Altbau-Sanierungsprojekt in Bad Godesberg Studentin Tabea Riss untersucht Synergien bei der Hausmodernisierung

Bad Godesberg · Die energieeffiziente Sanierung eines Altenbaus ist gut und schön. Aber wie kann man Synergieeffekte schaffen, wenn gleich mehrere private Immobilienbesitzer ihre Häuser in ein und demselben Straßenzug modernisieren?

 Sie will ihren Altbau in ein Passivhaus verwandeln: Naphawan Böttcher (rechts). Zum Ortstermin sind Tabea Riss (2.v.r.), Architektin Nicole Wolff und Horst Behr gekommen.

Sie will ihren Altbau in ein Passivhaus verwandeln: Naphawan Böttcher (rechts). Zum Ortstermin sind Tabea Riss (2.v.r.), Architektin Nicole Wolff und Horst Behr gekommen.

Foto: Axel Vogel

Genau diese Frage untersucht jetzt Studentin Tabea Riss von der FH Bremerhaven in einer Bachelorarbeit (Fachgebiet Gebäude-Energietechnik) anhand der Bonner Straße in Bad Godesberg.

Anlass für die Arbeit ist das Sanierungsprojekt von Bauherrin Naphawan Böttcher. Sie baut ihren geschichtsträchtigen Altbau mit der Architektin Nicole Wolff zu einem Passivhaus um. Nun traf sich Studentin Riss mit allen Beteiligten zu einem Ortstermin.

Wenn mehrere Privathäuser an ein und derselben Straße saniert werden, machen das Bauherren in aller Regel unabhängig voneinander. Und zwar "ohne den Blick über den eigenen Tellerrand", weiß der Hennefer Klimadesigner Horst Behr. Dass ist aus Sicht des Vorsitzenden des EnergieKompetenzKreises Bonn Rhein-Sieg, der mittels interdisziplinärer Denkmodelle den Energieverbrauch dauerhaft und schnell reduzieren sowie Versorgungsstrukturen umbauen will, oft ein Versäumnis.

[kein Linktext vorhanden]Wenn sich mehrere Bauherren vor Ort zusammentun, etwa beim Bau einer neuen Heizung oder einer Solaranlage, können langfristig Betriebskosten gesenkt werden. "Die sind letztendlich viel entscheidender als die Investitionskosten", so Behr. Ganz wichtig ist ihm, dass dabei auch ökologische Aspekte berücksichtigt werden.

Als Vorsitzender des EnergieKompetenzKreises ist Behr Ideengeber und wird als Zweitprüfer das wissenschaftliche Projekt von Tabea Riss begleiten, bei dem die Bonner Straße als Ganzes im Mittelpunkt steht. Dreh- und Angelpunkt der Studien der Studentin wird der energieeffiziente Umbau des Altbaus der Familien Böttcher sein. Auf den ist Behr durch Architektin Wolff, die Mitglied im EnergieKompentenzKreis ist, aufmerksam geworden.

Deren Sanierungsprojekt ist wegen der Historie interessant: 1905 gebaut, war in dem Haus lange die Familie des Bad Godesberger Arztes Paul Pies zu Hause. Pies schrieb ein Stück Stadtgeschichte, weil er im März 1945 bei den Übergabeverhandlungen mit den anrückenden GIs so half, Bad Godesberg vor weiteren Kriegszerstörungen zu retten.

Die Studentin wird in ihrer Arbeit jene Maßnahmen durchrechnen, die Naphawan Böttcher in ihrem Haus konkret plant. Was wäre beispielsweise günstiger bei einer auf 20 bis 25 Jahren ausgelegten Wärmeversorgung: eine Wärmepumpe oder ein Blockheizkraftwerk? Im Zuge der der Arbeit werden aber auch die gesetzlichen Anforderungen nach EnEV (Energie-Einspar-Verordnung) wie auch der mögliche Passivhausstandard untersucht, so Horst Behr.

Zum Szenario gehört ausdrücklich, dass die Verfasserin annimmt, dass noch weitere Häuser von privaten Bauherren an der Bonner Straße saniert werden. Horst Behr sagt: "Meines Wissens nach hat es einen solchen Arbeitsansatz noch nicht gegeben." Der Nutzen liegt für ihn auf der Hand: "Späteren privaten Bauherrn kann man so wirtschaftliche und technische Optionen aufzeigen, die sie so nie bekommen hätten." An Bedarf mangelt es aus Sicht von Architektin Wolff nicht: "Gerade Bonn hat ein großes Potential bei Altbausanierungen."

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