Mobile Zahnarztpraxis Zahnarztpraxis im Wohnzimmer

RÜNGSDORF · Ein ambulantes Zahnarztteam in Bad Godesberg behandelt die Patienten zu Hause. Damit reagieren die Mediziner auf den steigenden, demografisch bedingten Bedarf

 Claudia Haebler und Bert Huefnagels sind seit dem Jahr 2013 mit dem Dentomobil in Bad Godesberg unterwegs, um Patienten zu Hause zu behandeln.

Claudia Haebler und Bert Huefnagels sind seit dem Jahr 2013 mit dem Dentomobil in Bad Godesberg unterwegs, um Patienten zu Hause zu behandeln.

Foto: Ronald Friese

Ein Mangel an Zahnärzten herrscht in Bonn sicher nicht. "Rund 300 Zahnärztinnen und Zahnärzte arbeiten in der kreisfreien Stadt Bonn, allerdings gibt es deutlich weniger Praxen als Zahnärzte", sagt Uwe Neddermeyer, Sprecher der Kassenzahnärztlichen Vereinigung (KZV) Nordrhein.

Und noch viel weniger Zahnärzte gibt es in der Stadt Bonn, die mobil unterwegs sind und zu den Patienten nach Hause kommen. "Soweit ich weiß bin ich der Einzige, der in dieser Form mobil unterwegs ist", berichtet der Godesberger Zahnarzt Bert Huefnagels.

Seit 2013 ist es möglich, dass Zahnärzte mobil arbeiten und sich der aufsuchenden Betreuung und Therapie widmen. Das erfordert jedoch einen zusätzlichen organisatorischen, personellen, apparativen und zeitlichen Aufwand. Huefnagels, der seine Gemeinschaftspraxis in der Cäsariusstraße führt, besucht seine Patienten seit Anfang des Jahres zu Hause beziehungsweise in Senioren- und Pflegeheimen.

Sein Motto: "Wir kommen zu Ihnen." Noch scheint diese Form zahnmedizinischer Gesundheitsversorgung eine Pionierleistung zu sein. "Aber in zehn Jahren wird das in ganz Bonn Standard sein", glaubt Huefnagels.

Grund sei der demografische Wandel. "Schon heute ist eine angemessene zahnmedizinische Versorgung immobiler Patienten aufgrund unzureichender gesundheitspolitischer Rahmenbedingungen und einer häufig suboptimalen zahnärztlichen Betreuungsmöglichkeit in Pflegeeinrichtungen sowie mangelhafter Mundhygiene unzureichend", heißt es in einer Broschüre, an der unter anderem die Bundeszahnärztliche Vereinigung mitgeschrieben hat.

"Eine Lücke im System", so Huefnagels. Dies habe den Gesetzgeber bewogen, im vergangenen Jahr eine Neuregelung für eine bessere zahnärztliche Versorgung von Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderung einzuführen.

"Diese Gruppe hat Anspruch auf eine zahnmedizinische Versorgung, die dem allgemeinen Stand zahnmedizinischer Erkenntnisse entspricht, und das nicht nur im Fall der Reparaturleistung bei schlecht sitzendem Zahnersatz", erläutert Huefnagels.

"Gesund beginnt im Mund", so Huefnagels Motto. Der 70-jährige Godesberger Zahnarzt bezeichnet seinen Einsatz auch als "soziales" Engagement. Und: "Die Leute sind uns dankbar", berichtet Claudia Haebler, die als zahnmedizinische Fachangestellte mit Huefnagels unterwegs ist.

An zwei Nachmittagen in der Woche fahren die Dentisten gemeinsam durch Bonn, unterstützt auch von Kollegen aus dem Bereich der Kieferchirurgie und der Implantationsmedizin. "Für manche Patienten ist das wie Fußpflege oder Maniküre, grundsätzlich ist es aber einfach eine wichtige Sache", meint Huefnagels. Seit einem halben Jahr ist es auch möglich, mit Pflegeheimen Kooperationsverträge abzuschließen.

"Bislang sind für den Bereich Nordrhein über 100 solcher Verträge abgeschlossen worden", berichtet KZV-Sprecher Neddermeyer. Bei rund 5000 Pflegeheimen für dieses Gebiet eher ein Tropfen auf den heißen Stein. "Aber", so Neddermeyer, "Tendenz steigend." Dazu wird auch Bert Huefnagels künftig seinen Teil beitragen: "Kooperationsverträge sind auch bei uns bereits in Arbeit."

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