Interview mit John Herfs 60-Jähriger hat die Lizenz für die Schönheit

BEUEL · Hinter dem Begriff der Kosmetologie verbirgt sich die Lehre der Schönheitspflege. John Herfs leitet die dazu passende Berufsfachschule an der Siegburger Straße in Beuel. Dass es dort nicht nur ums reine Schminken geht, erklärte der 60-jährige Wahl-Beueler im Interview.

 Schulleiter John Herfs führt eine Videomikroskopie durch. Anhand von einem Quadratmillimeter Haut bestimmt er den Fettgehalt. Diese Methode entwickelte er in den 70ern für die Kosmetikbranche.

Schulleiter John Herfs führt eine Videomikroskopie durch. Anhand von einem Quadratmillimeter Haut bestimmt er den Fettgehalt. Diese Methode entwickelte er in den 70ern für die Kosmetikbranche.

Foto: Max Malsch

Wie kommt man als Mann zur Kosmetik?
John Herfs: Ich hatte während meiner Pubertät selbst eine Akne und habe darüber die Kosmetik kennengelernt. Die Kosmetikerin, bei der ich damals war, hat es geschafft, die Haut ins Lot zu bringen.

Sie sind also Kosmetiker?
Herfs: Nein, mein Berufswunsch war immer Lehrer zu werden. Meine Referendarzeit habe ich in Köln gemacht und meine Fachrichtung ist die diagnostische Physik. Ich habe dann eine Anstellung an der Fachschule für Kosmetik in Köln bekommen. 1975 bot man mir die Leitung an.

Wie kam es 1980 zur Gründung der Schule in Beuel?
Herfs: Es gab immer wieder Schüleranfragen aus der Region Koblenz und Trier. Bonn war Bundeshauptstadt und expandierend, das gab den Ausschlag für einen zweiten Standort. Ich habe die Berufsfachschule für Kosmetologie gegründet, die dann vom Regierungspräsidenten als gleichwertig mit öffentlichen Schulen anerkannt wurde.

Was bedeutet das für Ihre Schüler konkret?
Herfs: Die Kosten liegen bei 390 Euro im Monat. Für die 18-monatige Ausbildung kann Bafög beantragt werden. Nach erfolgreicher Prüfung wird ihnen durch die Handwerkskammer zu Köln der Titel "Geprüfter Fachwirt für Ganzheitskosmetik und Wellness" verliehen. Er befähigt, in NRW auch ohne Abitur an einer Fachhochschule für Kosmetik zu studieren.

Und dann können die Schüler andere perfekt schminken?
Herfs: Es geht um viel mehr als die dekorative Kosmetik. Es geht um die apparative und präparative Kosmetik. Das was auf Schönheitsfarmen, im Wellnesscenter oder in einer Hautarztpraxis praktiziert wird. Schon im ersten Semester dreht es sich um Anatomie und Physiologie, die Dermatologie mit Aufbau und Funktion der Haut, Chemie, Physik und Rohstoffkunde sowie Waren und Wirkstoffkunde. Später kommt auch noch Betriebsmanagement, Betriebswirtschaftslehre, Rechnungswesen und vieles andere mehr dazu.

Sie erwähnten gerade Arztpraxen als Einsatzgebiet. Das verwundert mich.
Herfs: Warum? Hautarztpraxen beschäftigen die Fachwirtin zum Beispiel für Fruchtsäure- und Aknebehandlung. Bei Überbehaarung wird sie die Epilation mit Laser durchführen.

Wie üben Ihre Schüler das Gelernte?
Herfs: Wir arbeiten nicht an Gipsfüßen oder Gipsköpfen, sondern an lebenden Modellen. Massagen üben die Schüler untereinander, kosmetische Behandlungen führen sie an Modellen durch, die von der Schule gestellt werden - in der Fußpflege genauso wie in der Gesichts- und Dekolleté-Behandlung. Unter den Modellen sind auch Männer oder pubertierende Jugendliche

Wie sieht der typische Schüler aus?
Herfs: Unsere Berufsfachschüler sind meist weiblich und haben vorher einen Realschulabschluss oder Abitur gemacht. Manche haben auch schon eine Berufsausbildung hinter sich und entscheiden sich dann für uns.

Wann startet das Semester?
Herfs: Immer im April und im Oktober. Dazwischen gibt es vier Wochen Sommerferien sowie eine Unterbrechung zu Karneval. Der Unterricht beginnt täglich um 9 Uhr, es gibt keine Abendkurse.

Wie sehen die Karrierechancen nachher aus?
Herfs: Viele machen sich selbstständig. Ziele sind vor allem große Hotels wie das Kameha oder das Adlon in Berlin, Kurstädte wie Bad Neuenahr oder Schiffe - also Orte, die Wellnesskosmetik für anspruchsvolle Kunden bieten. Oder sie gehen in die kosmetische Industrie.

Wo liegt die Grenze der Kosmetik?
Herfs: Wo es pathologisch ist, sich also um einen krankhaften Zustand handelt. Deshalb lernt der Schüler, wann er in juristischer Hinsicht genau abgrenzen muss, ob das in die Hände eines Arztes gehört. So muss der Schüler zum Beispiel Tumorformen der Haut kennen.

Info: Berufsfachschule für Kosmetologie, Siegburger Straße 77-79, 53229 Bonn. Kontakt unter 0228/470440. www.kosmetologie.de

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