Im Dienst der katholischen Kirche Gemeindereferentin Pitsch geht nach 40 Jahren in Ruhestand

Beuel · Gemeindereferentin Elisabeth Pitsch geht nach 40 Jahren in den Ruhestand und nimmt bei ihrem Abschied kein Blatt vor den Mund. Pfarrer Wilfried Evertz dankt ihr für ihren langjährigen Einsatz.

 Verabschiedung: (v.l.) Claudia Riepl, Bianca Pohlmann, Elisabeth Pitsch, Michael Bottenhorn, Pfarrer Wilfried Evertz und Petra Gläser.

Verabschiedung: (v.l.) Claudia Riepl, Bianca Pohlmann, Elisabeth Pitsch, Michael Bottenhorn, Pfarrer Wilfried Evertz und Petra Gläser.

Foto: Niklas Schröder

Für Elisabeth Pitsch war es ein besonderer Tag, als sie in St. Josef in der ersten Reihe Platz nahm: Rund 40 Menschen waren zu ihrer Verabschiedung im Rahmen einer Andacht gekommen, um der ehemaligen Gemeindereferentin zu danken und ihre Arbeit zu würdigen.

In ihrer Abschiedsrede durfte das Thema Frau und Kirche nicht fehlen. „Das ist mir sehr wichtig“, sagte sie. „Frauen sind strukturell in der katholischen Kirche benachteiligt, das ist Fakt. Ich würde mir wünschen, dass sich das ändert, aber erleben werde ich es sicher nicht mehr“, so die Bonnerin, die im Bistum Köln als starke Persönlichkeit gilt. So sei es heute für Frauen mühsamer als in den 1980er Jahren. „Die damalige Aufbruchstimmung hat sich wieder in das Gegenteil verkehrt“, ist Pitsch überzeugt. „Der Feminismus geht in der Kirche deutlich zurück“, mahnte sie.

Sie selbst hat Benachteiligung erlebt

Sie selbst habe die Benachteiligung erlebt. „Als ich mich in Köln beworben habe, wurde ich gefragt, wie ich zu Kindern stehe“, erzählte Pitsch. Sie sei offen für das Leben, antworte sie. Eine in Aussicht gestellte Dienstwohnung habe sie daraufhin nicht bekommen. Jahre später habe sie den Kirchenvorstand nach der Situation befragt und eine ehrliche Antwort bekommen. „Ich habe die Wohnung nicht bekommen, weil das Bistum Angst hatte, dass ich Kinder bekommen könnte.“ Auch sei sie damals in der Hauptabteilung des Seelsorgebereichs in Köln befragt, ob sie eine hohe Frustrationstoleranz habe. „Ja, sonst würde ich als Frau nicht in der Kirche arbeiten“, habe sie geantwortet.

Sie habe sich aber nie beirren lassen. „Ich habe mich lange mit Themen wie Familie, Ehe und die Rolle der Frau in der Gesellschaft auseinandergesetzt.“ So habe sie auch viele junge Eltern unterstützt und beim Studium begleitet. „Mir ist es wichtig, dass gerade junge Frauen ihr Studium beenden.“ So arbeitete Pitsch mit biblischen Texten und verkündete die biblische Botschaft. „Das hat mir nicht immer Sympathien eingebracht“, erzählt sie. Dennoch ist Pitsch ihren Weg gegangen, sie habe auch viele schöne Erfahrungen gesammelt. „Mir wurden Steine in den Weg gelegt, ich habe aber auch Gutes mit Kollegen und Ehrenämtern erlebt.“

Jetzt nach 40 Jahren Gemeindearbeit geht es in den Ruhestand. „Es fühlt sich merkwürdig und ungewohnt an, Angst macht mir der Schritt aber nicht“, so die 63-Jährige. „Ich freue mich einfach auf mehr Zeit, über die ich nun selbst verfügen kann.“ Für die Zukunft habe sie noch keine Pläne. „Mir werden immer neue Dinge begegnen, die ich dann machen möchte, da bin ich mir sicher“, sagte sie. Sie blicke auch mit Wehmut zurück. „Am meisten werde ich die Schulgottesdienste und die Arbeit mit den Sternsingern vermissen.“ Dass bei ihrer Verabschiedung wegen der Corona-Krise keine Kinder dabei sein durften, bedauerte Pitsch sehr.

Pitsch wohnt noch immer in Bad Godesberg

Elisabeth Pitsch wurde an der Mosel geboren. Nach ihrem Studium in Freiburg und ihrer ersten Stelle als Gemeindeassistentin in Trier 1983, kamen sie und ihr Mann nach Bad Godesberg, wo sie heute noch leben. Ihre drei Kinder David, Johannes und Magdalena sind mittlerweile erwachsen. Pitsch war in mehreren Bad Godesberger und Wachtberger Gemeinden als Gemeindereferentin tätig und qualifizierte sich als Geistliche Begleiterin. Sieben Jahre arbeitete sie im Hochschulpastoral in der Katholischen Hochschulgemeinde in Bonn, wirkte dann zehn Jahre lang als Referentin für Pastoral- und Gemeindeentwicklung im Erzbischöflichen Generalvikariat in Köln.

Im Anschluss entschied sie sich, bis zur Rente noch einmal an der Basis mit den Menschen zu arbeiten. „Frau Pitsch hat viele Gemeinden bei der Entwicklungsarbeit beraten. Ihr Fokus lag hier besonders auf den Ehrenämtern, sodass diese auch neue Wege gehen konnten“, sagte Petra Gläser. Die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats im Seelsorgebereich An Rhein und Sieg bedauert den Weggang Pitschs. „Ich habe mit ihr sehr gerne zusammengearbeitet und sie immer als sehr offen für Neues erlebt.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort