Bei den Experten dreht sich in Bonn alles ums Hochwasser

BONN · Experten beraten im Bonner Wissenschaftszentrum die neuen Richtlinien der EU. Den 3. Juli 2010 werden viele Wachtberger und Mehlemer so schnell nicht vergessen. Gegen 13 Uhr öffnete der Himmel seine Schleusen und es schüttete. In zwei Stunden fielen 130 Liter Regen pro Quadratmeter.

 3. Juli 2010: Mehlem ist überflutet. Nicht etwa durch Rheinhochwasser - der Mehlemer Bach fließt nach einem Jahrhundertregen, so die Stadt Bonn später, mitten durchs Ortszentrum. Das soll sich nie mehr wiederholen.

3. Juli 2010: Mehlem ist überflutet. Nicht etwa durch Rheinhochwasser - der Mehlemer Bach fließt nach einem Jahrhundertregen, so die Stadt Bonn später, mitten durchs Ortszentrum. Das soll sich nie mehr wiederholen.

Foto: GA-Archiv

Zum Vergleich: Laut Daniel Koch, Sachgebietsleiter Abwasserableitung der Stadt Bonn, belief sich die bis dahin größte gemessene Niederschlagsmenge in Bonn auf 93 Liter pro Quadratmeter. In der Folge schwoll der Mehlemer Bach zu einem braunen Fluss an und überflutete Mehlem.

Anlass für Kochs Vortrag war am Montag die Auftaktveranstaltung der Bezirksregierung zur Umsetzung der Europäischen Hochwasserrisikomanagementrichtlinie, zu der Experten aus ganz NRW ins Bonner Wissenschaftszentrum gekommen waren. Sie soll Grundlage dafür sein, dass Städte und Kommunen künftig europaweit besser auf Hochwasser vorbereitet sind. "Frühzeitige Erkennung und nachhaltige Verringerung von Hochwasserrisiken" lautet die offizielle Zielvorgabe.

Koch erinnerte an das verheerende Hochwasser von 2010. 150 Grundstücke waren auf Bonner Stadtgebiet betroffen, fast die gleiche Anzahl auf Wachtberger Gebiet, 900 000 Euro zahlte die Stadt Bonn für die Beseitigung der Schäden. Überschwemmungen wie diese passieren höchst selten, statistisch einmal in tausend Jahren, so Koch.

Bis 2015 sollen Hochwasserrisiko-Managementpläne erstellt werden. Gertrud Schaffeldt von der Bezirksregierung Köln referierte, was bislang geschehen ist. Bei einer vorläufigen Bewertung wurde für 116 Gewässer im Regierungsbezirk ein "signifikantes Hochwasserrisiko" festgestellt.

Für diese Gewässer werden Hochwassergefahrenkarten angefertigt, die ab Herbst 2012 vorgestellt werden sollen. Sie sollen Aufschluss geben über die mögliche Ausdehnung eines Hochwassers und damit Anhaltspunkte für die Bauleitplanung und den Katastrophenschutz liefern. Bis 2013 sollen zudem Überschwemmungsgebiete bestimmt werden.

Erst dann geht es mit der Aufstellung der Risikomanagementpläne in die letzte Phase. Sie sollen verbindliche Regeln für alle Akteure festlegen. Nach dem Unwetter von 2010 wurde für den Mehlemer Bach schon eine Hochwassergefahrenkarte angefertigt. Unter die Lupe genommen werden außerdem der Rheindorfer Bach oder Katzenlochbach, der Godesberger Bach und der Vilicher Bach.

Doch nicht nur die Behörden seien gefragt, auch die Bürger. Mit Blick auf die Ereignisse in Mehlem sagte Koch: "Das Bewusstsein ist deutlich gestiegen, es wurden viele Maßnahmen getroffen."

Die EU-Richtlinie: Ziel der Richtlinie 2007/60/EG ist es, einen Rahmen für die "Bewertung und das Management von Hochwasserrisiken zur Verringerung der hochwasserbedingten nachteiligen Folgen auf die menschliche Gesundheit, die Umwelt, das Kulturerbe und wirtschaftliche Tätigkeiten in der Gemeinschaft zu schaffen". Die Richtlinie wurde im Frühjahr 2010 durch eine Anpassung des Wasserhaushaltsgesetzes in deutsches Recht überführt.

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