Traktorkonvoi Bauern-Demo rollt von Meckenheim nach Bornheim

Rhein-Sieg-Kreis/Bonn. · Ein Traktorkonvoi zog am Montagmorgen durch Meckenheim, Bonn und Bornheim. Wie bei der Demo im Oktober forderten die Landwirte, bei Gesetzen mitreden zu dürfen.

 Mit seinen deutlichen Botschaften zieht der Konvoi auch durch Hersel.

Mit seinen deutlichen Botschaften zieht der Konvoi auch durch Hersel.

Foto: Matthias Kehrein

Sie waren selbst im Dunkeln nicht zu übersehen: knapp 20 Traktoren, etliche davon mit grünen Protestschildern ausgestattet. Die Landwirte, die damit unterwegs waren, wollten aber vor allem gehört werden. Der Konvoi war Teil einer Staffelfahrt mehrerer Traktorenkonvois, die am Montag aus verschiedenen NRW-Städten nach Bielefeld gefahren sind. In Meckenheim-Merl ging es dazu bereits um 7 Uhr los – zunächst bis zum Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft in Duisdorf für eine kurze Kundgebung.

Dort trafen die Landwirte mit anderen Traktorfahrern zusammen, die im Konvoi über die B 56 aus Euskirchen gekommen waren oder sich auf eigenen Faust nach Duisdorf aufgemacht hatten. Nach Angaben der Bonner Polizei waren es zusammen rund 70 Traktoren. Von Duisdorf ging es dann über Endenich, Dransdorf und Bornheim-Roisdorf in die Rheinorte Hersel, Uedorf, Widdig und dann weiter Richtung Köln.

Von der frühen Uhrzeit oder der langen Anreisestrecke ließen sie sich nicht abhalten. „Der weiteste Weg ist nicht weit genug“, sagte Landwirt Erwin Langen aus Remagen. Marco Burschert kam eigens aus der Nähe des Nürburgrings. Dass sie mit dem Traktorkonvoi gerade im Berufsverkehr Aufsehen erregten, war ihnen bewusst. Burschert, der wie viele andere schon bei der Bauern-Demonstration im Oktober in Bonn dabei war, berichtete von positiven Erfahrungen: „80 Prozent der Leute haben als Reaktion einen Daumen hoch am Straßenrand gezeigt“, sagte er. Wie berichtet, hatten Ende Oktober bei der Demonstration rund 2000 Traktoren den Verkehr in der Stadt und der Region teils um Erliegen gebracht.

„Wir wollen niemanden belästigen“, sagte Thomas Lüpschen aus Wachtberg. Doch der Inhaber eines Milchviehbetriebs will bei Politik und Verbraucher Gehör finden. Die Vorwürfe gegen Landwirte, sie seien für das Insektensterben und hohe Nitratkonzentrationen im Boden verantwortlich, stören ihn genauso wie die anderen Teilnehmer. „Wir möchten auch alles gegen den Klimawandel tun“, betonte Lüpschen. Allerdings sei die aktuelle Gesetzgebung aus Sicht der Landwirte an vielen Punkten verkehrt. „Die Vorgaben sind praxisfremd“, so Lüpschen weiter. Beispielhaft nannte er den bürokratischen Aufwand, wenn eine Kuh während der Weidezeit im Sommer einmal krankheitsbedingt im Stall bleiben müsse. Alles müsse genau begründet und schriftlich fixiert werden.

Lüpschen (53) führt den Hof in der fünften Generation. Er möchte ihn gerne seinem Sohn übergeben. Allerdings hätten es die Kinder dabei schwer, hieß es am Montag. „Tiermörder“ und „Umweltverpester“ würde man sie in der Schule nennen, berichtete Landwirt Albert Schmitz. Auch sein Sohn im Grundschulalter habe damit zu tun gehabt. „Dabei haben wir einen Bio-Betrieb und ich habe gar keine Tiere“, berichtete Schmitz, der für die Koordination der Traktoren aus Meckenheim zuständig war. „Bauernhofidylle? Nur ohne Kindermobbing“, stand daher gleich an mehreren Fahrzeugen.

Das Bild der Landwirte in der Öffentlichkeit solle aufgewertet werden, so die Meinung vor Ort. Möglich sei das laut Schmitz, wenn sie in Kindergärten und Schulen ihre Arbeit vorstellen könnten. Und er wünscht sich von der Politik: „Wir wollen mit am Tisch sitzen, wenn die Gesetze gemacht werden, die uns betreffen.“

Bisher, so der Eindruck der Landwirte, habe man zu wenig auf sie gehört. Am Montag nun wollten sie erneut Aufmerksamkeit erregen – und nahmen dafür einiges in Kauf. Die Arbeit zu Hause, die eigentlich immer anfällt, musste warten. „Der Betrieb geht heute auf Notlauf“, sagte Obsthof-Besitzer Gerd Moog aus Fritzdorf.

Gegen 9 Uhr hatten die Traktoren in Widdig das Ende des Zuständigkeitsbereichs der Bonner Polizei erreicht. Nach Angaben von Polizeisprecher Frank Piontek hatten sich die Verkehrsbeeinträchtigen durch den Konvoi in Grenzen gehalten. Die Traktoren seien – von der Polizei begleitet – zügig durchgekommen. Für die Kundgebung am Landwirtschaftsministerium sei die Rochusstraße für knapp 25 Minuten gesperrt gewesen.

Für einige Landwirte aus der Region war mit dem Konvoi am Montag indes noch nicht Schluss. Für sie geht am Dienstag zur Großdemonstration nach Berlin. Dann allerdings mit dem Zug.

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