Konzert in Bad Godesberg Spätberufene Musikschüler präsentieren ihr Können

BAD GODESBERG · Anca Bergner war die Anspannung anzusehen. Wird alles so funktionieren, wie sie es zusammen mit ihren Musikschülern eingeübt hat? Ihr ernster, angespannter Gesichtsausdruck entspannte sich erst, als Te-Schiem Park (Violine), Andreas Brautlacht (Violoncello) und Reinhild Schwarz (Klarinette) die "Bourrée I&II" von Johann Sebastian Bach zu Ende gespielt hatten.

 Spielen gemeinsam: Schüler Klaus Breitung mit Klavierlehrerin Anca Bergner.

Spielen gemeinsam: Schüler Klaus Breitung mit Klavierlehrerin Anca Bergner.

Foto: Maximilian Mühlens

Das Eröffnungsstück des Kammerkonzerts der erwachsenen Schüler der Musikschule Bad Godesberg war mehr als geglückt. Es war ein besonderes Konzert, das die Pianistin und Klavierlehrerin Anca Bergner zum elften Mal im Raum 3 der Musikschule am Freitagabend ausrichtete: Es spielten ausschließlich spätberufene Anfänger und arrivierte Wiedereinsteiger, die Bergner unterrichtet.

Mehr als 20 Musiker bescherten den Besuchern einen abwechslungsreichen, musikalischen Abend. Zu Gehör gebracht wurden unter anderem Werke von Mozart, Arensky, Debussy und Schubert. Außerdem spielten die Schüler als Kammerorchester "Il Piacere" die "Polka pizzicatto" von Johann und Josef Strauss.

Erwachsene zu unterrichten ist für die 55-jährige Klavierlehrerin eine besondere Herausforderung. "Man muss auch ein wenig Therapeut sein. Die Erwachsenen sehen die Musik als eine neue Herausforderung an und streben nach Perfektion - was manchmal problematisch ist", erklärte Bergner. Neben der neuen Herausforderung suchen die Erwachsenen vor allem Entspannung beim Klavierspielen.

Außerdem hätten zwar die Erwachsenen große Lust zu spielen, aber meistens keine Zeit. Bei Kindern sei es genau umgekehrt. Geradezu ins Schwärmen gerät die Profi-Musikerin, wenn sie über die Margot Nisita berichtet. "Mit 83 ist sie unser heimlicher Star. Sie spielt sehr, sehr schön. Sie hätte eine große Pianistin werden können - hätte sie nur nicht so großes Lampenfieber gehabt", so Anca Bergner.

Bevor der heimliche Star des Abends vor das Publikum trat, zog sie sich mit anderen Musikern zurück, um zu üben. "Mit vier Jahren habe ich angefangen, Klavier zu spielen. Mit 20 habe ich vorzeitig aufgehört. Ich hatte einfach zu großes Lampenfieber", sagte Margot Nisita, die gebürtig aus Buffalo, New York stammt. Mit 75 Jahren habe sie eine Annonce in einer Tageszeitung entdeckt, in der Musikunterricht für ältere Menschen angeboten wurde. Sie meldete sich an und spielt seitdem wieder Klavier - ihr großes Lampenfieber hat sie, zur Freude des Publikums, fast vollständig vergessen.

Schwierigkeiten beim Wiedereinstieg hatte sie nicht. Aber warum gerade Klavier? "Ich liebe einfach die Tasten", sagte die 83-Jährige über ihre Verbundenheit mit dem Instrument.

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