Zukunft des Karnevals Stadtsoldaten in Bad Godesberg sind im Umbruch

Bad Godesberg · Die Godesberger Stadtsoldaten haben die zuletzt schwach besuchte Mädchensitzung aus ihrem Kalender gestrichen. Luftflotte und Druckluft sollen bei der Prunksitzung den Saal zum Beben bringen. Unklar ist noch, wo während der Sanierung der Stadthalle Karneval gefeiert wird.

 Grün, rot und weiß: Die Godesberger Stadtsoldaten in Aktion.

Grün, rot und weiß: Die Godesberger Stadtsoldaten in Aktion.

Foto: Tews

Nach dem großen Jubiläumsjahr anlässlich 125 Jahre Godesberger Stadtsoldatencorps wird es für den Verein in diesem Jahr etwas ruhiger. Allerdings deuten sich Umbrüche an: Die Mädchensitzung wird es in dieser Session nicht mehr geben. So macht sich die Truppe derzeit Gedanken über die Zukunft des Karnevals und darüber, wie sie ihr Publikum auch in Zukunft noch begeistern kann. Sie hofft nun auf viele Jecken bei der Prunk- und bei der Herrensitzung.

„Das Jubiläumsjahr war sehr stressig“, sagt Kommandant Patric Engels, mit dem Vorsitzenden und Literaten Dieter Nussbaum an der Spitze des Corps. „Wir haben alles in den Januar legen müssen: Jubiläumsempfang, Herrensitzung, Mädchensitzung und Prunksitzung.“ Die Session sei halt sehr kurz gewesen. So hat alles den Ehrenamtlern im Verein an den Kräften gezehrt.

Der Umzug der Mädchensitzung in die Zitronenschule (Johannes-Rau-Hauptschule) kam hinzu, führte aber nicht zum erwünschten Erfolg: Laut Engels war die Nachfrage bei den Damen schwach, die Sitzung wurde ein Minusgeschäft. „Wir hatten im Frühjahr beim Einkaufen des Programms die Reißleine gezogen“, sagt der Kommandant, der nun das Konzept hinterfragt. Zur Debatte stehe da etwa, ob eine Sitzung an einem Dienstagabend überhaupt noch funktionieren kann. Gern hätten die Stadtsoldaten einen anderen Termin gewählt, wobei die Wochenenden ausfielen: „Da ist es schwer, Künstler aus Köln rauszuziehen“, sagt Engels, der ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Geld der Mitglieder wichtig ist. Letztlich sei das alles schade, „denn eigentlich kommen wir über die Sitzungen. So etwas ist bei den Stadtsoldaten Tradition“, sagt der 45-Jährige. Er denkt, dass es heute schwierig ist, die Leute vom Karneval insgesamt zu begeistern. Denn die müssten für gute Musik und Tanz nicht auf den 11.11. warten. Es handele sich um ein Generationsproblem „und damit um eine Herausforderung, die die Vereine leisten müssen“.

Trotzdem halten die Stadtsoldaten an ihrer Zielgruppe von 17 bis 95 Jahren fest, sind stolz auf ihr gemischtes Publikum. „Die müssen alle zufrieden nach Haus gehen“, sagt Engels. Sein Sohn stehe da eher auf die Musik, die Schwiegermutter freue sich eher über die Redner vom alten Schlag und Auftritte der Tanzcorps. Große Sorgen macht sich Engels bei dem noch immer nicht gelösten Problem, wohin die Gesellschaften in den Jahren der Sanierung der Stadthalle ausweichen. Er kann sich weiterhin gut vorstellen, dass alle gemeinsam ein Zelt anmieten, das in der Session auf der Rigal’schen Wiese steht.

„Der Vorstand diskutiert viel in der letzten Zeit, wie es weitergehen soll“, sagt Engels. Im Frühjahr stünden Neuwahlen an, bei denen die Spitzenämter wie Sitzungspräsident, Kommandant und Vorsitzender neu gewählt werden. „Personelle Fragen werden noch diskutiert.“ Engels gehört seit mehr als 20 Jahren dem Vorstand an, leitet seit elf Jahren die Herrensitzung, die Prunksitzung seit sechs. Neuigkeiten gibt es aus dem Großen Rat, zu dem nun Ex-Prinz Tobias I. (Nolden) gehört.

Die Godesberger Stadtsoldaten mit ihren 350 Mitgliedern haben rund 20 Auftritte in der laufenden Session. Wenn alles klappt, fahren sie am 16. Februar zu ihren jecken Freunden nach Trier und stehen dort dann auch auf der Bühne. Die Eifeler sind große Fans der Godesberger und kommen regelmäßig zur Prunksitzung nach Bonn. Die Bekanntschaft ist über Tanzoffizier Daniel Amendt zustande gekommen.

Mit dem Corps feiern

Prunksitzung:Sonntag, 27. Januar, ab 16.11 Uhr, Stadthalle Bad Godesberg, Koblenzer Straße 80. Mit Rumpelstilzje, Kuhl und de Gäng, Luftflotte, Cöllner, Druckluft, Lieselotte Lotterlappen, Rheinveilchen, Mennekrather, Tollitäten und dem eigenen Corps. Eintritt 34 Euro.

Herrensitzung: Sonntag, 10. Februar, ab 11 Uhr, Johannes-Rau-Schule, Albertus-Magnus-Straße 21. Mit Rheinlandfanfaren,Lieselotte Lotterlappen, Höppemötzjer, ne komische Hellije, Kölsch Fraktion, Klaus und Willi, Cancing Cheers Lommersum, Volker Weininger als der Sitzungspräsident, Rheinveilchen und Botzedreßer. Eintritt30 Euro.

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