World Conference Center Bonn "Bei der Stadt brannte der Baum"

BONN · Es ist der 92. Verhandlungstag im Prozess gegen Ex- WCCB-"Investor" Man-Ki Kim und Co., und vor der Wirtschaftsstrafkammer ist der Bonner Rechtsanwalt Herbert Kaupert als Zeuge gefragt. Der Jurist, seit 2009 für die CDU im Stadtrat, weiß, wie hektisch es 2008 hinter den Kulissen in Sachen WCCB zuging.

Rechtsanwalt Herbert Kaupert sagt als Zeuge aus.

Rechtsanwalt Herbert Kaupert sagt als Zeuge aus.

Foto: privat

Er vertrat damals nicht nur Kim und dessen Firma SMI Hyundai, sondern auch die UNCC-Betreibergesellschaft und die neu als Investor gewonnene Firma Honua im Rechtsstreit gegen die Firma Arazim, an die Kim das Projekt verpfändet hatte.

"Nach der Pfändung brannte bei der Stadt der Baum", erklärt Kaupert. Er schildert, dass es damals bei den Gesprächen zwischen Sparkasse, Kim und Stadt nur um die eine Frage gegangen sei: Wie ist das WCCB noch zu retten?

Er habe zum "kontrollierten Heimfall" geraten, doch die Stadt sei damit nicht einverstanden gewesen. "Die wollte das nicht, weil das durch den Rat gemusst hätte und die Probleme öffentlich geworden wären", sagt Kaupert.

Öffentlichkeit aber sollte unbedingt vermieden werden. Auf die Frage, wer denn "die Stadt" war, erklärt er: die WCCB-Projektbeauftragten Arno Hübner und Eva-Maria Zwiebler. Und fügt hinzu: "auch Frau Oberbürgermeisterin Dieckmann zu einem späteren Zeitpunkt".

Kaupert schildert, wie ihn im Sommer 2009 eine Äußerung Dieckmanns "erschreckt" habe, als es erneut um die Frage des Heimfalls ging. Da habe sie erklärt, nach juristischer Beratung sei sie sicher: "Heimfall ist Enteignung, und Enteignung ist in Deutschland verboten."

Auf die Frage von Kims Verteidiger Walther Graf, was denn ein Heimfall 2008 für die Stadt bedeutet hätte, antwortet Kaupert: "Das hätte ihr mindestens zehn Millionen erspart."

Kim wartet an diesem Tag mit einer Überraschung auf: Er verlangt plötzlich einen Koreanisch-Dolmetscher, weil die Englisch-Übersetzung nicht ausreiche. Das Gericht lehnt ab und erklärt: Geschäftsmann Kim, der Firmen in Australien und USA gegründet habe, seit Jahren in den USA lebe und dort studiert habe, habe zu keinem Zeitpunkt des Verfahrens erkennen lassen, dass er zu wenig Englisch könne.

Inzwischen hat das Gericht aus Südkorea die Erlaubnis, dort vom 18. bis 20. Dezember Zeugen zu vernehmen.

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