Streitigkeiten mit Bistrowirt Schuhputzer in Bad Godesberg soll woanders arbeiten

BAD GODESBERG · Ali Yesilcimen musste am Dienstag am Theaterplatz sein Werkzeug einpacken. Grund dafür sind Streitigkeiten mit einem Bistrowirt.

 Darf nicht mehr länger an seinem Stammplatz die Schuhe der Passanten putzen: Ali Yesilcimen

Darf nicht mehr länger an seinem Stammplatz die Schuhe der Passanten putzen: Ali Yesilcimen

Foto: Richard Bongartz

GA-Leser haben sich am Dienstag entrüstet in der Redaktion gemeldet: Am Mittag war Schuhputzer Ali Yesilcimen von Polizei und Ordnungsamt aufgefordert worden, seinen Standort am Rande des Theaterplatzes zu räumen. Der 74-Jährige gilt als Godesberger Institution. Er sollte nun mitsamt seinem typisch orientalischen Schuhkasten den Eingang der Passage vis-à-vis des Theaters verlassen.

"Der Schuhputzer ist auf einer privaten Fläche zu Werke gegangen", sagte Stefanie Zießnitz vom Presseamt auf Anfrage zum Einsatz der Beamten, die gerade auf dem Weihnachtsmarkt Streife liefen. Der Eigentümer der Fläche habe die Polizei gerufen, nannte sie als Grund. "Der Stadtordnungsdienst weist dem Schuhputzer jetzt eine andere Stelle auf dem Theaterplatz zu, weil wir davon ausgehen, dass er dort bekannt ist und die Leute sich nicht gestört fühlen."

Er wisse nicht, warum er nach acht Jahren Präsenz nicht mehr an der Theaterpassage bleiben solle, sagte Ali Yesilcimen und war ratlos. "Ich muss mir hier doch meine Rente verdienen." Er kann nicht verstehen, dass die Passage ein Privatweg sei, wo er doch öffentlich genutzt wird.

Bisher keine Probleme

Der 74-Jährige stammt aus der ostanatolischen Provinz Tunceli, dem kurdischen Dersim, und kam vor 24 Jahren nach Deutschland. Sieben Kinder hat der Mann, der täglich aus Villip anreist, um im Herzen von Bad Godesberg den in seiner Heimat traditionellen mobilen Schuhputzdienst anzubieten. Nein, er habe all die Jahre keine Probleme mit den Menschen auf dem Theaterplatz gehabt, sagte Yesilcimen, der geschickt die großen geschwungenen Bürsten über das Schuhleder seiner Kunden streichen lässt, um die Schuhcreme einzuwienern.

Golden leuchten dann die dekorativ orientalischen Türme seiner wandernden Werkstatt, fast wie in den Märchen von 1001 Nacht. Idyllisch dürfte es im Kontakt mit zumindest einem Pächter im Umkreis in letzter Zeit aber wohl doch nicht zugegangen sein. Karl-Friedrich Müller, der Hauseigentümer, erläuterte dem GA, dass er über all die Jahre die Arbeit von Ali Yesilcimen auf seinem Terrain selbstverständlich akzeptiert habe.

Yesilcimen muss sich einen neuen Platz suchen

Der Schuhputzer habe die Toilette des Bistros nutzen und nachts seine Werkstatt im Keller abstellen können. Dann habe es aber Streitigkeiten mit dem Bistroeigner gegeben. Yesilcimen habe Servietten entwendet, so zitiert Müller seinen Mieter. In Folge der Auseinandersetzung habe einer der Angehörigen Yesilcimens die Bistrogäste verängstigt. "Irgendwann ist es zu viel des Guten. Ich will, dass meine Mieter in Frieden leben und dass sich die Gäste des Bistros wohlfühlen", sagte Müller.

Ja, es habe mit Geschäftsinhabern Streitereien gegeben, in die auch sein Sohn verwickelt gewesen sei, gibt Ali Yesilcimen auf GA-Nachfrage zu. Mit deren Vorgängern habe es allerdings über all die Jahre nie Probleme gegeben. Jetzt wisse er nicht mehr weiter. "Ich bin doch seit acht Jahren in Bad Godesberg." Er könne sich aber schon vorstellen, an einer anderen Stelle in der Nähe zu arbeiten, meinte er. Allerdings müsse man bedenken, dass er auf Wetterschutz angewiesen sei.

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