Nach der tödlichen Attacke in Muffendorf Verdächtiger Messerstecher ist polizeibekannt

Bonn · Die zwei Tatverdächtigen, die am Sonntag nach einer tödlichen Messerattacke vor einer Asylunterkunft in Muffendorf festgenommen worden sind, wurden am Montag dem Haftrichter vorgeführt. Ein 32-Jähriger kam am Sonntag ums Leben.

Der 26-jährige Kosovare, der am Sonntagabend einen 32-jährigen Albaner vor der Flüchtlingsunterkunft an der Deutschherrenstraße getötet haben soll, ist am Montagnachmittag dem Haftrichter vorgeführt worden, und zwar wegen vollendeten Totschlags. Das gilt auch für seinen 30-jährigen Begleiter, der aus Albanien stammt. Inwiefern dieser an der Tötung beteiligt ist, steht nach Angaben der Polizei allerdings noch nicht fest. Auch die Ermittlungen zum Motiv des 26-Jährigen dauern an. Fest steht, dass zwischen beiden ein Streit schwelte. „Die beiden sind bereits einmal aneinandergeraten“, sagte Polizeisprecher Robert Scholten.

Das Opfer war bisher polizeilich unauffällig. Der 26-jährige mutmaßliche Messerstecher allerdings ist nach Angaben der Beamten bereits häufiger in Erscheinung getreten, unter anderem wegen Körperverletzung. Nach Informationen des General-Anzeigers war er bereits einmal in der Muffendorfer Einrichtung untergebracht, verbrachte dann einige Zeit im Kosovo und kehrte schließlich an die Deutschherrenstraße zurück.

Wie berichtet, war der Streit in der Unterkunft zwischen mehreren Beteiligten schließlich vor dem Gebäude eskaliert. Der 26-Jährige soll schließlich ein Messer gezogen und mehrfach auf das Opfer eingestochen haben. Gegen 18.50 Uhr alarmierten Zeugen Polizei und Feuerwehr, nachdem der schwer verletzte Mann vor der Flüchtlingsunterkunft an der Deutschherrenstraße lag. Er wurde von kurze Zeit später eintreffenden Rettungskräften notärztlich versorgt, doch es war zu spät. Der Mann starb noch an Ort und Stelle.

Eine Mordkommission unter der Leitung von Kriminalhauptkommissar Jürgen Hülder hat die Ermittlungen übernommen, die Beamten stimmen sich eng mit Staatsanwältin Sandra Düppen ab. Ein großes Lob sprach die Polizei dem Sicherheitspersonal in der Unterkunft aus. Dieses hatte die beiden Tatverdächtigen bis zum Eintreffen der Polizei in einem Raum separiert und anschließend für Ruhe gesorgt.

Nach Auskunft der zuständigen Bezirksregierung sind in der Unterkunft zurzeit 259 Menschen untergebracht, die vom Deutschen Roten Kreuz (DRK) betreut werden. „Wir haben gemeinsam mit dem DRK die Situation vor Ort mit den Flüchtlingen besprochen“, sagte ein Sprecher. Das vorhandene Sicherheitskonzept habe auch weiterhin Bestand.

Die Messerattacke in Bad Godesberg ist nicht die einzige gewalttätige Auseinandersetzung in Flüchtlingsunterkünften in Bonn. Im Februar hatte ein 29-jähriger Somalier einen ebenfalls 29-jährigen Marokkaner mit einem Messer angegriffen. Das Opfer wurde im Krankenhaus behandelt, schwebte aber nicht in Lebensgefahr. Gegen den mutmaßlichen Täter wurde Haftbefehl wegen Totschlags erlassen. Im Dezember 2015 war es zu einer gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Bewohnern einer städtischen Flüchtlingsunterkunft an der Friedrich-Wöhler-Straße in Auerberg gekommen. Dort war ein Streit zwischen zwei Männern eskaliert; ein 50-Jähriger verletzte seinen 26-jährigen Kontrahenten mit einem Messer.

Das Opfer schwebte nicht in Lebensgefahr. Im Sommer 2015 war es zu einer folgenschweren Auseinandersetzung im Paulusheim in Endenich gekommen. Dort hatte ein 24-jähriger Westafrikaner einen 27-jährigen Mitbewohner mit einem Messer verletzt. Der Verdächtige hatte sich in einer Küche in der zweiten Etage verschanzt, als die Polizei eintraf. Deswegen wurde ein Spezialeinsatzkommando angefordert. Als die Kräfte eintrafen, sprang der Flüchtling aus einem Fenster und soll mit Messern in den Händen auf die Polizisten zugelaufen sein. Als sich der Mann auch mit Pfefferspray nicht stoppen ließ, schossen die Beamten.

Der Schock in Bad Godesberg sitzt tief. Vor der Unterkunft hängt ein Bild des Verstorbenen, Kerzen und Blumen liegen an der Straße. Die Einrichtung sei eine der besten Deutschlands, sagte Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke. Dennoch sei man vor zwischenmenschlichen Dramen der Bewohner nicht gefeit. „Flüchtlinge bilden einen Querschnitt durch die Gesellschaft. Darunter sind vereinzelt auch Straftäter und Gewaltbereite.“ Die Täter müssten zur Verantwortung gezogen werden. Darüber hinaus sei es wichtig, „an unserer exzellenten Willkommenskultur festzuhalten – in Bad Godesberg und Deutschland.“

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