Moritz Aeschlimann aus Beuel 25-Jähriger baut sein eigenes Hausboot

BEUEL · Alles begann damit, dass Moritz Aeschlimann am Rheinufer saß und ein paar Jetski-Fahrern dabei zusah, wie sie ihre Runden drehten. "Was braucht man dafür eigentlich?", fragte sich der 25-jährige Beueler. Die Antwort: einen Sportbootführerschein.

 Vom Trockendock ins Wasser: Ein Kran hievt das Hausboot in Hersel in den Yachthafen.

Vom Trockendock ins Wasser: Ein Kran hievt das Hausboot in Hersel in den Yachthafen.

Foto: Roland Kohls

Als der gemacht war, stand die nächste Frage im Raum. Wie wäre es, sich ein "kleines, schrottiges" Boot zu kaufen? Seitdem ist viel Wasser den Rhein hinuntergeflossen - und Moritz Aeschlimann steht auf seinem eigenen Boot.

Sein Hausboot ist weder klein, noch schrottig. Es ist etwas weniger als 15 Meter lang, womit es noch als Sportboot durchgeht, und knapp sechs Meter hoch. Und Aeschlimann hat es komplett selbst gebaut. Unterstützt von ein paar Freunden und Menschen, die wohl nicht zuletzt von der Willensstärke des jungen Manns fasziniert waren.

Was treibt einen 25-Jährigen an, der noch nie in seinem Leben etwas mit Bootsbau zu tun hatte, mehr als zwei Jahre seines Lebens einem Projekt mit äußerst ungewissem Ausgang zu widmen? Einem Projekt, bei dem sich mit jedem neuen Arbeitsschritt neue, unbeantwortete Fragen ergeben und für dessen Realisierung Aeschlimann sich rund 35.000 Euro leihen musste?

"Und ich weiß ja noch nicht einmal, ob das Boot schwimmt", sagt der Bootsbauer. Trotzdem hat er das Projekt angepackt. "Das Studium hat mich gelangweilt", sagt Aeschlimann, der in Köln Fahrzeugtechnik studiert. Und er habe einfach "Bock gehabt", etwas Handwerkliches zu machen. Einen Großteil seiner Kindheit lebte der 25-Jährige in der Schweiz, wo er zwischen drei Seen aufwuchs. "Ich mag einfach das Wasser und habe auch immer viel Zeit am Rhein verbracht. Wasser hat so etwas Entspannendes."

Als Fahrzeugtechnik-Student weiß Aeschlimann, mit Zahlen umzugehen. Im Frühjahr vergangenen Jahres setzte er sich hin und begann zu rechnen. Was brauche ich an Werkzeug und Material? Und wie schwer darf es sein? Denn so ein Sportboot darf nicht mehr als zehn Tonnen wiegen. Im Januar begann er zu bauen.

"Ich dachte zuerst, ich mache das neben dem Studium", sagt Aeschlimann. Das war die erste Lektion, die er lernte: Für das Studium blieb keine Zeit. Seit Januar arbeitet der Student zwischen acht und 15 Stunden täglich, das Studium hat er ausgesetzt. "Aber ich lerne hier verdammt viel. Ich wusste noch nicht einmal, was Epoxidharz ist."

Das weiß er spätestens, seit er den Schwimmer gebaut hat. Der Bootsaufbau sitzt auf einer Katamaran-Konstruktion. Zuvor holte er sich Tipps von Menschen, die so eine Konstruktion bereits gebaut haben. 36 Schwimmfächer hat der Katamaran; allein drei Stunden hat es gedauert, die Ecken in einem der Fächer mit Glasfaser zu verstärken, dann wurde mit Epoxidharz abgedichtet.

Schneller ging der Aufbau vonstatten, allerdings nach penibler Vorbereitung und dank Hilfestellung von Schreinern, die auch etwas von Statik verstehen. Die Fenster holte Aeschlimann, ganz offiziell, aus einem alten Fabrikgebäude, den Aufbau plante er darum herum.

Im oberen Bereich wird es ein Schlafraum mit Ausgang zum Sonnendeck geben, unten sollen Küche und Bad untergebracht werden, im hinteren Teil des Bootes wird das zweite Sonnendeck sein. Wo sein Hausboot künftig liegen darf, weiß Moritz Aeschlimann noch nicht. "Wenn ich Vollgas durchmache, bin ich im Frühjahr fertig." Bis dahin darf er in Hersel bleiben.

Am Freitag wurde das Boot mit einem Kran im Herseler Rheinhafen zu Wasser gelassen. Und es schwimmt!

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