Stadtwald in Bad Godesberg Verbote sorgen für Ärger

Schweinheim · Gesperrte Wege, Anleinpflicht für Hunde: Eine Gruppe von Bad Godesberger Bürgern ärgert sich darüber, dass die Stadt Bonn im Naturschutzgebiet Verbote aufgestellt hat, die jahrzehntealte Wege betreffen.

„Früher durften wir hier noch langgehen“, erklärt Anita Krug während eines Spaziergangs durch den Stadtwald am Bad Godesberger Stadtrand. „Heute ist das nicht mehr erlaubt.“

Die Rede ist von Waldwegen abseits der ausgeschriebenen Wege. Manche seien über vierzig Jahre alt und laut Krug von der damals eigenständigen Stadt Bad Godesberg eingerichtet worden. Davon will die Stadt Bonn nichts wissen – nur ein Punkt, bei dem sich Stadt und Bürger nicht einigen können.

Krug ist hier regelmäßig mit ihrem Border Collie unterwegs und kennt den Wald wie ihre Westentasche. Was in den letzten Jahren in „ihrem“ Stadtwald passiert, macht die 80-Jährige wütend.

50 Schilder im Wald

Und sie ist nicht alleine: Eine kleine Gruppe Schweinheimer hat sich ihr angeschlossen. Der Tenor: Seit das Gebiet zum Naturschutzgebiet erklärt wurde, würde der Mensch hier ausgeschlossen. In der Tat ist das Betreten des Waldes nur noch auf den offiziellen Wegen erlaubt; Hunde müssen grundsätzlich an die Leine, erklärt Gerhard Wolf.

Rund 50 Schilder im Wald würden darauf hinweisen, dass Flora und Fauna sich ansonsten gestört fühlten. Dass das Gebiet gleichzeitig für die Forstwirtschaft freigegeben ist, sei „zynisch“. Die schweren Forstmaschinen trügen mehr zur Verdichtung des Bodens bei als jeder Spaziergänger. Als „Etikettenschwindel“ empfinde er dieses Verhältnis, regt sich Wolf auf.

Aus Protest besprüht ein Unbekannter die Schilder regelmäßig mit ironischen Botschaften. „Frei“ steht in grüner Farbe auf dem Schild vor dem Pürschweg. „No go“ oder „Eingang zum Schilderwald“ seien schon zu lesen gewesen. Krug zeigt auf von den Maschinen beschädigte Bäume und zur Holzernte scheinbar achtlos in den Wald geschlagene Schneisen.

Ein wildernder Mops?

Die Stadt hingegen verweist auf die „strengen naturschutzfachlichen Vorgaben des Naturland-Zertifikates“. Dass alle Hunde hier an die Leine müssen, trifft bei den Hundebesitzern auf Unverständnis. „Haben Sie schon mal einen wildernden Mops gesehen?“, fragt Iris Kuhl (74). „Es werden einfach Regeln aufgestellt, aber es wird nicht differenziert“, regt sich ihre Schwägerin Gudrun Kuhl (70) auf. Im Gegenzug verweist die Stadt auf den generellen Leinenzwang in Naturschutzgebieten.

Die Hauptwege zu benutzen sei besonders für Kinder und ältere Menschen gefährlich geworden. Autos und Fahrradfahrer würden viel zu schnell durch den Wald fahren. „Morgens und am Wochenende ist das hier wie die Tour de France“, so Silke Enders (46).

Um die Nutzung der traditionellen Wege zu verhindern, blockierte die Stadt diese mit Holzscheiten. Dabei geht es den Bürgern nur um die Wege unmittelbar in der Nähe zur Stadt, keinesfalls um Wege tief im Wald. Einen Bürgerantrag auf Beseitigung der Blockaden vom Mai 2013 lehnte die Stadt ab.

„Ein so nah an der Besiedelung gelegenes, auch bei Kindergartengruppen und Nutzern des Jugendzeltplatzes beliebtes Naherholungsgebiet kann nicht einfach in ein den Menschen ausgrenzendes Naturschutzgebiet umgewandelt werden“, findet Krug.

Nutzung des "Waldsportplatzes" untersagt

Ein weiteres Anliegen der Bürger ist die Nutzung der Wiese, die etwa 50 Meter waldeinwärts vom Waldkrankenhaus entfernt liegt. Als „Waldsportplatz“ kennen die älteren Schweinheimer sie noch. Die Stadt soll die Nutzung als Sportplatz mit der Begründung abgelehnt haben, die Wiese sei uneben und würde nicht oft genug gemäht.

Außerdem müsse sie den umliegenden Krankenhäusern als Hubschrauberlandeplatz dienen. Bernhard Schöffend, Kaufmännischer Direktor des Waldkrankenhauses, signalisierte dem GA gegenüber jedoch Gesprächsbereitschaft: „Höchst selten“ lande hier ein Hubschrauber. „Wenn alle guten Willens sind, müsste sich da was bewegen lassen“, sagte er auf Anfrage.

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