"Herr Jakob träumt" von Annette Schmitz-Dowidat Pfarrerin der Uniklinik Bonn veröffentlicht ihren ersten Roman

Bad Godesberg · Klinikpfarrerin Annette Schmitz-Dowidat schildert in ihrem ersten Roman "Herr Jakob träumt" kleine Fluchten aus dem Alltag. Die Autorin lässt darin ihre Hauptperson auf eine leicht surreale Reise gehen.

 Klinikpfarrerin Annette Schmitz-Dowidat mit ihrem Buch am heimischen Schreibtisch, wo das Werk entstand.

Klinikpfarrerin Annette Schmitz-Dowidat mit ihrem Buch am heimischen Schreibtisch, wo das Werk entstand.

Foto: Dennis Sennekamp

Ach nein, im Winterschlaf wie ihre Romanfigur, der Herr Jakob, könne sie leider nicht sein, antwortet Annette Schmitz-Dowidat im GA-Gespräch. Die evangelische Pfarrerin kommt gerade von einem anstrengenden Arbeitstag als Seelsorgerin in der Universitätsklinik Bonn. „Da klingeln dann oft zwei Telefone gleichzeitig, und man weiß nicht, wohin zuerst eilen“, seufzt die 47-jährige Godesbergerin. In den Pausen gehe sie auf dem Klinikgelände dann gerne hinaus und laufe bewusst langsam und ohne Ziel vor Augen.

„Ich will dann wenigstens in den Pausen zur Ruhe finden“, erläutert die promovierte Theologin. Das Thema Entschleunigung, wenigstens kurzzeitig aus dem Hamsterrad auszusteigen und zu sich zu finden, bewege sie seit Jahren, sagt Schmitz-Dowidat. „Und dann habe ich beim Laufen über die Poppelsdorfer Allee die Figur des Herrn Jakob entwickelt, der dieser Sehnsucht vollständig nachkommt und in einen Winterschlaf findet.“

Die Buchautorin lacht. Dieser eher unscheinbare Bibliothekar und Berufspendler, den sie in der Bonner Südstadt ansiedelt, erhielt nach und nach Konturen. Schmitz-Dowidat ist Mitglied im Bundesverband junger Autoren und im internationalen Netzwerk Autorinnenvereinigung. Sie publiziert Prosatexte in Zeitschriften. Nebenamtlich ist sie Autorin bei „Kirche im WDR“ auf 1 Live. „Herr Jakob träumt“ sollte jedoch ihr erster veröffentlichter Roman werden. Herr Jakob sollte in ihrem wachsenden Manuskript auf kleine Fluchten gehen. Und da passiert es dem Mann mit der Sehnsucht nach Ruhe im Intercity schon mal, ohne Schuhe aussteigen zu wollen und dann den Bahnhof zu verpassen.

Herr Jakob tritt außergewöhnliche Reise an

Die Autorin lässt ihn in seiner unspektakulären Umgebung am Rhein Schritt für Schritt auf eine leicht surreale außergewöhnliche Reise gehen – die gar nicht weit von seinem Wohnzimmer endet. „Ich wollte ein leises Buch schreiben, eines, das eine Figur auf den Weg der Verlangsamung schickt“, erläutert die Autorin. Sie schafft dabei mit Hilfe ihres ansteckenden Humors die Gratwanderung, dass ihr neuer „Winterschläfer“ im Verlauf des Buches auch alles andere als lächerlich wirkt.

Herr Jakob erprobt eine neue Grundhaltung – und schafft es sogar, damit zu reüssieren. Anfangs trifft er zwar nur in einem Hospiz auf Verständnis für seinen Traum: „Er trifft den Nerv der ehemaligen Nachbarin, die dort schon auf der Reise zwischen Leben und Sterben ist,“ berichtet Schmitz-Dowidat. Herr Jakob wird seine Sehnsucht nach Ewigkeit aber mitten im Leben stillen können.

Die Pfarrerin, für die das liebste Bibelzitat „Herr, du stellst meine Füße auf weiten Raum“ lautet, lässt diesen mausgrauen Herrn in den Fünfzigern noch einmal ganz neu in seinem Leben ansetzen. Auf die Frage, mit wem sie schon immer mal eine Tasse Kaffee trinken wollte, antwortet sie natürlich sofort: „mit Herrn Jakob, meiner Romanfigur“. Sie würde ihn fragen, wie es sich für ihn anfühle, Winterschlaf zu halten, welche Bedeutung Träume für ihn hätten und was sein Geheimnis des Glücks sei.

Im Handel erhältlich: A.S. Dowidat, Herr Jakob träumt, Norderstedt 2017, 8,95 Euro

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