Kultur in Beuel und Bad Godesberg Politposse um Dichtung und Wahrheit

Bonn · Die englischsprachige Theatergruppe Bonn Players probt auf dem Heiderhof und führt ab 9. Mai in der Brotfabrik ein Stück von Dario Fo auf.

 Bonn Players beim Theaterstück "Zufälliger Tod eine Anarchisten", v.l. Maria Herschbach-Bosisto, Afra Morris, Mike Nyamdieka,Christiane Weber, Fergus Moloney, Joanna Thorn.

Bonn Players beim Theaterstück "Zufälliger Tod eine Anarchisten", v.l. Maria Herschbach-Bosisto, Afra Morris, Mike Nyamdieka,Christiane Weber, Fergus Moloney, Joanna Thorn.

Foto: Ronald Friese

Im Polizeipräsidium ist ein hibbeliger Typ aufgetaucht, der sich wie selbstverständlich an den Schreibtischen räkelt. Professor Anthony Rabbi nennt er sich. Und als die Beamten ihn entdecken, legt der angebliche Wissenschaftler alsbald den gesamten Polizeiapparat mit seinen sarkastischen Redekaskaden lahm.

Fergus Moloney gibt diese intelligente Quasselstrippe im Stück „Zufälliger Tod eines Anarchisten“ von Dario Fo, der neusten Produktion der englischsprachigen Theatergruppe Bonn Players: Und Moloney spielt die Rolle brillant. Weder Inspector Bertozzo (Michael Nyandieka) noch dessen Kollege Penniston-Bird (Maria Herschbach-Bosisto) haben dem Vielredner etwas entgegenzusetzen, so sehr sie auch schwitzen. Auch der Superintendant (Afra Morris) und die Constables (Joanna Thorn und Chris Weber) gehen baden. Zuletzt tanzt auch die Journalistin (Carrie Aßheuer) nach des „Professors“ Pfeife. Oder liegt die Sachlage anders?

Denn als Bertozzo in diesem satirischen Theaterstück des Literatur-Nobelpreisträgers Dario Fo dem „Professor“ per Aktencheck auf die Schliche kommt, bekennt der plötzlich: „Vielleicht bin ich ja diese Person. Aber in Wirklichkeit bin ich verrückt.“ Ein soeben aus einer Anstalt Entsprungener dreht also im Polizeipräsidium auf. Und als Bertozzo sich nicht mehr zu helfen weiß und „den Irren“ hochkant rauswirft, da taucht der alsbald wieder bei Bertozzos Kollegen auf – und stellt sich als Untersuchungsrichter aus Rom vor. Seine Aufgabe, so sagt er, sei es, die wegen einer gerade aktuellen spektakulären Fenstersturzaffäre verdächtigten Polizeioffiziere endlich reinzuwaschen. Und die absurde Politposse nimmt ihren Lauf.

Dario Fo, der zeit seines Lebens in seiner Heimat Italien im politischen Kampf etwa gegen Silvio Berlusconis Meinungsmonopolstand, hätte an dieser hochkarätigen Amateurinszensierung seines Stücks seine Freude gehabt.

Sie habe „Accidental Death of an Anarchist“ erstmals 1984 in ihrer Heimat Großbritannien gesehen, berichtet Regisseurin Gina Kelly am Rande der Proben auf dem Heiderhof. Korruptionsskandale hätten damals schon die Insel erschüttert. Umso aktueller sei das Stück heute, wo Manipulation und Korruption den politischen Alltag prägten und die Medien „voll von Trump – und das heißt Fake-News“ seien. „Man weiß nicht mehr, was man überhaupt noch glauben soll, wie im Stück von Dario Fo“, meint Kelly.

Und die Dummen seien hier wie da immer die einfachen Leute, die die Lügenfallen von Politik und Lügenmeldungen nicht umgehen könnten. Derweil verwickeln sich der Superintendent und seine Kommissare in immer neue lachhafte Widersprüche und Ungereimtheiten. Und „der Irre“ lässt sie auffliegen: Der historische Fenstersturz des Anarchisten Pirelli von 1969, der damals Italien erschütterte und die Folie zum Stück gab, war gar kein Selbstmord.

Aufführungen: 9. bis 13. Mai, Brotfabrik, Kreuzstraße 16, jeweils 20 Uhr, Eintritt 15/10 Euro. Reservierung unter www.bonnplayers.de

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