Hospiz in Schweinheim Travestiekunst und klangvoller Gesang

bad godesberg · "Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehn, und dann werden tausend Märchen wahr", sang die rothaarige Frau im schwarz-silber-goldenen Kleid mit dunkler und kräftiger Stimme im Wintergarten des Hospizes am Waldkrankenhaus.

 Begeistert sein Publikum im Hospiz: Travestiekünstler Curt Delander tritt als Zarah Leander auf.

Begeistert sein Publikum im Hospiz: Travestiekünstler Curt Delander tritt als Zarah Leander auf.

Foto: Ronald Friese

Rund 50 Besucher und Bewohner saßen im Halbkreis um die Künstlerin, die mit ihrer schicken Abendgarderobe heraussticht. Viele bekannte Lieder der schwedischen Sängerin und Schauspielerin Zarah Leander wurden dem Publikum geboten. Zum Lied "Nur nicht aus Liebe weinen" klatschen schließlich alle fröhlich mit.

Bei genauerem Hinschauen bemerkt man aber, dass es sich um einen Mann handelte, der die Evergreens mit klangvoller Stimme sang.

Der bekannte Bonner Travestiekünstler Curt Delander präsentierte als Zarah Leander die "Kunst der Verwandlung". Mit seinen Interpretationen der Leander-Chansons bot der Verwandlungskünstler den zehn Hospizbewohnern und ihren Besuchern eine unterhaltsame Show.

Danach gab es einen Umtrunk und die Gelegenheit für Gespräche. Hospizgäste, die nicht zur Show kommen konnten, stattete Curt Delander einen Besuch im Zimmer ab, um ihnen ein persönliches Ständchen zu bringen.

Der Sohn eines Operettentenors und einer Tänzerin ist mit seinem Bonner Travestie-Theater "Zarah L." bekannt geworden. Seit mehr als 40 Jahren steht er auf der Bühne, tritt heute aber nur noch vereinzelt auf. Auch seine Sammlung von Leander-Kostümen im Magazin des Hauses der Geschichte und die Funde von Ausgrabungen in der Bonner Altstadt machten den gebürtigen Bonner bekannt.

Nach dem Motto "Leben bis zuletzt - in Würde sterben" bietet der Hospizverein Bonn den schwer kranken und sterbenden Menschen alle zwei bis drei Wochen Shows von Klassik über Pop bis zu Chansons. Alle Künstler treten ohne Gage auf, um ihnen etwas Abwechslung zu bieten.

"Unsere Gäste sollen teilhaben am Leben und nicht so isoliert sein", sagt Susanne Gundelach vom Hospizverein Bonn. Sie freute sich, dass Curt Delander "Leben in die Bude" brachte. Dass die Show gut ankam, konnte man schon allein am lang andauernden Applaus erkennen. "Ich finde das super, wie stimmgewaltig er singen kann", sagte die Hospizbewohnerin Babara Fraam.

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