Von Bad Godesberg ins Bistum Essen Sabine Depew wechselt

BAD GODESBERG · Sie ist eine dieser toughen und gleichzeitig bodenständigen Frauen, die Dinge bewegen. Das wird die Bad Godesbergerin Sabine Depew ab dem 1. Juli nicht mehr im Erzbistum Köln, sondern im Caritasverband des Bistums Essen tun.

 Sabine Depew (52) kehrt Bad Godesberg den Rücken.

Sabine Depew (52) kehrt Bad Godesberg den Rücken.

Foto: Erzbistum Köln

Dort wird die 52-jährige Erziehungswissenschaftlerin als Vorstandsvorsitzende für die Arbeit des katholischen Spitzenverbands der Freien Wohlfahrtspflege im Ruhrgebiet und im Märkischen Sauerland zuständig sein.Das heißt, sie ist für mehr als 750 soziale Einrichtungen und damit für 35.000 Mitarbeiter verantwortlich. Bislang ist Depew Leiterin des Bereichs Kinder, Jugend und Familie im Diözesan-Caritasverband für das Erzbistum Köln und damit auch Ansprechpartnerin für Einrichtungen in Bonn. Sie selbst darf übrigens nach Bekanntgabe des Wechsels erst wieder zum Amtsantritt in Essen journalistische Fragen beantworten.

Bad Godesberg verliert mit der Frau, die nun die Karriereleiter hochsteigt, eine engagierte Katholikin, die auch in ihrem Umfeld soziale Projekte initiierte. 2009 brachte sie in den damaligen Pfarrgemeinderat St. Martin und Severin sofort frischen Wind. Noch unter dem inzwischen verstorbenen Pfarrer Helmut Powalla kurbelte Depew die Arbeit für zu kurz gekommene Mitbürger in Pennenfeld, Mehlem sowie Lannesdorf und für den Dialog der Kulturen an. Durch GA-Berichte seien ihr und ihren Mitstreitern die hohe Armutsquote und die aufrüttelnden Arbeitslosenzahlen im Godesberger Süden bewusst geworden, sagte Depew damals im Interview. „Die Kirchen tragen also hier eine besondere Verantwortung.“ Nach Änderungen in der Gemeindestruktur stieg Depew aus der ehrenamtlichen Arbeit aus.

Sie wuchs in Pech auf und machte im Clara-Fey-Gymnasium ihr Abitur. Nach dem Studium der Erziehungswissenschaften in Bonn übernahm sie ab 1993 bei der Caritas in Köln Leitungsverantwortung für Europa, Förderpolitik und Arbeitsmarktfragen in NRW, Berlin und Brüssel. Auf Bundesebene war sie Gründungsmitglied und Vorsitzende der Katholischen Bundesarbeitsgemeinschaft „Integration durch Arbeit“ im Deutschen Caritasverband. 2013 wechselte sie ins Geschäftsfeld Kinder- und Jugendhilfe sowie Fort- und Weiterbildung und machte sich einen Namen als Bildungsexpertin im digitalen Wandel. Als „Europäerin, Katholikin, Bloggerin“ bezeichnet sich die mit einem Briten verheiratete 52-Jährige gerne selbst in den sozialen Netzwerken. Hier gründete sie diverse Gruppen, in denen auf hohem Niveau über Gott und die Welt und besonders über die Belange von Frauen und sozial Benachteiligten diskutiert wird.

„Der Caritasrat hat sich einstimmig für sie entschieden“, ist von Klaus Pfeffer, dem Generalvikar des Bistums Essen, zum kommenden Neuzugang zu hören. Depew selbst trat am Wochenende auf der Caritastagung „Über die Wupper zu gehen“ in Solingen auf, authentisch und schlagfertig wie immer. Höre man auf Populisten, dann stehe dieses Land vor dem Abgrund und sei kurz davor, „über die Wupper zu gehen“, postete sie aus Solingen. Deshalb wolle die Caritas die Menschen nicht nur an der Wupper animieren, im Mai zur Landtagswahl zu gehen.

Dass sie bald insgesamt für die Arbeit für Wohnungslose, Alte, Behinderte, Kinder und Kranke zuständig sein wird, dürfte ihr gefallen. 2009 hatte sie dem GA erklärt, wo sie das Hauptaugenmerk auch kirchlicher Arbeit sehe: „50 Prozent Migranten werden in Zukunft bei uns keine Seltenheit sein. Da heißt es, das Leben gemeinsam zu gestalten, auf andere zuzugehen, niemanden auszuschließen und mit Sorgfalt auf diejenigen zu achten, die nicht im Rampenlicht stehen.“

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