Razzia in Bad Godesberg Sorge um die Arcadia-Passage

BAD GODESBERG · Einen Tag nach der Großrazzia loben Politiker den Einsatz von Polizei und Stadt. Gleichzeitig betrachtet man die Entwicklung rund um den Aennchenplatz mit großer Sorge.

Wie geht es nach der Razzia rund um den Aennchenplatz am Montagnachmittag weiter? Diese Frage könnte sich am Freitag klären. Dann trifft sich der jüngst gewählte Stadtmarketing-Chef Jürgen Bruder mit dem Eigentümer der Arcadia-Passage. „Die Bezirksvertretung hat in der Vergangenheit versucht, die Ansiedlung von Spielhallen, Shisha-Bars und Ähnlichem dort zu verhindern“, so Bruder. Das sei aber nicht möglich gewesen, da es sich um Privateigentum handele. Nun wolle man im gemeinsamen Gespräch sehen, „welche Möglichkeiten es gibt, der Lage dort Herr zu werden“.

Gemeint ist die Situation auf dem Areal zwischen Aennchenplatz, Villichgasse und Koblenzer Straße. Dort hatten Polizei und Ordnungsamt eine Bar, einen Supermarkt und zwei Immobilienbüros durchsucht, geschlossen und versiegelt. Anlass dafür waren mehrere gewalttätige Auseinandersetzungen Mitte August, bei denen unter anderem Messer und ein Beil eingesetzt wurden. Welchen konkreten Hintergrund die Auseinandersetzungen haben, ist bislang noch unklar. Erkennbar war lediglich, dass die Konfliktparteien offenbar aus Männern mit ausländischen Wurzeln bestehen.

Die Durchsuchungen dienten „zur Aufhellung möglicher Tatbeiträge“, so die Polizei am Dienstag. Weiteres könne man nicht sagen, die Ermittlungen dauerten an. Ob die Ermittler weitere Objekte im Blick haben und weitere Razzien anstehen, dazu machten Polizei und Stadt keine Angaben. Gerüchte, dass am Montag die Arcadia-Passage durchsucht worden sei, bestätigten sich nicht. Man habe dort im Zuge des Sicherheitskonzeptes für Bad Godesberg aber „massive polizeiliche Präsenz gezeigt“,

Aus den Reihen der Politik ernteten die Ordnungskräfte viel Lob, allerdings blickt man auch mit Sorge auf das Areal. Der verstärkte Blick auf Godesberg und das Durchgreifen seien „ein gutes Zeichen nach außen“, meinte Bezirksbürgermeisterin Simone Stein-Lücke. „Polizei und Ordnungsamt haben eindrucksvoll vermittelt, dass es in Godesberg keine rechtsfreien Räume geben darf“, sagte Philipp Lerch (CDU). Es zeige sich einmal mehr, wie unverzichtbar deren sichtbare Präsenz sei – „insbesondere an diesem Ort“. Erfreut über den Einsatz zeigte sich auch Ulli Hauschild (FDP). Tagsüber sei es anders, „aber abends entwickelt sich um die Bar herum eine Gesellschaft, die nicht gut ist“. Neben allem anderen seien auch wildes Parken und Lärmbelästigungen an der Tagesordnung. „Es muss durchgegriffen werden.“

Die einseitige Entwicklung rund um den Aennchenplatz „bereitet uns wachsende Sorge“, sagte Marcel Schmitt vom Bürger Bund Bonn. Man begrüße die Razzia, die „einen ersten Schritt gegen die zunehmenden Auswüchse aus dem Umfeld offenbar vorhandener Parallelstrukturen in der Innenstadt“ darstelle. „Ich bin sehr erschrocken, was dort passiert“, so Monika Heinzel (Grüne). Was das Areal angehe, baue sich „eine Angstsituation bei Bürgern und Politik auf“. Das wichtigste sei, dass sich dort Einzelhandel etabliere, der breit gestreut sei. Sie verwies auf den geplanten Workshop zur Innenstadtgestaltung, bei dem man das Areal einbeziehen sollte. „Es gehört zu den Aufgaben von Polizei und Ordnungsamt, solche Überprüfungen vorzunehmen. Und es ist gut, dass sie es machen“, so Hillevi Burmester (SPD). Solange ihr aber die Hintergründe der Razzia nicht bekannt seien, „kann ich weiter nichts dazu sagen“.

Fest steht, dass Bar, Supermarkt und Büros erst einmal geschlossen bleiben. Auf Basis der Gewerbeordnung hatte die Stadt die Betreiber für unzuverlässig erklärt. Sie dürfen nun bundesweit für mindestens ein Jahr kein Gewerbe anmelden. Gründe dafür können etwa Verstöße gegen Regelungen des Steuer- oder des Arbeitsrechts sein.

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