Landschaftsschutzgebiet Sorge um idyllische Genienaue

BAD GODESBERG · Grüne: Erneuerte Feldwege können Unruhe ins Landschaftsschutzgebiet bringen. Weite Felder, am Rande ein dampfender Misthaufen, Brombeerhecken, kleine Gärten und eine wilde Uferlandschaft am Fluss. Was eher klingt wie eine Niederrheinidylle aus der Feder von Hanns Dieter Hüsch, beschreibt dieser Tage Bad Godesberger Wirklichkeit.

 Ruhe und Erholung charakterisieren die Genienaue im Süden Mehlems.

Ruhe und Erholung charakterisieren die Genienaue im Süden Mehlems.

Foto: Rüdiger Franz

Die Rede ist vom Gelände südlich der Genienaue am südlichen Rand von Mehlem. Doch die Idylle an der Stadt- und Landesgrenze ist in Gefahr, befürchten jedenfalls die Bad Godesberger Grünen.

Grundsätzlich sei es ja zu begrüßen, dass die Stadt zurzeit an vielen Stellen im Stadtgebiet Fahrwege und Trampelpfade ausbessert, sagt Gerhard Lemm von den Grünen. "Dass aber ausgerechnet in der Genienaue die zum Rhein hin verlaufenden Feldwege so üppig ausgebaut worden sind, ist unserer Ansicht nach kontraproduktiv", sagt Lemm.

Angesichts der Tatsache, dass es sich um ein Landschaftsschutzgebiet handelt, seien befestigte Fahrwege dort keine gute Idee, meinen Lemm und seine Fraktionskollegin Monika Heinzel. Die Politikerin hatte in den vergangenen Jahren immer häufiger beobachten müssen, dass Menschen mit ihren Autos direkt bis ans Ufer fahren, um es sich auf den Wiesen mit Blick auf den Drachenfels gutgehen zu lassen - sei es zum Angeln, sei es um fernab störender Nachbarn eine nächtliche Party zu feiern.

Rauschende Feten größerer Gruppen, teilweise auch mit Wohnwagen, hat es laut Heinzel in der Genienaue zuletzt immer häufiger gegeben. Inklusive Lärm, hinterlassenem Müll und allem, was sonst noch dazugehört. Angesichts der verbesserten Feldwege, so die Grünen, würden möglicherweise mehr Menschen dazu verführt, mit den Autos ins Landschaftsschutzgebiet hineinzufahren. "Wir wollen, dass dies in Zukunft beispielsweise durch abschließbare Schranken unterbunden wird", so Gerhard Lemm.

Seitens der Stadtverwaltung gibt es noch keine Resonanz auf dieses Ansinnen. Nicht in Verbindung mit der Befestigung der Feldwege stehen die Arbeiten zur Uferbefestigung, die im südlichen Mehlem inzwischen abgeschlossen sind. Die Stadtverwaltung hatte in einigen Abschnitten zwischen Gunterstraße und Genienaue Arbeiten durchgeführt, um Hochwasserschäden zu beseitigen. Die jüngsten Arbeiten an den Feldwegen dienen nach Angaben des Presseamtes jedoch ausschließlich landwirtschaftlichen Zwecken.

Die Auenlanschaft Genienaue ist für ihren Artenreichtum bekannt. Nach Meinung von Experten sind dort 60 Vogelarten zu Hause, darunter auch einige, die auf der roten Liste der gefährdeten Arten geführt werden wie der Kleinspecht, der Pirol oder das Braunkehlchen. Ursache für die Vielseitigkeit der vorkommenden Vogelarten ist die Vielseitigkeit des vergleichsweise engen Lebensraums, der Büsche und Bäume ebenso zu bieten hat wie freies Feld und Ufersaum. Inmitten der ländlichen Idylle und umsäumt von einem kleinen Wäldchen thront, in sich ruhend, die klassizistische Villa Eugenie, auch bekannt als "Puppenfabrik". Das 1905 errichtete Anwesen befindet sich in Privatbesitz.

Die Genienaue ist Thema in der Bezirksvertretung. Die Sitzung beginnt am Mittwoch um 17 Uhr in der Bad Godesberger Stadthalle.

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