Historischer Gemeindesaal in Bad Godesberg Vom hässlichen Entlein zum schönen Schwan

Bad Godesberg · Vor zehn Jahren wurde der restaurierte historische Saal der evangelischen Gemeinde eingeweiht. Mit einer Feier wird dieses Jubiläum am Freitag, 17. März, ab 19 Uhr gewürdigt.

 Im Jugendstil: Der historische Gemeindesaal ist ein architektonisches Kleinod im Herzen von Bad Godesberg.

Im Jugendstil: Der historische Gemeindesaal ist ein architektonisches Kleinod im Herzen von Bad Godesberg.

Foto: Ebba Hagenberg-Miliu

Der Stolz über die gelungene Restaurierung von Bad Godesbergs erstem evangelischen Gemeindesaal im Gründerzeitbau an der Kronprinzenstraße war Pfarrer Norbert Waschk vor zehn Jahren natürlich anzusehen, als er das Erbstück aus Kaisers Zeiten einweihte. „Aus einem über viele Jahre durch eine Zwischendecke verschandeltem Großkabuff ist wieder ein repräsentativer Saal für 200 Leute geworden“, meinte Waschk damals.

Seine Gemeinde hatte die 890.000 Euro Baukosten sowie die dann noch in der Ausstattung entstandenen Mehrkosten von 100 000 Euro auch mit Hilfe von Spenden aufgebracht. „Damit haben wir aber für sicher zwei Generationen vorgesorgt“, hatte Waschk gesagt und angekündigt, dass die Betriebskosten des Saals nun durch Vermietung als attraktiver Versammlungsort „reingebracht“ werden. Dafür sorgt seither „Saalmanagerin“ Annegret Kadur.

Die Einweihung ist inzwischen genau ein Jahrzehnt her. Und nun lädt Waschk für diesen Freitag, 17. März, ab 19 Uhr zur Jubiläumsfeier in die Kronprinzenstraße 31. Nach einem Sektempfang wird der Pfarrer über Martin Luther und das 500-jährige Reformationsjubiläum in diesem Jahr sprechen. Und dann spielt das Trio Farrenc mit Arnim Klüser (Flöte), Ulrike Tiedemann (Violoncello) und Beatric Ebersberg (Klavier) ein Werk von Louise Farrenc. Bei Getränken und einer guten Suppe sollen schließlich Impressionen aus den letzten zehn Jahren historischer Gemeindesaal Revue passieren. Sicher wird dann an die erst schwierige Geschichte der Restauration erinnert.

Über Jahrzehnte war die authentische Ausstattung dieses Schmuckstücks im Jugendstil nämlich gar nicht sichtbar gewesen. Aus Gründen, in dem überhohen Raum Heizkosten sparen zu können, war eine potthässliche Zwischendecke eingezogen worden, die das schöne Deckengebälk von 1904 verschwinden ließ. Über viele Jahre waren also die kirchenschiffähnliche Schönheit des Saals, seine Stuckarbeiten und Sprossenfenster verdeckt. Und plötzlich galt es vor zehn Jahren nach Entfernung der Decke, wieder die vier großen stilisierten Wasserspeier an der Saaldecke zu entdecken. Und die äugen seither, Krokodilen gleich, wie vor 100 Jahren staunend auf die zu biblischen oder kulturellen Veranstaltungen zusammengekommenen Menschen.

Denn der historische Gemeindesaal der ersten evangelischen Gemeinde Bad Godesbergs hat sich inzwischen zum beliebten Konzert- und Versammlungsort gemausert. Wo einst die ersten engagierten Protestanten Godesbergs im vormals rein katholischen Godesberg tagten, sind nun wieder Synoden des Kirchenkreises, Konzerte, Feste, Tagungen und die „DenkMahle“ genannten Tischgespräche im Reformationsjahr zurückgekehrt. Das langjährige „Großkabuff“ kann wieder an den Glanz des alten Bad Godesberg erinnern.

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