Moosexkursion durch Friesdorf und Klufterbachtal Schattendasein der Moose

FRIESDORF · Über 1000 Moosarten gibt es in Deutschland, einen Bruchteil davon lernten am vergangenen Wochenende die Teilnehmer einer Moosexkursion durch Friesdorf und das angrenzende Klufterbachtal kennen. Veranstalter war die Biostation Bonn/Rhein-Erft.

 Exkursionsleiter Peter Tautz führt die Teilnehmer durch die vielfach unbeachtete, aber geheimnisvolle Welt der Moose.

Exkursionsleiter Peter Tautz führt die Teilnehmer durch die vielfach unbeachtete, aber geheimnisvolle Welt der Moose.

Foto: Michael Wenzel

"Moose werden oft vernachlässigt", meinte Diplom-Biologe Peter Tautz. Kein Wunder, denn oft "geht man achtlos daran vorbei", meinte ein Teilnehmer. "Die meisten Leute interessieren sich eher für Pilze und Blütenpflanzen", ergänzte Exkursionsteilnehmer Klaus Leder. "Dabei handelt es sich bei den Moosen um eine uralte Pflanzengruppe mit einer riesigen Vielfalt", so der Biologielehrer.

Damit den Augen der Teilnehmer nichts entging, wurden gleich zu Beginn Lupen an alle verteilt, um die geheimnisvolle Welt dieser Pflanzen besser zu erkunden. Dass diese Welt sozusagen auf der Straße liegt, wurde schnell deutlich. Gleich zu Beginn der Exkursion präsentierte Peter Tautz so genannte Laub- und Mauermoose, die er von einem Mäuerchen am Wegesrand abgekratzt hatte.

Eine der ersten Fragen war dann auch gleich eine der meistgestellten überhaupt, wenn es um Moos und Mauerwerk geht: "Zerstört das Moos die Mauer?", fragte eine Teilnehmerin. "Das Moos richtet wenig an", entgegnete Tautz. "Da gibt es keine Substanzen, die dem Mauerwerk schaden. Denken Sie zum Beispiel an alte Burgen, die teilweise seit Jahrhunderten bestehen: Die sind auch nicht davon beschädigt worden." Da ginge eher eine viel größere Gefahr vom sauren Regen aus, so der Diplom-Biologe. Ein Problem seien allerdings die weiß schimmernden Flechten, eine Symbiose aus Algen und Pilzen, die schon mal auf Mauern zu finden seien.

"Trittverträgliche Arten" präsentierte der Experte nur ein paar Meter weiter am Straßenrand. Zwischen den Pflastersteinen holte er das so genannte "Silbermoos" hervor, dass häufig auch auf Ziegeldächern zu finden ist. Grundsätzlich handelt es sich bei Moosen um grüne Landpflanzen, die in der Regel kein Stütz- und Leitgewebe ausbilden. Nach heutigem Kenntnisstand haben sie sich vor etwa 400 bis 450 Millionen Jahren aus Grünalgen der Gezeitenzone entwickelt. Die drei klassischen Sippen Hornmoose, Lebermoose und Laubmoose bilden einzeln jeweils natürliche Abstammungslinien; die Moose insgesamt sind jedoch keine natürliche Verwandtschaftsgruppe, erläuterte Tautz.

Über die "private Weiterbildung" freute sich auch Ingrid Adams, technische Mitarbeiterin beim Bonner Pflanzenschutzdienst. "Das ist schön, mal über den eigenen Tellerrand hinaus zu schauen", sagte sie. Ähnlich ging es "Hobby-Biologin" Claudia Schreier, die oft an Exkursionen der Biostation teilnimmt. "Das ist immer sehr spannend, und heute sind es eben die Moose."

Dass Moose nicht nur Thema fürs Fachpublikum, sondern auch für den Schulunterricht sein könnte, unterstrich Klaus Leder: "Ich könnte mir schon vorstellen, dass das etwas für die Schüler ist." Einen weiteren Grund dafür lieferte Tautz: "Ich habe mich viel mit Moosen beschäftigt, auch, weil sie in der Regel im Schatten anderer Lebewesen stehen."

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