Mehlemer Bach Zweispuriger Hochwasserschutz

MEHLEM · Bald dürfte sie wieder beginnen, die Zeit der starken Regenfälle, die aus dem seichten Mehlemer Bach ein reißendes Gewässer machen. Seit der letzten Überflutung im Sommer 2013 hat sich am Bachverlauf nichts verändert. Die Planungen für einen verbesserten Hochwasserschutz kommen nur schleppend voran.

 Die Grafik zeigt die beiden möglichen Routen für den Entlastungskanal des Mehlemer Baches.

Die Grafik zeigt die beiden möglichen Routen für den Entlastungskanal des Mehlemer Baches.

Foto: GA

Ein besorgter Bürger äußert sich beim Ortsbesuch des General-Anzeigers empört: "In der Unterführung an der Domhofstraße stehen Kies und Abfall mittlerweile 70 Zentimeter hoch. Wenn der nächste Starkregen kommt, nimmt das dem Wasser wieder jede Menge Platz, dann steht hier wieder alles unter Wasser. Die Stadtverwaltung muss endlich etwas tun."

Dort, beim städtischen Tiefbauamt, ist man sich der Problematik bewusst und möchte den Forderungen der Anwohner so schnell als möglich nachkommen. Amtsleiter Peter Esch erklärt aber, dass weder die Säuberung des Bachgrunds noch eine von den Bürgern vorgeschlagene Vertiefung des Bachs ausreichend sei, um den aus Wachtberg herabkommenden Fluten Herr zu werden.

"Ein Hochwasser spült den Kies einfach weg, das ist kein Hindernis. Aber richtig ist: Wir müssen dafür sorgen, dass der Bach an den beiden Knackpunkten mehr Wasser führen kann", sagte Esch. Die beiden Knackpunkte sind die Durchlässe an der Domhof- und der Mainzer Straße. "Bis dahin ist das Bachprofil breit genug. Das Problem beginnt an der Domhofstraße, dort ist das Profil zu schmal."

Noch in diesem Jahr möchte er deshalb die Bagger rollen lassen. Die Chancen für einen schnellen Baubeginn stehen gut: Jüngst stimmte die Bezirksvertretung Bad Godesberg zu, mit den konkreten Planungen zu beginnen. Auch aus der Stadtspitze und von Kämmerer Ludger Sander habe es breite Zustimmung für die millionenschweren Maßnahmen gegeben.

Die sehen zwei Varianten vor: Zunächst wird der Durchlass an der Domhofstraße deutlich vergrößert. Dann wird das Wasser durch einen unterirdischen Kanal entweder direkt dort unter dem Drachensteinpark hindurch oder später an der Mainzer Straße unter der Siegfriedstraße entlang in den Rhein abgeleitet.

"Damit können wir die durch den größeren Durchlass an der Domhofstraße aufgenommenen Wassermassen zweispurig weiterleiten und die Engstellen somit entlasten", erklärt Esch. Setzt aber sogleich nach: "Wenn wir das machen, dann ist Mehlem aber immer noch nicht gegen ein Jahrhunderthochwasser geschützt. Hundertprozentige Sicherheit gibt es in diesem Gebiet einfach nicht."

Welche Route letztlich den meisten Schutz bietet und folglich umgesetzt wird, entscheiden die nun einsetzenden Planungen. Die sollen auch ermitteln, wie stark die Durchlasserweiterung an der Domhofstraße ausfallen muss, um die Wassermassen eines Hochwassers aufnehmen zu können.

Das Investitionsvolumen beträgt zwischen 2,5 (Siegfriedstraße) und über vier Millionen Euro (Drachensteinpark). Nicht ob der Kosten, sondern vor allem aufgrund der deutlich kürzeren Strecke zum Rhein, betont Tiefbauamtsleiter Esch, favorisiere er die erstgenannte Route.

Der finanzielle Aspekt spielt dennoch eine Rolle. Die Stadt Bonn wird die schützenden Bauarbeiten voraussichtlich ohne Unterstützung des Landes durchführen müssen. Denn: Schon jetzt erfüllt die Stadt alle gesetzlich vorgeschriebenen Anforderungen an den Hochwasserschutz in Mehlem. Darüber hinausgehende Maßnahmen werden aus Düsseldorf nicht bezuschusst.

Sanierung des Kanals

Mit dem Entlastungskanal würde die Verwaltung auch die Möglichkeit schaffen, den Bach in den regenarmen Zeiten komplett über den neuen Entlastungskanal in den Rhein umzuleiten und den bestehenden unterirdischen Kanal trockenzulegen.

Dessen Rohre sind nämlich dringend sanierungsbedürftig. "Außerdem ist der Abstand zwischen Rohr und Straßendecke zu niedrig", erklärte Tiefbauamtsleiter Peter Esch. Mit der tieferen Verlegung neuer Rohre könne - so der Entlastungskanal noch 2014 kommt - möglicherweise schon 2015 begonnen werden.

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