Rettungskursus Friesdorf Teilnehmer üben Abschleppen und Wiederbelebung

FRIESDORF · Jemand, der kurz vor dem Ertrinken ist, winkt nicht - er hat gar nicht mehr die Kraft, die Arme zu heben. Zumal er sie braucht, um über Wasser zu bleiben. Dabei ist es wichtig, dass man erkennt, wann ein Kind im Wasser nicht mehr verspielt planscht, sondern um sein Leben kämpft.

 Übung im Becken: Karsten Arsinakis vom Arbeiter-Samariter-Bund rettet den "bewusstlosen" Kursteilnehmer Holger Stolarz.

Übung im Becken: Karsten Arsinakis vom Arbeiter-Samariter-Bund rettet den "bewusstlosen" Kursteilnehmer Holger Stolarz.

Foto: Axel Vogel

"Helfen ist einfach, Erkennen ist schwierig", sagte Karsten Arsinakis vom Arbeiter-Samariter-Bund. Der erfahrene Rettungsschwimmer erklärte am Freitag den Teilnehmern am Rettungskursus im Friesi, was im Notfall zu tun ist.

Leicht zu erkennen sei ein Mensch, der in Gefahr schwebt, dann, wenn er reglos auf dem Wasser treibt. Ein solcher sei leichter zu retten - er behindere seinen Retter nicht mit panischen Bewegungen. Anders als der, der bei Bewusstsein ist: "Er klammert sich an alles, was sich bewegt", so Arsinakis.

"Das Wichtigste ist, selber über Wasser zu bleiben." Deshalb sollte man sich im Wasser dem Betroffenen wenn möglich von hinten nähern, um ihn zu greifen. Wenn er zu sehr klammert, helfe nur eins: "Kurz untertauchen." Wer kurz vorm Ertrinken steht, tauche nicht mit.

Wenn man jemanden retten will, hat man keine Zeit, erst noch Badesachen anzuziehen. Also muss man mit Kleidung ins Wasser, und diese Erfahrung machten alle Teilnehmer. Bei dieser Gelegenheit zeigte ihnen Arsinakis im Freibadbecken auch, wie man einen Menschen ans rettende Ufer bringen kann.

Daneben behandelte der Kursus ausführlich das Thema Wiederbelebung, das man aus dem Erste-Hilfe-Kursus kennt - die zehn Teilnehmer frischten dabei ihre Kenntnisse auf, die die meisten zuletzt bei der lange zurückliegenden Führerscheinprüfung beweisen mussten: an den Notruf denken, Atem und Puls prüfen und möglichst schnell mit der Wiederbelebung beginnen.

An Übungspuppen probierten sie das auch selber aus. Herzdruckmassage geht vor Beatmung, dabei müssen die Hände auf dem Brustkorb übereinander gelegt und die Arme durchgedrückt werden. "So kriegen wir Sauerstoff ins Gehirn und ins Herz", so Arsinakis. Bei der Beatmung Kopf nach hinten und kräftig pusten: "Man atmet 17 Prozent Sauerstoff wieder aus." Ein ganz wichtiger Tipp bei der Mund-zu-Nase-Beatmung: "Man muss den Mund ganz weit aufmachen, sonst drückt man die Nasenflügel zusammen."

Neu für die meisten war der Umgang mit dem Notfall-Defibrillator. "Damit steigern Sie die Überlebenschancen des Patienten exorbitant", sagte der Kursleiter. Das handliche Gerät sollte in jedem Schwimmbad zur Erste-Hilfe-Ausrüstung gehören und sagt dem Benutzer, was zu tun ist.

Ganz wichtig: "Ruhe bewahren." Im schlimmsten Fall müsse man so lange wiederbeleben, bis das Herz wieder schlägt - und dann weitermachen. "Das Herz ist dann in so schlechter Verfassung, dass es die Arbeit noch nicht alleine schafft." Erst der eintreffende Notdienst könne einem sagen, dass man aufhören darf - oder der Patient selbst.

Den Lehrgang habe man anberaumt, nachdem im Bekanntenkreis ein Kind in einem Gartenteich ertrunken ist, sagte Bettina Lange-Kleine von den Freibad-Freunden Friesdorf, die das Angebot unter maßgeblichem Antrieb der Vorsitzenden Ingeborg Cziudaj angeleiert haben. "Wir wären in dem Fall hilflos gewesen."

Deshalb der Kursus, der die Teilnehmer natürlich nicht zu Rettungsschwimmern ausbilden könne: "Er soll helfen, den Schock zu überwinden." Bei entsprechendem Interesse wolle man ihn im nächsten Sommer wiederholen.

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