Pützchens Markt Der Fünfer-Looping macht den Anfang

PÜTZCHEN · Noch macht es sich in der Nase nicht breit, dieses typische Duftgemisch aus gebrannten Mandeln, Pommes, Zuckerwatte und Backfisch. Noch riecht es auf den Festwiesen von Pützchens Markt nach Universalreiniger. "Wir müssen erst mal alle Einzelteile saubermachen, es war total staubig in Crange", erzählt Rudolf Barth. Wenige Meter entfernt wird gerade sein Baby, der Olympia-Looping, zusammengesetzt.

Der 74-jährige Schausteller ist froh, dass der 1000-Tonnen-Transport von der Vorgänger-Kirmes gut angekommen ist. Wenn nur das Gefälle im Pützchener Sportplatz, dem Standplatz des Fünfer-Loopings, nicht wäre. "Wissen Sie, wie viel Arbeit es macht, das zu nivellieren?

Mit dem Lasergerät geht es da um Zehntelmillimeter", sagt der Beueler. Apropos Beuel. "Auch wenn wir hier unseren Lebensmittelpunkt haben, bin ich wahrscheinlich das letzte Mal in Pützchen. Es lohnt sich einfach nicht", sagt er - und man erinnert sich an ähnliche Worte bei seinem letzten Besuch 2007. Offensichtlich sind dennoch genügend Besucher bereit, den stolzen Fahrpreis von 7,50 Euro für Erwachsene und sechs Euro für Kinder zu zahlen.

[kein Linktext vorhanden]Unterdessen zeigen seine Monteure vollen Einsatz und behalten den Überblick. Denn das Gebiet rund um den Sportplatz sieht aus, als wären überdimensionale Mikadostäbe auseinandergefallen. Jeder weiß, was zu tun ist, welche Lichtleiste, welcher Bolzen oder welches Kugelwerk gerade benötigt wird. Betriebsleiter Hans-Werner Görgens hat zwar einen Schattenplatz, dafür derzeit aber auch die größte Verantwortung.

Nervenkitzel garantiert: der "Olympia Looping"
81 Bilder

Nervenkitzel garantiert: der "Olympia Looping"

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Doch relaxed dirigiert er den Ausleger des 200 Tonnen schweren Krans erst zur einen Hälfte des grünen Loopings, um das Element dann passgenau auf das bereits stehende Unterteil zu setzen. "Heute schaffen wir die vier Loopings, nächste Woche wird der größte, fünfte Ring installiert", brüllt er aus dem Führerhäuschen heraus. Warum die Verzögerung, wo doch auch heute, am Samstag, gearbeitet wird? "Erst muss das Schienensystem stehen", begründet er knapp. Und das ist immerhin 1250 Meter lang. Bis Mitte nächster Woche muss Barth die zusätzlich belegten Flächen geräumt haben, denn dann rollt das Riesenrad an.

Wer wissen will, was in diesen Tagen wann und wo auf dem Gelände passiert, der sollte bei Hans-Josef Aufdermauer vorbeischauen. Täglich sitzt der 80-jährige Bechlinghovener an der Ecke Holzlarer Weg/Sebastianusstraße und schaut sich den Aufbau der Fünf-Tage-Kirmes an, die am Freitag, 6. September, eröffnet wird.

[kein Linktext vorhanden]"Bald wird es eng hier, da stehen schon die ersten Wagen des Bayern-Zeltes", sagt er und zeigt geradeaus. Seit er vor 16 Jahren Rentner wurde, radelt er mit Ankunft der ersten Kimeswagen morgens mit dem Rad an, leiht sich von einem Bekannten einen Stuhl und verfolgt das Geschehen sozusagen von der Loge aus.

Aufbau Pützchens Markt 2013
281 Bilder

Aufbau Pützchens Markt 2013

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Wie er sich versorgt? "Ich gehe drüben ins Café", erzählt er und drückt einem Passanten einen Flyer der Stadt Bonn zum Jahrmarkt in die Hand. "Die geben die bei mir ab, weil ich hier mit vielen ins Gespräch komme", meint der ehrenamtliche Mitarbeiter der Stadt.

Der Ur-Bechlinghovener kennt das Treiben von klein auf, ist früher gerne mit der "Affenschaukel", einer Überschlagsschiffschaukel gefahren. "Jetzt gehe ich mit meinem Enkelchen, aber ich fahre auf nix mehr." Wenn die Budenstadt steht, ist für ihn die Spannung vorbei.

Der Fünfer-Looping:

Ein Highlight von Pützchens Markt, der von Freitag bis Dienstag, 6. bis 10. September, dauert, ist der Fünfer-Looping von Rudolf Barth. Premiere feierte das Fahrgeschäft 1989. Es wiegt 900 Tonnen und ist 38,50 Meter hoch. Die Grundfläche beträgt 86,50 mal 38,50 Meter. Die Maximal-Geschwindigkeit liegt bei 100 Stundenkilometern. Von Pützchen aus geht es für den Looping zum Oktoberfest nach München. Hier mache er 60 Prozent des Jahresumsatzes, sagt der Beueler Rudolf Barth.

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