50 Jahre Thomaskapelle Thomaskapelle bleibt Ort des Trostes

Bad Godesberg · 50-Jahr-Feier der evangelischen Kleinkirche mit Open-Air-Gottesdienst und Konzert. Nach dem Willen der Landeskirche wäre sie längst "weggefallen".

 50 Jahre Thomaskirche: Der Open-Air-Gottesdienst zum 50-jährigen Bestehen war gut besucht.

50 Jahre Thomaskirche: Der Open-Air-Gottesdienst zum 50-jährigen Bestehen war gut besucht.

Foto: Roland Kohls

Nach dem 60-jährigen Bestehen der Christuskirche feierte nun das zweite evangelische Gotteshaus Plittersdorfs Jubiläum: Die Thomaskapelle südlich des Rheinauenparks neben der amerikanischen Siedlung 1966 war der schlichte Saalbau von Heinrich Otto Vogel mit großen Fenstern, schwarzem Marmoraltar und offenem Glockentürmchen errichtet worden.

Beim gestrigen Festgottesdienst gab Pfarrer Oliver Ploch einen launigen Rückblick auf seine eigenen Erfahrungen mit der „50-Jährigen“. Als er aus dem Hunsrück nach Bad Godesberg gekommen war, da habe er gedacht: „Jetzt ist Schluss mit den kleinen Dorfkirchen. Auf dich warten in der Stadt bedeutende Kathedralen“, so Ploch. Und dann habe er neben der Christuskirche diese Kapelle kleiner als alle, die er von seinen Dörfern kannte, vorgefunden, mit dem winzigen franziskanischen Türmchen, mit nur einer und noch dazu handgeläuteten Glocke.

„Und jeden Sonn- und Feiertag einen Gottesdienst in aller Frühe. 9 Uhr ist ja für viele Menschen quasi mitten in der Nacht.“ Doch Ploch ließ sich faszinieren: von der Bescheidenheit des Ortes, vom offenbar aus der Zeit gefallenen Gotteshaus, das es nach kirchlichen Strategiepapieren und weltlichen Kosten-Nutzen-Rechnungen schon lange nicht mehr geben dürfte. Genau das habe man nämlich von der Landeskirche schriftlich: „kann wegfallen“.

Die Kleinstkirche soll im Ort bleiben

Aber es gebe die Thomaskapelle immer noch, denn diese renitenten Christen, diese sturen Presbyter sagten: Sie sei heute wichtiger denn je, sie sei heilig. Weil jede noch so kleine Kirche ein Anachronismus sei und gerade darin hochmodern. Die Glocke trage die Umschrift: Das Wort Gottes bleibt in Ewigkeit. Das sei auch nach den verdienstvollen Pfarrjahrzehnten seines Vorgängers Ernst Jochum Versprechen und Verpflichtung zugleich. „Unsere Kirchen sind Trostorte, Kraftquellen und Zukunftsstätten.“ Auch diese Kapelle des sogenannten ungläubigen Thomas müsse im Dorf bleiben, rief Ploch aus.

„Egal ob Kapelle, Synagoge oder Moschee – heute sind Gotteshäuser für viele Menschen das einzige, was sie noch zulassen und achten. Worte sind ihnen Schall und Rauch. Aber die Gottesverehrung unserer Vorfahren, wie sie Stein und Bild geworden ist: Die zieht noch an“, so Ploch. Was die Gemeinde und ihre Gäste aus Ökumene und Politik beim Open-Air-Gottesdienst und der Feier im Innenhof besiegelten. Der Posaunenchor der evangelischen Gemeinden blies die Jubiläumsbotschaft in den Rheinauen-Himmel. Und am späteren Nachmittag beantworten das die Rheinbläser mit einem Extrakonzert.

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