Zimmer mit Gleisanschluss Viele Wohnungen in Bonner Bahnhöfen stehen leer

BONN/BAD GODESBERG · Trotz Wohnungsnot stehen viele Apartments in Bonner Bahnhöfen leer. Die Deutsche Bahn hat allerdings an einer künftigen Vermietung kein Interesse und will verkaufen.

Es gibt noch einige freie Wohnungen in Bonn mit zentraler Bahnhofslage. Aber sie werden nicht vermietet und stehen einfach nur leer. Alte Empfangsgebäude, die von der Deutschen Bahn nicht mehr genutzt werden, liegen oft still und verlassen da – zum Beispiel in Niederdollendorf.

Familie Lorenz wohnt derzeit noch als letzte Mietpartei im Bahnhof Bad Godesberg, obwohl weitere Wohnungen in dem Haus frei stehen. Zu den genauen Zahlen wusste die Deutsche Bahn allerdings keine Angaben zu machen. Zumal sie auch einige Bahnhöfe gar nicht mehr selbst bewirtschaftet, zum Beispiel Mehlem. So liegen dem Unternehmen für solche Stationen keine Zahlen vor.

Die beiden Wohnungen des Mehlemer Bahnhofs beispielsweise sind bewohnt. Im Gebäude befindet sich noch die Gaststätte „Portugal“ und ein Kunstatelier, wie es Oliver Domscheit mitteilt, dem das Haus mit seinem Bruder Holger seit mehr als zehn Jahren gehört. „Wir haben im letzten Jahr erst die Fassade neu gemacht“, sagt er. Die Bahn habe damals verkauft, „da sie für ihren Bahnbetrieb keinen Nutzen mehr sah“.

Was Beuel und Godesberg angeht, gibt es wohl noch bestehende Mietverträge, so der Bahnsprecher. Aber wie viele Wohnungen dort leerstehen und wie viele Mietparteien sich noch in den Empfangsgebäuden befinden, dazu könne er derzeit nichts sagen. Bei eigenem Bestand wäge das Unternehmen wirtschaftlich ab, ob sich eine Investition überhaupt noch lohnt.

Oliver Domscheit sagt, dass Wohnungen an Bahngleisen heute durchaus begehrt seien und verweist auf seinen gut ausgelasteten Komplex am Von-Groote-Platz mit 58 Einheiten. Der Lärm der Züge spiele bei solchen Projekten heute nicht mehr so eine große Rolle, weil die immer leiser würden – auch Güterzüge.

Man könne durchaus von Wohnungsnot auf dem Bonner Immobilienmarkt sprechen, so Jürgen Schönfeldt, Geschäftsstellenleiter des Mieterbundes Bonn/Rhein-Sieg/Ahr. Markus Schmitz vom Presseamt Bonn erklärte, dass es vor allem an einem entsprechenden Angebot bezahlbarer Mietwohnungen fehle. „Der Bonner Wohnungsmarkt ist insbesondere im preisgünstigen Segment von einem Mangel an geeignetem Wohnraum bei gleichzeitig steigender Nachfrage gekennzeichnet.“ Es gebe auch nicht genügend Bauland in Bonn.

Um sie letztlich vor dem Verfall zu retten, verkauft die Bahn ausgediente Objekte. „Wir schauen, inwiefern die Gebäude noch als Eigenbedarf genutzt werden können und wie wichtig uns ein Bahnhof erscheint. Von Immobilien, die nicht mehr für das Kerngeschäft dienlich sind, wird sich das Unternehmen trennen“, erklärte der Bahnsprecher.

Für Niederdollendorf scheint die Bahn nun einen Interessenten gefunden zu haben: „Es gibt Verhandlungen über den Verkauf des Empfangsgebäudes. Aber wir befinden uns noch im Gespräch, bisher ist noch nichts beschlossen. Es wäre denkbar, dass dort neue Wohnungen entstehen, aber das obliegt dem Investor selbst“, so der Bahnsprecher.

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