Prozessauftakt in Bonn Bande stahl Reifen im Wert von 75.000 Euro

RHEIN-SIEG-KREIS/BONN · Ihre Masche war stets dieselbe: Nachts schlichen sich die Mitglieder einer Diebesbande auf das Gelände von Autohäusern, bockten die Autos auf Steinen oder alten Reifen auf und montierten die Räder ab. Seit Freitag müssen sich zwei mutmaßliche Mitglieder der Bande vor der Jugendstrafkammer des Bonner Landgerichts verantworten.

Dem 20-Jährigen aus Siegburg und dem 22-Jährigen aus Troisdorf werden gewerbs- und bandenmäßige Diebstähle zwischen Oktober und Dezember 2011 zur Last gelegt. Mit ihnen auf der Anklagebank sitzt ein 29 Jahre alter Onlinehändler aus Stralsund. Er soll von der Bande Reifenkomplettsätze gekauft haben und wurde wegen Hehlerei angeklagt.

In einem zweiten Prozess wird sich ab August der mutmaßliche Kopf der Bande mit zwei weiteren Komplizen ebenfalls vor dem Landgericht verantworten müssen. Der 24-Jährige aus Bornheim ist der Justiz bestens bekannt: Zum Zeitpunkt der jetzt verhandelten Diebstahlsserie musste er sich mit seinem Bruder wegen Hehlerei vor dem Landgericht verantworten.

Damals hatte er gestanden, dass er gestohlene Motorräder und Roller zerlegt und die Einzelteile übers Internet verkauft hatte. Im November wurde er zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Der Prozess scheint den Mann, der zuletzt in Buschdorf einen Motorradladen betrieb, nicht sehr beeindruckt zu haben.

Laut der neuen Anklage war er der Mann im Hintergrund, der seine Diebe mit Fahrzeugen und Werkzeug ausgerüstet hatte. Dann soll er den Komplizen Vorgaben gemacht haben, welche Felgen sie stehlen sollen. Das Diebesgut sei in seinem Geschäft aufbewahrt worden. Der nun vor Gericht sitzende 20-Jährige hat gestanden, an zehn Taten beteiligt gewesen zu sein. Unter anderem wurden bei einem BMW-Händler in Sankt Augustin im November in zwei Nächten von 15 neuwertigen Fahrzeugen die Räder abmontiert.

Der Wert der gestohlenen Reifenkomplettsätze beläuft sich laut Anklage auf mehr als 75 000 Euro - in der gleichen Höhe soll an den Fahrzeugen ein Sachschaden entstanden sein. Zudem war der Siegburger offenbar auch an dem Diebstahl eines Tresors aus dem Büro einer Troisdorfer Spedition beteiligt, in dem 56.000 Euro Bargeld gewesen sein sollen. Die Täter hatten ein Feuer gelegt, um die Spuren zu verwischen. Sachschaden mindestens 60.000 Euro.

Der mitangeklagte 22-Jährige legte vor Gericht ein Teilgeständnis ab. Laut Anklage war er an fünf Taten beteiligt. Er räumte lediglich ein, zwei Mal Schmiere gestanden zu haben. Gar als Opfer sieht sich der Onlinehändler aus Stralsund: "Eigentlich bin ich der Geschädigte." Er hatte nach eigenen Angaben im Dezember vier Radsätze gekauft - diese waren dann später von der Kripo beschlagnahmt worden. Eine Quittung hatte er allerdings nicht vorlegen können.

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