Krötenwanderung in Bad Godesberg Philosophenring zum sicherem Amphibientransfer gesperrt

Bad Godesberg · Krötenwanderung in Bad Godesberg: Zum Leidwesen der Anwohner ist der Philosophenring zurzeit wieder gesperrt.

 Im Paarungsgriff: Ein Erdkrötenweibchen trägt ein Männchen zum Laichgewässer.

Im Paarungsgriff: Ein Erdkrötenweibchen trägt ein Männchen zum Laichgewässer.

Foto: Christian Chmela

Für Anwohner und Autofahrer ist sie ein Ärgernis, für Erdkröten und andere Amphibien ist sie eine Sache von Leben und Tod: Die Sperrung des Philosophenrings auf dem Heiderhof für den Durchgangsverkehr sorgt seit Mitte Februar dafür, dass die besonders geschützten Tiere es auf ihrem Weg zu ihren Laichgewässern sicher über die Straße schaffen.

Auch wenn die Mehrzahl der Amphibien ihre Reise fast zeitgleich antritt, dauert die Sperre acht Wochen, denn das Reiseverhalten der Tiere ist unberechenbar. Der Springfrosch ist jahreszeitlich gesehen ein Frühaufsteher, dabei hat es die besonders seltene Tierart eigentlich lieber warm. Trotzdem wacht der grazile Frosch mit den langen Beinen bereits im kalten Februar aus seinem Winterschlaf auf. Mit Sprüngen bis zu 80 Zentimeter in die Höhe und zwei Meter weit ist er auch auf dem Heiderhof unterwegs. Seine Seltenheit ist ein Grund dafür, dass der Philosophenring bereits Mitte Februar gesperrt wird, in Nordrhein-Westfalen kommt er im südlichen Rheinland zwischen Köln, Bonn und Aachen vor.

Dem Frühaufsteher folgen Teich- und Bergmolche, vor allem aber Erdkröten, die bis etwa 2005 noch zu Tausenden zu ihren Laichplätzen an den alten Tongrubengewässern wanderten. „Das hat in den letzten Jahren nachgelassen“, sagt Christian Chmela, Leiter der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft. Heute seien es nur noch mehrere Hundert. Woran das liege, sei nicht bekannt. Amphibienpopulationen seien aber bekannt dafür, dass sie stets stark schwanken würden. „Umso wichtiger ist es aber, ihnen das Ablaichen zu ermöglichen“, begründet Chmela die Straßensperrung.

Dass die Sperrung eine Zumutung für die Anwohner ist, sei allen Beteiligten bekannt. Dazu gibt es laut Chmela aber nur zwei Alternativen: Zum einen ein zeitlich begrenzter Zaun, wie er am Ennert aufgestellt wird. Dazu brauche es aber Freiwillige, die jeden Morgen die Tiere einsammeln und über die Straße bringen. Der organisatorische Aufwand sei daher hoch. Zum anderen einen fest installierten Zaun mit Straßentunneln für die Tiere. Das sei aber sehr teuer, der Zaun müsse zudem regelmäßig gepflegt werden.

Den meisten Erdkröten würden zwei günstige Nächte reichen, in denen die Temperaturen Nachts bei 12 Grad liegen und Regen vom Westen für ordentlich Feuchtigkeit sorgt, sagt der Leiter der Biologischen Station. Die günstige Witterung würden bis zu 90 Prozent aller Erdkröten nutzen, um sich aus den umgebenden Gärten und dem südlich liegenden Waldstück auf den Weg zu machen. „Allerdings ist das Verhalten der Tiere so unberechenbar, dass man das erst hinterher wisse“, so Chmela. Für manche Amphibien bleibt die Reise über den Philosophenring übrigens ein einmaliges Ereignis. Chmela: „Das Laichgeschäft ist für viele Tiere so ermattend, dass sie es nicht überleben und verenden.“

Die nächste Amphibien-Exkursion bietet die Biologische Station am Freitag, 11. März, von 18.30 bis 21.30 Uhr an. Treffpunkt ist der Waldparkplatz am Dornheckensee bei Oberkassel.

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