Verfallenes Gemäuer Verborgenes Mausoleum in Friesdorf ist ohne Sarg

Friesdorf · Grabesstätte eines Friesdorfer Bankiers ist im Wald wiederentdeckt worden. Nach einer Prüfung in den 80er Jahren liegt jedoch kein Denkmalschutz vor.

 Noch einmal ist Udo Urban zum längst vergessenen Mausoleum zurückgekehrt.

Noch einmal ist Udo Urban zum längst vergessenen Mausoleum zurückgekehrt.

Foto: Barbara Frommann

Wenn Sarah und Luisa sich treffen, gehen sie gern raus. So zogen die beiden Zehnjährigen vor kurzem durch den Friesdorfer Wald und stießen auf ein schauerliches Gemäuer. „Wir haben eine Gruft gefunden“, schilderte Sarah ihrem Vater Udo Urban ganz aufgeregt, als sie nach Hause kamen. „Die ist offen. Alles ist kaputt, und es ist auch keine Leiche drin.“

Der Vater aus Rüngsdorf war zunächst ein wenig ungläubig, entschloss sich dann aber, mit den beiden Mädchen zur Fundstelle zu gehen. Die war in dem Wirrwarr der Waldwege gar nicht so einfach wiederzufinden. Dann standen sie vor dem kapellenartigen Bau, an dem ein Flügel der gusseisernen Türe auf dem Boden liegt, der andere ist geöffnet.

Auch ein kompletter Abriss wird diskutiert

Im Inneren mit seiner gotischen Decke befinden sich Schmierereien, ein Sarg fehlt. Die Frontplatte einer steinernen Stehle liegt neben Bierflaschen vor dem Mausoleum im Laub. „Das ist grotesk, passt nicht und ist nicht schlüssig“, sagt Urban und schüttelt den Kopf. Er denkt, dass die sakrale Stelle entweder gepflegt oder abgerissen werden sollte.

Die Sache ließ ihm keine Ruhe, sodass er sich an die Untere Denkmalbehörde der Stadt gewandt hat. „Die Beschädigungen scheinen schon mehrere Jahre alt zu sein“, schreibt Urban und fragt sich, ob die Kammer vielleicht baufällig ist und eine Gefahr bedeutet. Er hat nachgeschaut, ob sie in einer Denkmalliste aufgeführt ist, fand aber kein Ergebnis.

Angelika Belz von der Unteren Denkmalbehörde teilt auf GA-Anfrage mit, dass 1984 der Denkmalschutz der Villa, die weiter oberhalb gelegen ist, untersucht worden sei. „Diese wurde nicht als Denkmal eingestuft.“ Die Villa und das Mausoleum hätten damals schon nicht mehr in Bezug zueinander gestanden, da die jeweiligen Eigentümer des Hauses sich nach dem Tod des ursprünglichen Besitzers im Jahr 1858, der im Mausoleum bestattet war, nicht mehr kümmerten.

Bestimmung des Besitzers ist aufwendig

„Das Mausoleum ist seit 150 Jahren dem Verfall preisgegeben“, sagt Belz. Deshalb könne die Stadt auch keine Informationen liefern, was mit dem Sarg passiert ist. Wem die Parzelle, auf dem das Mausoleum steht, heute gehört, lasse sich nicht ohne großen Aufwand herausfinden, da es vor Ort viele verschiedene Parzellen gibt. „Zur Villa gehört sie wahrscheinlich nicht mehr. Man müsste Messungen beauftragen, um den Eigentümer bestimmen zu können“, sagt Belz. Die Grabesstätte befindet sich letztlich allerdings im frei zugänglichen Wald und scheint hin und wieder als Treffpunkt genutzt zu werden.

Urban hat auch schon eine Antwort von der Denkmalbehörde erhalten. Demnach handelt sich um das Grabmal des am 22. Mai 1783 in Kirchen (Sieg) geborenen und am 12. September 1858 verstorbenen Bankiers und Fabrikanten Ludwig Ferdinand Köhler. Er wohnte in der Villa Simons, die er in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erwarb, ausbaute und Ludwigslust nannte. Damals stieg Köhler in die nahe gelegene Alaunfabrik ein. Jedes Jahr werde das vermeintlich unbekannte Mausoleum wieder von Spaziergängern neu entdeckt, so Belz. In normalen Sommern tarne es sich im Dickicht des privaten Waldes.

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