Von Bahnhof bis Taubenhaus Welche Projekte Bad Godesberg 2013 angeht

BAD GODESBERG · So, ein Paar Tage noch die Reste von Weihnachtsbraten und Lebkuchen genießen, rasch den Jahreswechsel begießen und dann die Ärmel hochgekrempelt. Als Motivationsspritze helfen wie immer gute Vorsätze. Und von denen kann es in Bad Godesberg gar nicht genug geben.

Provisorisches Wahrzeichen: Bis zum Herbst birgt ein Gerüst den Turm der Godesburg, der zurzeit saniert wird.

Provisorisches Wahrzeichen: Bis zum Herbst birgt ein Gerüst den Turm der Godesburg, der zurzeit saniert wird.

Foto: Ronald Friese

Für Verwaltung und Politik ist das Aufgabenheft für 2013 schon jetzt prall mit Herausforderungen gefüllt. Als da etwa wären:

  • Bahnhof: Locationscouts, aufgepasst! Sollten Filmproduzenten noch eine passende Kulisse für historische Streifen aus den 40ern à la "Der Untergang" oder für Katastrophenszenarien mit düsteren Endzeitvisionen suchen: Auch 2013 kann diese Gelegenheit am Bad Godesberger Bahnhof beim Schopfe gepackt werden. Auch Komparsen, die sich ansonsten dort täglich in der Wirklichkeit bewegen, stünden in großer Zahl zur Verfügung. Ob der Bahnhof wie zuletzt geplant in den Jahren 2015/16 optisch und technisch (Stichwort Rolltreppen und Toiletten) auf den Stand der Gegenwart gebracht wird, kann nur gehofft werden. Kürzlich sollte ein Vertreter der Deutschen Bahn AG hierüber in der Bezirksvertretung berichten. Doch der Tagesordnungspunkt fiel aus und soll bald neu angesetzt werden.
  • Erscheinungsbild: Um beim Thema Optik zu bleiben: Die mobilen Eingreiftruppen zur Entfernung von Farbschmierereien brauchen wohl auch im neuen Jahr keine längeren Leerlaufzeiten einzuplanen. Trotz ihres permanenten Einsatzes und erfolgter Schulungen sehen zahlreiche Wände im Stadtbezirk aus wie die U-Bahnen in der Bundeshauptstadt. Und das will was heißen. Was viele Menschen übrigens nicht wissen, die zu Hause auf die mobile Eingreiftruppe warten: Für beschmierte Privathäuser ist sie nicht zuständig, da muss der Eigentümer selbst eingreifen.
  • Godesburg: Heißa, ein Erfolgserlebnis, und ein so weithin sichtbares noch dazu! Geschichte ist das langwierige Ringen um die Beantragung von Fördergeldern und die Höhe der städtischen Eigenbeteiligung. Realität hingegen ist das Gerüst um den Burgturm, von dem aus das mittelalterliche Gemäuer bis zum kommenden Herbst für die nächsten 800 Jahre fitgemacht wird. Wer weiß, wer nach Bayern und Bonnern dereinst in Bad Godesberg sonst noch Begehrlichkeiten verspürt. Saniert wird für 1,2 Millionen Euro übrigens nur der Turm, wie Restaurantpächterin Monika Hauck kürzlich bei einem Pressetermin zu wiederholen gar nicht müde wurde. Zur Sicherheit an dieser Stelle noch einmal: "Die Baustelle betrifft nur den Bergfried und nicht die ganze Burg." Der Prominenz der Godesburg tut die Baustelle jedoch offenbar keinen Abbruch. Es soll, so ist zu hören, bereits zu ersten Verwechslungen mit dem Post- Tower gekommen sein.
  • Haribo-Museum: Dabei wünscht sich manch einer schon, dass die Verkleidung der Burg auch einem anderen Wahrzeichen als Spielfläche dient. Der Goldbär als "Trikotwerbung" der Godesburg dürfte wohl eine Vision bleiben. Obwohl Überraschungen ja gerade im Zusammenhang mit Haribo nichts Neues wären. So unverdrossen nüchtern sieht es offenbar auch die Stadtverwaltung, obwohl der Gummibärchenfabrikant die Verhandlungen über das geplante Haribo-Museum via Medien für gescheitert erklärte, potenzielle Museumsgebäude bereits abreißen ließ und konstatierte: Die Haribo-Erlebniswelt werde gebaut, nur eben nicht in Bonn. Um auf dieser Basis für 2013 "konstruktive Gespräche" zu dem Thema anzukündigen, muss man Optimist sein. Oder städtischer Wirtschaftsförderer. Was, selbstredend, kein Widerspruch ist.
  • Kammerspiele: Womit wir bei den Pessimisten wären: Sie fürchten, dass die Kammerspiele zu den Trauerspielen werden, wenn das Schauspiel - wie im Kulturkonzept vorgesehen - an zentraler Stelle in Bonn gebündelt wird. Wie die "alternative kulturelle Nutzung" des Godesberger Theaters aussehen könnte, auch diese Frage muss 2013 beantwortet werden. Eine ganz bestimmte Märcheninszenierung schließt Marcel Schmitt vom Bürger Bund indes aus: "Bad Godesberg darf nicht zum kulturellen Aschenputtel Bonns werden", sagt er.
  • Koblenzer Straße: Nach dem gefühlten Sabbatjahr, das der Baustelle gegönnt wurde, hat längst noch nicht jeder die Hoffnung aufgegeben, dass das Flanieren dort gerade völlig neu erfunden wird. "Nach Karneval soll der Endspurt beginnen", schrieben wir an dieser Stelle vor einem Jahr. An diesem Sachstand hat sich nichts verändert.
  • Schwimmbäder: Keine Veränderung kann auch etwas Gutes bedeuten. Nach heutigem Stand der Dinge öffnen auch 2013 alle Bad Godesberger Bäder ihre Pforten. Allerdings: Das Hin und Her von Schwimmbadkonzepten und Gegenentwürfen könnte auch 2013 weitergehen. Das Thema bleibt der Agenda jedenfalls erhalten.
  • Sicherheit: Bis Ende März wird sich entscheiden, ob die privat finanzierte City-Streife auch darüber hinaus tätig bleibt. Unabhängig davon werden die Ordnungshüter angesichts zunehmender Straftaten in Bad Godesberg auch 2013 ausgiebig gefordert sein. Von der Islamisten-Hochburg Bonn, in der wiederum Bad Godesberg als Hochburg gilt, an dieser Stelle ganz zu schweigen.
  • Taubenhaus: Alles fertig, alles hübsch, so ließe sich nach Fertigstellung der 60 000-Euro-Investition zusammenfassen. Nun fehlen nur noch die gefiederten Bewohner, die seit einiger Zeit mit Lockfütterungen an den Taubenschlag herangeführt werden sollen. Bislang ist der Erfolg überschaubar. Das Jahr 2013, es strotzt nur so vor Herausforderungen.
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