Kurpark in Bad Godesberg Zu viel Brot zieht Ratten an

BAD GODESBERG · Tierliebe kann auch zu weit gehen: Einige Spaziergänger leeren am großen Teich im Godesberger Kurpark ganze Tüten aus. Das zieht Ratten an. Ein Fachfirma bekämpft zurzeit stadtweit die Nagetiere.

 Entenfüttern am Teich im Kurpark. Oft meinen es Tierliebhaber mit dem Füttern zu gut und riskieren, dass die Brotreste Ratten anziehen.

Entenfüttern am Teich im Kurpark. Oft meinen es Tierliebhaber mit dem Füttern zu gut und riskieren, dass die Brotreste Ratten anziehen.

Foto: FRIESE

. Es hätte so schön sein können am Teich gegenüber der Stadthalle. „Eine Idylle, Enten schnattern, Nilgänse ziehen neun Küken auf. Ab und zu sieht man Graugänse. Und auch ein Reiher schaut hin und wieder vorbei. Die Tiere, auch die Fische, fühlen sich offenbar wohl“, berichtet GA-Leser Jens Mayer-Ladewig. Doch dann fährt er fort, dass sich das mit dem Wohlfühlen offensichtlich ebenso auf Ratten vor Ort beziehe. Auch sie gedeihen seiner Beobachtung nach besonders gut, denn ihr Tisch ist reich gedeckt.

Und jetzt kommt der Leser auf den Punkt: „Tierfreunde aus aller Welt werfen große Mengen Brot ins Wasser – mehr, als das Federvieh wegfressen kann.“ So wundere es ihn nicht, dass er immer mehr Ratten am Stadthallenteich entdecke. „Und man fragt sich, wie viele man wohl nicht sieht. Ein Tierparadies eben“, meint Mayer-Ladewig bitter. Andere Spaziergänger bestätigen seine Beobachtungen.

Nein, das Restaurantteam beobachte nicht, dass sich Ratten rund um den Teich aufhielten, antwortet Stadthallen-Pächterin Monika Weiermann auf GA-Anfrage. „Wir haben auch keine Stellen mit Kot gesichtet.“ Natürlich müsse man in einem Park mit stehendem Wasser letztlich mit Mäusen und wohl auch anderen Nagern rechnen. Deshalb treffe die Stadthalle wie jeder gastronomische Betrieb Vorsichtsmaßnahmen, sprich lege präventiv Köder aus. Das Gesundheitsamt komme regelmäßig zur Kontrolle. Aber natürlich sehe sie auch, dass Bürger es mit dem Füttern oft zu gut meinten, fügt Weiermann hinzu. „Niemand kritisiert das Kind, das etwas von seinem Brötchen oder einen Keks ins Wasser wirft. Aber es gibt Leute, die ganze Brottüten ausleeren.“ Da stimme der Spruch: Gut gemeint ist schlecht gemacht. Weiermann wünscht sich übrigens, dass die Stadt nun endlich für 2016 die Wasserkaskade laufen lasse. „Die würde das stehende Wasser wieder mal aufwirbeln.“

Stefanie Zießnitz vom Presseamt bestätigt: Nein, die Rattenpopulation in Bad Godesberg sei nach Erfahrungen des Tiefbauamts nicht höher als in den übrigen Stadtbezirken. Und die Bekämpfungsfirma des Vorjahrs bescheinige Bonn insgesamt, vom Befall her im Mittelfeld zu liegen. Die derzeitige Vertragsfirma attestiere der Stadt sogar einen verhältnismäßig niedrigen Rattenbefall. Schätzungen besagten, dass auf jeden Einwohner deutscher Städte etwa zwei bis drei Ratten kämen. Die Tiere hielten sich gerne im Bereich von Bachläufen und Bahngleisen auf, aber auch überall dort, wo sie Nahrung fänden. Und das gehe jeden an: „Werden Essensreste in die Toilette gekippt, steigt erfahrungsgemäß die Rattenpopulation schnell an. Gleiches gilt für offene Mülleimer oder -tüten oder Fleischreste auf Komposthaufen“, sagt Zießnitz.

In der Regel seien Ratten sehr scheue Tiere, die Menschen aus dem Weg gingen. „Sie greifen nur sehr selten an, nur wenn sie in absoluten Notlagen sind oder sich bedroht fühlen“, so das Presseamt. Die Allesfresser seien immer im Umkreis von 200 Metern um ihr Nest auf Futtersuche und enorm anpassungsfähig. Gerne hielten sie sich in Kellern, undichten Behausungen, vor allem aber in der Kanalisation auf, so Zießnitz.

Ratten müssten bekämpft werden, da sie Krankheitserreger auf die Menschen übertragen könnten. „Eine starke Dezimierung oder gar ein Verschwinden kann aber nur erreicht werden, wenn den Ratten das Nahrungsangebot im Kanal fehlt. Das heißt: Essensreste gehören nicht in die Kanalisation“, stellt Zießnitz klar.

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