Altarbilder aus dem 17. Jahrhundert Wertvolle Gemälde auf Dachboden in Muffendorf entdeckt

Muffendorf · Altarbilder aus dem 17. Jahrhundert und ein beeindruckendes Werk des bekannten Malers Robert Böninger will die Katholische Gemeinde Bad Godesberg für 40.000 Euro restaurieren lassen.

Auf dem Speicher des Muffendorfer Pfarrhauses wartete eine Überraschung: Eigentlich wollte die Gruppe um Pfarrer Wolfgang Picken nur Schäden am Dach begutachten, um die Grundsanierung des Hauses vorzubereiten. „Wir sind über gestapeltes Zeug gestiegen und plötzlich auf das stark beschädigte Lazarus-Bild gestoßen“, berichtete Picken. Außerdem warteten noch zwei barocke Altarbilder auf dem Speicher.

Wie die Kunstwerke dorthin kamen, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. „Es ist seit Jahren niemand mehr auf dem Dachboden gewesen, sodass die Dinge irgendwann in Vergessenheit gerieten“, meint Picken. Die 1,46 Meter hohen und ein Meter breiten Altarbilder gehörten zur barocken Ausstattung der Kirche Alt St. Martin.

Ein Bild zeigt den heiligen Martin, den Patron von Muffendorf, das andere die Heilige Familie. Ein zu Rate gezogener Konservator bestätigte den beträchtlichen Wert der Werke aus dem späten 17. Jahrhundert, die an den Seitenaltären der Kirche hingen und beim Erzbistum verzeichnet sind. Die Altarbilder wurden vermutlich zunächst ins Pfarrhaus umgehängt, als die barocke Ausstattung aus der alten Martinskirche entfernt wurde, und landeten irgendwann auf dem Dachboden.

Gemälde gibt Rätsel auf

Mehr Rätsel gibt das Bild „Auferweckung des Lazarus“ von Robert Böninger auf. Der 1869 in London geborene Maler gehörte zur Düsseldorfer Schule. Er starb 1935 in Düsseldorf, begraben ist er auf dem Muffendorfer Friedhof. „Niemand weiß, wie das Bild in den Besitz der Gemeinde kam. Es wird ebenfalls als sehr wertvoll eingeschätzt“, berichtete Picken. Von seiner Größe her kann Lazarus – immerhin 1,86 Meter hoch und 2,25 Meter breit – weder in der alten noch in der neugotischen Martinskirche gehangen haben.

Das neuzeitliche Kunstwerk ist für den Pfarrer das mit der stärksten Wirkung, auch wenn es zugleich am stärksten beschädigt ist. Die Figuren sind verdunkelt, wie unter einer Kohleschicht, am unteren Rand blättert die Ölfarbe ab. „Das Bild wird die Leute besonders ansprechen. Es wirkt auf jeden, der mit Verlust und Tod konfrontiert ist“, sagte Picken.

Bilder sind barock

Er würde das Werk nach der Restaurierung gerne in einer freien Nische in die Kirche St. Marien an der Burgstraße aufhängen, im Anschluss an den Kreuzweg. Was mit den Barockgemälden passiert, ist noch offen. „Sie gehörten eigentlich wieder in die alte Martinskirche, doch die ist heute strikt romanisch und außerdem relativ feucht“, so der Pfarrer. Die Bilder seien schön, aber auch ein bisschen „schwülstig und theatralisch“. Barock eben, was zur Einrichtung vieler Kirchen nicht passt.

Alle Bilder sind inzwischen in einem Atelier untergebracht, wo sie restauriert werden sollen. Das wird insgesamt rund 40.000 Euro kosten, das Erzbistum Köln übernimmt 70 Prozent der Summe. Der Kirchengemeindeverband muss selbst rund 10.000 Euro aus Spenden und Stiftungen aufbringen.

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