Katholiken und Protestanten in Beuel „Ziemlich beste Freunde“

Beuel · Die katholische Gemeinde Sankt Josef und Paulus und die evangelische Gemeinde Beuel-Mitte feiern zum Reformationsjubiläum gemeinsam. Der GA sprach mit Pfarrer Wilfried Evertz und Pfarrerin Heike Lipski-Melchior.

Herr Evertz, wie ist Ihre Einstellung als katholischer Geistlicher zum Reformator Martin Luther?

Wilfried Evertz: Ich denke, dass durch das Reformationsjubiläum auch die Ökumene an Fahrt gewinnt: Was vor 500 Jahren zur Teilung geführt hat, führt jetzt dazu, dass die Vertreter der beiden großen Konfessionen noch mehr miteinander in Dialog treten und eine Vielzahl auch gemeinsamer Aktionen ins Leben rufen. Diese Dynamik hat mich auch dazu bewogen, an meine Kollegin von der Versöhnungskirche heranzutreten und mit Heike Lipski-Melchior gemeinsam die Idee eines ökumenischen Gemeindefestes für die Christen im Beueler Zentrum voranzutreiben.

Sie feiern also gemeinsam die Reformation?

Evertz (lacht): So weit das zu behaupten, würde ich nun auch wieder nicht gehen. Wir nehmen aber das Jubiläum zum Anlass, die Gemeinsamkeiten stärker zu betonen, als die Unterschiede.

Heike Lipski-Melchior: Genau – und davon gibt es ja schließlich mehr als genug. Als Kollege Evertz mit seiner Idee zu mir kam, hat er daher bei mir beziehungsweise in unserem Gemeindebezirk offene Türen eingerannt. Wir beide treffen uns ja ohnehin zu unzähligen Gelegenheiten das ganze Jahr über. Auch, wenn wir noch kein großes Gemeindefest zusammen organisiert und gefeiert haben – der erste Oktober ist ja nicht das erste, was wir zusammen machen: Es gibt jedes Jahr ökumenische Aktionen, wir hatten den gemeinsamen Stand auf dem Bürgerfest Anfang September an dem auch unsere beiden Stiftungen beteiligt waren. Es gibt gemeinsame Bibelabende oder die Feiern zu Buß- und Bettag genauso wie die ökumenischen Einschulungsgottesdienste. In einem ökumenischen Abendgottesdienst habe ich unser Verhältnis einmal angelehnt an den bekannten französischen Spielfilm als „Ziemlich beste Freunde“ bezeichnet. Und das Gemeindefest wird nun den vorläufigen Höhepunkt dieser Freundschaft markieren.

Hatten Sie für Ihre Idee ein Vorbild?

Evertz: In anderen Bezirken hat es schon oft gemeinsame Gemeindefeste gegeben. Im Kontext des Lutherjahres ist das aber schon irgendwie einzigartig, glaube ich.

Warum haben Sie sich für das Datum des ersten Oktobers entschieden und nicht für das Feiertagsdoppel Allerheiligen/Reformationstag?

Lipski-Melchior: Ja, da wir den Reformationstag ja in diesem Jahr als gesetzlichen Feiertag begehen, hätte sich das irgendwie schon angeboten. Wir haben aber beide an diesen Tagen so viele eigene Verpflichtungen und traditionelle Veranstaltungen, dass das nicht realistisch gewesen wäre.

Apropos Tradition: Können Sie sich eine Wiederholung vorstellen? Oder könnte solch ein Gemeindefest gar eine feste Institution werden?

Evertz: Na – jetzt warten wir erst einmal ab, wie das Fest angenommen wird. Der Erfolg einer solchen Veranstaltung hängt ja von vielen Faktoren ab – das Wetter gehört übrigens auch dazu.

Gibt es viel zu organisieren?

Lipski-Melchior: Und ob: In beiden Gemeinden kümmern sich bereits seit mehreren Monaten viele Freiwillige und Ehrenamtliche um den Feinschliff. Wir haben einen ökumenischen Festausschuss ins Leben gerufen, dessen Mitglieder auch immer wieder neue Ideen beisteuern.

Was dürfen die Besucher denn erwarten?

Evertz: Wir wollten im wahrsten Wortsinn demonstrieren, dass Katholiken und Protestanten aufeinander zugehen: So von werden nach den Gottesdiensten von beiden Kirchen aus Prozessionen zum Rathausplatz führen, wo Bezirksbürgermeister Guido Déus die Gläubigen begrüßen wird. Es folgt eine Gebetszeit und als kleiner Höhepunkt werden Musiker des Schiffervereins ein von meiner Kollegin getextetes und von Kirchenmusiker Hubert Arnold eigens komponiertes Lied auf einem Glockenspiel beiern. Anschließend werden wir dann über die Siegfried-Leopold- und Neustraße zur Versöhnungskirche weiterziehen, wo wir den Festtag dann gemeinsam verbringen und beenden.

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