als eine Neuauflage zu organisieren“, sagt Markmann.

Und Schausteller Richard Müller verrät: „Neben dem Riesenrad werden wir die Besucher noch mit einer weiteren Neuheit gegenüber dem Vorjahr überraschen. Und zwar mit einem Hängekarussell aus dem Jahr 1919. Schausteller Alex Fredebeul hat diese Rarität in Pützchen aufgebaut.“

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