Schlag gegen die "Black Jackets" Rocker lebten von Drogenhandel

BAD GODESBERG · Ist Bad Godesberg eine Brutstätte für organisierte Kriminalität? Am Tag nach dem Schlag der Polizei gegen die Bande "Black Jackets" war dies eine der Fragen, die in ersten Reaktionen laut wurden.

Kommunalpolitiker zeigten sich einerseits erfreut über den Erfolg der Ermittler, reagierten andererseits aber auch nachdenklich darüber, dass wieder einmal Bad Godesberg derartige Schlagzeilen erzeugt. Davon, dass die Gruppe offenbar seit dem vergangenen Sommer den Stadtbezirk terrorisiert hat, hörten die meisten zum ersten Mal. Bei den bisherigen Sicherheitsgesprächen war dies kein Thema gewesen.

"Die Aktion ist zu begrüßen, Danke für den Einsatz", sagte Bezirksbürgermeisterin Annette Schwolen-Flümann in einer ersten Stellungnahme. Dank gegenüber der Polizei äußerten auch die Vertreter aller Fraktionen in der Bezirksvertretung. "Ich frage mich allerdings, seit wann es die Bedrohung durch diese Gruppe gegeben hat", sagt CDU-Fraktionsvorsitzender Philipp Lerch.

[kein Linktext vorhanden]Denn offenbar seien die Mitglieder ja in Bad Godesberg aufgewachsen und die Stadt nicht nur ihr Rückzugs-, sondern auch ihr Tatort gewesen. Als erste Reaktion fordert die CDU nun die Ausdehnung des städtischen Ordnungsaußendienstes über den März hinaus. "Gegen derartige Einschüchterungen muss entschiedener vorgegangen werden", so Lerch. Zudem solle die Bezirksvertretung laufend über die Angelegenheit informiert werden.

Wie berichtet, gingen Polizei und Staatsanwaltschaft am frühen Mittwochmorgen konzentriert gegen die "Black Jackets Westend" vor. Mehr als 290 Beamte, darunter auch mehrere SEK-Einheiten, Diensthundeführer und Beamte der Bereitschaftspolizei, durchsuchten mehr als 30 Wohnungen und Garagen, hauptsächlich in Bad Godesberg.

Fünf Männer wurden festgenommen, ein Verdächtiger saß bereits seit September in Untersuchungshaft. Ingesamt wird gegen 30 Männer zwischen 19 und 24 Jahren ermittelt.

Für die Ermittler steht fest: Die sechs inhaftierten Verdächtigen hatten sich bereits seit längerem als kriminelle Bande organisiert - und als solche auf den Straßen in Bad Godesberg Angst und Schrecken verbreitet. Und nach GA-Informationen ist die Liste ihrer Opfer länger als bekannt: So soll eine Reihe von Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung ergebnislos wieder eingestellt worden sein, und es wird vermutet, dass die Opfer eingeschüchtert wurden und aus Angst einen Rückzieher machten.

Gewalt spielt auch bei den Vorstrafen eine Rolle: Einige der Tatverdächtigen wurden bereits wegen gefährlicher Körperverletzung und/oder Raubes verurteilt. So sind manche der "Black-Jackets"-Mitglieder, die ihre Straftaten teilweise begingen, während sie unter Bewährungsauflagen standen, laut Polizei als Intensivtäter einzustufen.

Ein weiteres Indiz für die Gewaltbereitschaft der Männer sei der Fund einer scharfen Schusswaffe und einer schusssicheren Weste gewesen. "Diese Weste wurde getragen, als unsere Diensthundeführerin bedroht wurde. Es zeigt, dass damit gerechnet wurde, in einen Schusswechsel zu geraten. Das sagt einiges aus", so die Polizei.

Die sechs Festgenommenen gingen keiner Arbeit nach, sie finanzierten ihren Lebensunterhalt durch den Drogenhandel. Einige der gewaltbereiten Männer lebten noch zu Hause, allerdings nutzten sie ihr Zimmer laut Polizei "oftmals nur als Bleibe". Tagsüber kamen sie zum Schlafen vorbei, nachts gingen sie ihren illegalen Geschäften nach.

Damit für jeden klar wurde, mit wem er es zu tun hat, trugen die Bandenmitglieder schwarze Westen mit dem Aufdruck "Black Jackets Westend". "So sollte ausgedrückt werden, dass sie zu einer strukturierten Gruppe gehören, die als Einheit auftritt", so die Polizei.

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