49 Wochen im Jahr ungenutzt Anwohner wollen Marktwiesen in Pützchen beleben

Pützchen · Ist Pützchens Markt vorbei, bleibt für ein Jahr ein menschenleerer Platz zurück. Das wollen Anwohner ändern und fordern in einem Antrag ein Gestaltungskonzept für die Marktwiesen.

Einmal im Jahr tummeln sich fünf Tage lang Menschenmassen auf den Marktwiesen. Die 80.000 Quadratmeter große Fläche im Herzen des Wallfahrtsortes Pützchen ist immer über das zweite September-Wochenende Treffpunkt für mehr als eine Million Kirmesfans. In diesem Jahr vollzog sich das Spektakel vom 7. bis 11. September und endete mit einem Besucherrekord. Ziehen die Schausteller in die nächste Stadt, bleibt ein fast menschenleerer Platz zurück.

Zählt man die Auf- und Abbauphase für den Jahrmarkt hinzu, kommt man auf eine Nutzungszeit von circa drei Wochen. Im Umkehrschluss bedeutet das, das die Marktwiesen 49 Wochen im Jahr nahezu ungenutzt sind. Dieser Zustand stört nicht wenige Pützchener, und deshalb wollen sie daran etwas ändern.

Der Verein „Gemeinsames Wohnen im Karmelkloster“ hat vor einigen Wochen eine Initiative zur Belebung der Marktwiesen gestartet. Ziel des Vorstoßes ist, einladende Begegnungsräume auf dem Gelände zu schaffen, wo geplante und spontane Zusammenkünfte von Bürgern möglich sind. Mit diesem Projekt haben sich die Senioren beim städtischen Bürgerhaushalt für den Stadtbezirk Beuel beworben und haben parallel einen Bürgerantrag an Bezirksbürgermeister Guido Déus gerichtet.

Auslöser für das bürgerschaftliche Engagement ist die Tatsache, dass auf dem etwa einen Kilometer langen Fußweg zwischen dem ehemaligen Klostergelände und dem Einkaufszentrum keine einzige Sitzmöglichkeit zum Ausruhen vorhanden ist. „Viele von uns erledigen dort ihre Alltagseinkäufe, aber altersbedingt macht uns dieser lange Weg immer mehr zu schaffen“, erklärt Marianne Krücken. Die 94-Jährige benötigt mit ihrem Rollator für den Hinweg etwas mehr als 20 Minuten. Der Rückweg dauert meist länger, weil die Seniorin ihre Einkaufssachen transportieren muss. „Eine Bank zum Ausruhen ist mein Wunsch“, sagt sie.

So wie ihr geht es vielen älteren Bürgern in Pützchen. Neben dem Wohnstift gibt es im Ort noch das städtische Albertus-Magnus-Seniorenheim, das Therapiezentrum und natürlich Senioren, die noch in ihren eigenen vier Wänden im Dorf wohnen. „Für ältere Menschen sind auch kürzere Wege oftmals sehr beschwerlich. Hinzu kommt, dass sie unterwegs kaum eine Chance haben, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen, weil Räume für Zusammenkünfte fehlen“, erklärt Renate Engelhard, Vorsitzende des Vereins „Gemeinsames Wohnen im Karmelkloster“.

Ein weiterer Aspekt kommt nach Ansicht der aktiven Senioren noch hinzu: „Die Fläche der Marktwiesen wird immer hässlicher, erst recht seitdem die Stadt Bonn die beiden großen Schotterflächen im Kreuzungsbereich Marktstraße/Friedenstraße angelegt haben.“ Der Austausch der Rasen- gegen Schotterflächen musste laut Marktamt erfolgen, weil der Untergrund für die modernen, teilweise mehr als 300 Tonnen schweren Fahrgeschäfte befestigt werden musste. Dagegen haben die Senioren grundsätzlich nichts einzuwenden, allerdings blicken sie wie gesagt die übrige Zeit des Jahres auf eine graue, steinige Fläche.

Die Senioren denken bei ihren Wünschen aber nicht nur an sich. „Die Marktwiesen sollen möglichst alle Altersgruppen nutzen können“, sagt Engelhard und zählt eine Ausstattungsliste auf: Boulebahn, Bücherschrank, Sitzbänke, Behälter für Hundekot-Tüten, Mülleimer, mobile Pflanzkübel und vielleicht sogar einen Bolzplatz für Kinder.

Die Senioren haben sich bereits Rückendeckung von anderen Einrichtungen und Vereinen in Pützchen geholt. Die Kirchen und der Verband der Ortsvereine Pützchen/Bechlinghoven unterstützen den Vorstoß. Und alle gemeinsam hoffen, dass Politik und Verwaltung das Anliegen befürworten und rasch aktiv werden. Grund: 2019 gibt es in Pützchen viel zu feiern. Der Verband der Ortsvereine wird 50 Jahre alt, das Therapiezentrum feiert sein 30-jähriges Bestehen und die Nommensenkirche gibt es dann seit 33 Jahren. Am 7. Juli 2019 werden diese Ereignisse in Pützchen groß gefeiert.

Die Bezirksvertretung Beuel beschäftigt sich mit dem Bürgerantrag in der Sitzung am Dienstag, 25. September, ab 17 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses, Friedrich-Breuer-Straße 65.

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