Überdachten Bootssteg von Frank Asbeck Solardach schwimmt im rechtsfreien Raum
BONN · Es gibt sie offenbar noch, die Dinge, die in Deutschland nicht von einem Gesetz oder einer Verordnung reglementiert werden. So jedenfalls scheinen die Dinge bei der Überdachung eines Bootssteges am Rheinufer zu liegen.
Im konkreten Fall hat Frank Asbeck, der Vorstandsvorsitzende des Solarmodulherstellers Solarworld, bei vereinzelten Mitbürgern Kritik mit einer aus seiner Sicht naheliegenden Installation an seinem Bootshaus am Rheinufer in Plittersdorf hervorgerufen.
Auf dem Steg und auf der Veranda des Anlegers hat er nämlich ein festes Dach aus Solarzellen angebracht. Und das gefällt nicht jedem. So mutmaßt ein Bürger, dass der Umbau womöglich nicht von erforderlichen Genehmigungen gedeckt sein könnte. "Eine Baugenehmigung und die Einwilligung der Wasserbehörde wäre für ein 'Bauwerk' erforderlich. Dadurch entstand der einzige überdachte Bootshaus- und Anlegersteg zwischen den Niederlanden und Basel", erregt sich der Bürger, der den romantischen Charakter des Rheinufers durch das Solardach als gestört ansieht. Deshalb solle die Stadtverwaltung dort ebenso streng durchgreifen wie im jüngsten Fall einer Fassadenbemalung an einem Café in der Altstadt (der General-Anzeiger berichtete).
Die Stadtverwaltung hatte sich aber bereits anlässlich einer kritischen Anfrage des Bürger Bundes Bonn für nicht zuständig erklärt. Auf Nachfrage bekräftigte dies eine Sprecherin jetzt noch einmal. Weder das Bauordnungsamt (zuständig für Bauwerke an Land), noch die Untere Naturschutzbehörde (zuständig beispielsweise für die Uferanlagen) hätten hier eingeschaltet werden müssen, erklärte sie. Da das Dach eines Bootssteges keinen Einfluss auf den Schiffsverkehr nehme, sei aus Sicht der Stadt auch das Wasser- und Schifffahrtsamt nicht mit dem Thema zu befassen. Sofern nun nicht doch noch eine Norm auftaucht, die ein Solardach auf Bootsstegen verbietet, wäre die bunte Diskussion um die Energiewende also um ein weiteres kurioses Kapitel reicher.
Frank Asbeck selbst reagierte auf Nachfrage des General-Anzeigers mit einem von 1874 stammenden Zitat von Albert Cahn, dem Erbauer der von ihm bewohnten Villa: "Der Eine betracht's, der Andere verlacht's, der Dritte acht's - was macht's?"
