Tourismus in Wachtberg Wanderer sind Wachtbergs Chance

WACHTBERG · Hoteliers können vom Tourismus im Ländchen noch nicht leben. Wirtschaftsförderer sieht allerdings gute Perspektiven

 Wasserburgen wie die Burg Gudenau sind der Stolz der Gemeinde Wachtberg. Sie sind beliebtes Ausflugziel vieler Touristen.

Wasserburgen wie die Burg Gudenau sind der Stolz der Gemeinde Wachtberg. Sie sind beliebtes Ausflugziel vieler Touristen.

Foto: Axel Vogel

Wiesen, Felder und Obstplantagen lassen sich beim Fahrradfahren oder Wandern durchstreifen. Zudem eröffnet das Wachtberger Ländchen Reitern und Golfern einen weiten Blick auf Rhein und Voreifel. Neben viel landschaftlich Schönem und Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung gibt es für Touristen auch manches kulturelle Kleinod zu entdecken - von der Wasserburg bis zum Kellertheater. Von daher will Wirtschaftsförderer Jens Forstner den Tourismus erklärtermaßen vorantreiben, vor allem mit Blick auf positive Effekte für heimische Hotels und Anbieter von Ferienwohnungen. Dass hören Hoteliers zwischen Villip und Niederbachem zwar gerne. Doch Fakt ist: Übernachtungäste kommen bislang zum größten Teil aus anderen Bereichen.

Im Hotel Dahl in Niederbachem, mit 67 Zimmern und 120 Betten nach eigener Aussage das größte Haus am Platze, kann Inhaberin Marie Theres Roos von Touristen noch lange nicht leben. "Die machen etwa fünf Prozent der Gäste aus, sagt Roos. "Der Wert ist zuletzt konstant geblieben." Ihre Hauptkundschaft sind Geschäftsleute, die in Bonn zu tun haben. Zudem kann Roos auf Tagungen, Feiern und Stammgäste setzen.

Bei der Frage, warum Touristen eher selten ihr Hotel buchen, differenziert Roos. In der Vergangenheit habe ihr die Werbung der Gemeinde mit dem "Wachtberger Pferdeland" durchaus Kundschaft gebracht: "Wenn es früher auf dem Rodderberg große Reiturniere gab, war mein Hotel eine ganze Woche lang ausgebucht", sagt Roos. Doch die Großereignisse seien weniger geworden. Turniere im benachbarten Golf-Club brächten ihrem Hotel ebenso Gäste, wie Motorradfahrer zur Kundschaft gehörten. "Eher Fehlanzeige" registriert Roos aber bei Fahrradtouristen: "Dafür haben wir in Wachtberg einfach zu viele Hügel."

Eine Chance sieht sie bei Wanderern: "Die Gruppe halte ich für am sinnvollsten." Um die zu erreichen, müsse die Gemeinde aber "mehr werben und informieren". Dabei gelte auch die Anbindung Wachtbergs an das Nahverkehrsnetz zu verbessern: "Das ist eine Weltreise vom Bahnhof hierher." Ross sieht sich - neben dem Hotel Görres - aber weitgehend als Einzelkämpferin in der Gemeinde, weshalb sie ihre Ausrichtung auch stärker auf Bonn richte. Kaum Touristen buchen bislang auch eines der 60 Zimmer im Hotel Görres in Villip: "Unsere Gäste sind oft Monteure und Berufsreisende und am Wochenende Gäste, die einen Bekanntenbesuch machen", sagt Hermine Görres. "Es wäre schön, wenn man mehr Urlauber dazu begeistern könnte, für ein paar Tage zu bleiben." Görres ist ebenfalls der Meinung, dass sich die Gemeinde etwas einfallen lassen sollte, damit mehr Urlauber kommen: "Und wenn es Bustouristen sind, die ein paar Tage das Rheinland kennenlernen möchten."

"Grundsätzlich ist der Internetauftritt der Gemeinde hinsichtlich Tourismus eher dürftig", sagt Angéla Hartzheim, die seit vier Jahren eine Ferienwohnung in Oberbachem anbietet. Ihre Gäste sind vor allem Monteure aus Ostdeutschland, die im Bonner Raum als Subunternehmer arbeiten. "Aber zum Teil auch Feriengäste aus den neuen Bundesländern, die ihre Kinder besuchen wollen", sagt sie. Angéla Hartzheim könnte sich gut vorstellen, "dass etwa eine Kombination aus Reitsport und Touristik eine große Möglichkeit für Wachtberg wäre". Zum Wandern und Radfahren seien nicht so viele Wege vorhanden. Zudem habe sie von Gästen bereits gehört, "dass es so schön hier wäre, wenn die Natur nicht komplett unter Folie verschwinden würde". Zudem empfindet Hartzheim langfristig die übermäßige Bebauung und die immer neue Ausweisung von Wohngebieten "für den Tourismus und das Lebensgefühl in Wachtberg eher kontraproduktiv".

"Wachtberg hat ein enormes Potenzial für den Tourismus", hält Jens Forstner, Wirtschaftsförderer der Gemeinde dagegen. Forstner kann das mit Zahlen belegen: "Die letzte Auswertung der Übernachtungszahlen in der Gemeinde Wachtberg durch das statistische Landesamt NRW (IT.NRW) zeigt einen Anstieg der Übernachtungen im Zeitraum Januar bis Mai 2013 im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent." Die Daten würden zudem zeigen, dass auch die Zahl ausländischer Gäste weiter ansteige. "Mit rund 25 Ferienwohnungen stellt Wachtberg das größte Angebot im linksrheinischen Rhein-Sieg-Kreis", sagt er. Daher baue die Gemeinde "dieses Potenzial auch kontinuierlich aus". Die Bandbreite der Zielgruppen reiche vom Radfahrer bis hin zum Reiter.

"Selbstverständlich nehmen wir auch Wanderer in den Fokus", entgegnet Forstner Kritikern. So verfüge die Gemeinde bereits über "sehr schöne Wanderrouten und entsprechendes Begleitmaterial", was vor allem der Arbeit des Wachberger Wander-Vereins zu verdanken sei. Auch gebe es bereits eine Reihe Wanderkarten, zudem hat der Naturpark Rheinland mit der Gemeinde eine Route "Tanz auf dem Vulkan" ausgearbeitet. "Sie ist 25 Kilometer lang und kann mit dem Fahrrad oder auch zu Fuß erkundet werden." Mittelfristig sei eine neue "Feuerroute" durch Wachtberg in der Mache. "Alle diese Karten und Routenbeschreibungen erhält man bei uns im Rathaus entweder am Empfang, bei mir oder im Büro der Rhein-Voreifel-Touristik", sagt der Wirtschaftsförderer.

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