Interview mit Stefanie Dröscher 29-Jährige arbeitet seit drei Jahren als Kantorin

OBERKASSEL · Seit drei Jahren ist die 29 Jahre alte Stefanie Dröscher Kantorin bei der Evangelischen Kirchengemeinde Oberkassel-Dollendorf. Darüber, wie sie in der Gemeinde angenommen wurde, wie es war, als Jugendliche in der Kirche Orgel zu spielen und im Kirchenchor zu singen und über Musik als Ausdruck des Glaubens sprach die Kirchenmusikerin mit Johanna Heinz.

 Der 29 Jahre alten Stefanie Dröscher, die seit drei Jahren im Rheinland lebt, gefällt an ihrer Arbeit als Kantorin in Oberkassel und in Dollendorf der vielseitige Kontakt mit Menschen.

Der 29 Jahre alten Stefanie Dröscher, die seit drei Jahren im Rheinland lebt, gefällt an ihrer Arbeit als Kantorin in Oberkassel und in Dollendorf der vielseitige Kontakt mit Menschen.

Foto: Max Malsch

Frau Dröscher, haben Sie schon als Kind gesagt: Wenn ich groß bin, will ich mal Kantorin werden?
Stefanie Dröscher: Nein, als Kind habe ich das noch nicht gesagt. Aber ich habe sehr früh mit der Musik angefangen, und während der Schulzeit hat sich dann schon, so ab der Mittelstufe, herausgestellt, dass ich auf jeden Fall später etwas mit Musik machen möchte. Am Anfang habe ich überlegt, Richtung Lehramt zu gehen, mit Musik und noch einem zweiten Fach. Aber ab der Oberstufe war klar, dass ich Kirchenmusik studieren und dann später auch als Kirchenmusikerin arbeiten möchte.

Wie sahen diese ersten Kontakte mit der Musik aus?
Dröscher: Ich hatte das große Glück, dass in meinem sehr kleinen Heimatdorf eine sehr gute Musikerin und Lehrerin gewohnt hat, die in der nächsten Kleinstadt ihre Kirchenmusikstelle hatte. Ihr Mann war bei uns in der Gemeinde Pfarrer. Bei ihr habe ich mit Klavierunterricht angefangen, habe dann auch im Kinderchor gesungen. Später, mit elf Jahren, im Erwachsenenchor der Kirche. Als Jugendliche habe ich große Konzerte mitgesungen, was eine ganz tolle Erfahrung war. Mit 13 habe ich dann zusätzlich mit dem Orgelspielen angefangen, weil ich Lust hatte, es auszuprobieren, und mit 15 meine ersten Gottesdienste gespielt. Ich habe dann auch schon früh eine Ausbildung zur nebenamtlichen Kirchenmusikerin gemacht.

Was sagen die Schulkameraden, wenn man erzählt: Am Sonntag spiele ich Orgel in der Kirche?
Dröscher: Es war nicht immer einfach. Gerade mit 15, 16 war das manchmal schwer, das zu verteidigen. Aber eigentlich habe ich das immer ganz gut vertreten, glaube ich. Schwieriger war eigentlich das Singen im Kirchenchor mit fast nur Menschen über 50. Da haben aber auch einige meiner Freundinnen aus dem Jahrgang mitgemacht. Ich war also nicht allein.

Welche Reaktionen ernten Sie jetzt, als junge Frau und Kantorin?
Dröscher: Am Anfang sehr viele überraschte Gesichter. Eine Frau aus der Gemeinde sagte, als sie mich das erste Mal sah: Ich wusste ja, dass sie jung ist - aber, dass sie so jung ist, das habe ich nicht gewusst. Aber das ist ja nur natürlich, wenn man direkt vom Studium kommt. Irgendwann hat jeder einmal angefangen und war jeder mal Ende 20. Am Anfang hat es mit Sicherheit nicht allen zugesagt. Einige haben sich Sorgen gemacht, weil sie vielleicht dachten, jemand, der ganz frisch kommt und noch nicht so viel Erfahrung im Hauptamt hat, ist überfordert. Aber ich glaube, ich konnte bisher ganz gut überzeugen.

Was fasziniert Sie an der Kirchenmusik?
Dröscher: Das Tolle ist, dass die Kirchenmusik sehr vielfältig ist. Ich habe verschiedene Bereiche, in denen ich arbeitete. Zum einen den ganzen Bereich Chor. Ich habe einen neuen Kinderchor aufgemacht. Insgesamt gibt es in der Gemeinde inzwischen vier Kinderchöre und einen Jugendchor und natürlich den Erwachsenenchor. Und auf der anderen Seite eben das Orgelspiel in den Gottesdiensten. Ich finde es toll, dass ich mit Menschen von ganz Klein bis Groß zu tun habe, dass ich einerseits Kitas besuche, um dort zu singen, aber auch von der Frauenhilfe eingeladen werde, um über ein Thema zu erzählen oder um gemeinsam zu singen.

Und Sie organisieren regelmäßig Konzerte...
Dröscher: Zum einen mache ich natürlich Konzerte mit den Gruppen. Daneben habe ich aber auch die Möglichkeit, Konzerte auf privater Basis zu veranstalten, mit Kollegen und Freunden - entweder aus Studienzeiten oder hier aus der Region. Innerhalb der drei Jahre in Oberkassel habe ich viele Künstler kennengelernt, die mit mir Konzerte machen möchten. Die kleine, gelbe Kirche in Oberkassel ist dafür total gut geeignet. Es passen etwa hundert Zuhörer hinein, es gibt einen Flügel, und die Akustik dort ist sehr gut. Fast jeden Monat findet inzwischen eine Musikveranstaltung in der Gemeinde statt.

Was hat für Sie der Glaube mit Musik zu tun?
Dröscher: Ich glaube, dass die Musik das tiefer ausdrücken kann, wo man mit Worten nicht weiterkommt. Und Musik bleibt mehr im Kopf oder im Herzen hängen, als die Worte allein.

Zur Person

Stefanie Dröscher (29) ist in Becherbach, einem kleinen Dorf in der Nähe von Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz, aufgewachsen. Sie hat in Heidelberg und Bremen Kirchenmusik studiert. Seit drei Jahren ist sie Kantorin der Evangelischen Kirchengemeinde Oberkassel-Dollendorf. Sie lebt in Oberkassel.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort