Nach langer Diskussion Weihnachtszirkus darf auf die Rigal'sche Wiese

Bad Godesberg · Das geplante Gastspiel des Bonner Weihnachtszirkus auf der Rigal'schen Wiese tauchte am Mittwochabend gleich in vier Tagesordnungspunkten der Bezirksvertretung Bad Godesberg auf.

Eine Einwohnerfrage von Gerhard Lemm, ehemaliger Bezirksverordneter der Grünen, beschäftigte sich zunächst mit den Auflagen für den Zirkusbetreiber, die Wiese nach dem Gastspiel wieder herzurichten. Außerdem ging es darum, welche Nutzung der Wiese rechtlich zulässig ist. Für die Reparaturen ist laut Verwaltung der Veranstalter zuständig, was im Platzpachtvertrag geregelt und mit einer Kaution in Höhe von 30.000 Euro abgesichert ist. Der Bonner Weihnachtszirkus habe die städtische Fläche im Vorjahr „zügig und fachlich korrekt“ wiederhergestellt. Es wird Rollrasen ausgelegt. Die Schäden auf der Wiese müssen im Frühjahr beseitigt sein, sobald die Witterung stabil genug ist, um die Rasenarbeiten fachgerecht ausführen zu können.

Wie berichtet war der Zirkus im vergangenen Jahr auf einer Wiese in Beuel buchstäblich im Matsch versunken, der Platz an der Beethovenhalle fällt im Zuge der Sanierung endgültig als Zirkusplatz weg. Deshalb ist die Rigal'sche Wiese als Ausweichstandort vorgesehen – zunächst einmalig, wie die Stadt in ihren Stellungnahmen betont. Die Wiese solle grundsätzlich als Spiel- und Freizeitfläche für den Stadtbezirk Bad Godesberg erhalten bleiben und auch künftig nur in Ausnahmefällen für Veranstaltungen genutzt werden.

Lemm forderte in einem Bürgerantrag außerdem, dem Zirkus alternativ den benachbarten Parkplatz zur Verfügung zu stellen. Außerdem solle die Verwaltung alternative Standorte prüfen. „Ich meine, dass der Zirkus auf der Wiese nichts verloren hat“, so Lemm.

Die Verwaltung hat dem Veranstalter bereits eine verbindliche Zusage für das Gastspiel vom 15. bis 31. Dezember gemacht. Eine Nutzung des Parkplatzes, der bald für 200.000 Euro saniert wird, lehnt sie nicht nur wegen möglicher Schäden an der neuen Oberfläche ab. Er werde ganzjährig zum Parken benötigt. Alternative Standorte hat die Stadt geprüft, aber nicht gefunden. Die Bonner Rheinaue kommt wegen der Vielzahl von Großveranstaltungen nicht infrage, das Gelände am Haus der Jugend an der Reuterstraße ist teilweise mit Containerbauten für Flüchtlinge belegt, der Parkplatz „An der Josefshöhe“ wird dauerhaft für die Heimspiele des Bonner SC benötigt.

Der Bürger Bund Bonn (BBB) fürchtet, dass künftig auch andere Gewerbetreibende die Wiese nutzen wollen und sich dabei auf das genehmigte Zirkusgastspiel berufen können. Die Wiese sei „für die Körperertüchtigung unserer Kinder und Jugendlichen da“, sagte Marcel Schmitt (BBB). Laut Christian Schäfer, Leiter der Bezirksverwaltungsstelle Bad Godesberg, gibt es keine Auflagen, was die Nutzung der Fläche angeht. Die Verwaltung wertet die einmalige Vergabe an den Weihnachtszirkus für die Saison 2017 als Ausnahmefall.

Letztlich lehnte das Gremium den Bürgerantrag mit großer Mehrheit bei Gegenstimmen des BBB ab und sprach sich für den Zirkus aus. „Wir wollen, dass sich etwas ändert und Bad Godesberg von diesem Schmuddel-Image wegkommt“, sagte Monika Heinzel (Grüne), die sich eine Belebung der Innenstadt verspricht. Lutz Beine (SPD) sieht die gute Verkehrsanbindung des Platzes als Vorteil. Philipp Lerch (CDU) betonte den „kulturellen Standortfaktor“ für den Stadtbezirk und erwartet beim Probelauf auch keine nachhaltigen Schäden. „Das ist doch nicht das Oktoberfest, das wir auf der Rigal'schen Wiese platzieren wollen.“ Ein Zirkus entrücke in eine bessere Welt, „und das kann Bad Godesberg gut brauchen“, so der CDU-Fraktionschef.

Jürgen Bruder, parteilos und Vorsitzender des Stadtmarketing-Vereins, erhofft sich Rückenwind für die Bemühungen, den Nikolausmarkt aufzuwerten. Auch Juppi Schäfer (Die Godesberger) will den Weihnachtszirkus nicht an einen anderen Stadtbezirk abgeben: „Ich sehe kein Problem.“ Statt nach Formalien zu schauen und zu meckern müsse man die Chance ergreifen, meint Achim Schröder (FDP): „Wir haben durch Zufall ein tolles Event bekommen, das Publikum nach Bad Godesberg bringt.“

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