Kunst aus Muffendorf Peter Schwingen: Der malende Bauerssohn

MUFFENDORF · Kurz nach seinem Tod in Vergessenheit geraten, gilt Peter Schwingen (1813 - 1863) heute als einer der bedeutenden Maler der Düsseldorfer Akademie des 19. Jahrhunderts: Am Montag wird sein 200. Geburtstag gefeiert. Geboren wurde er in Muffendorf in ländlichem Milieu, als Sohn eines Feldhüters und Kleinbauern. Dieses Umfeld findet sich in seinen Werken sehr oft wieder.

 Schwingen-Gemälde: „Schmaus nach Gewinn des großen Loses“ (1843)

Schwingen-Gemälde: „Schmaus nach Gewinn des großen Loses“ (1843)

Foto: Pia Heckes

Ein Bauernsohn als Maler? Dass dieser soziale Wandel funktioniert hat, ist ungewöhnlich. Eine Prinzessin war daran beteiligt, und zwar die Gemahlin des Prinzen Wilhelm (Bruder), Marianne von Hessen-Homburg. Ihr war bei einem Besuch in Bonn der junge Zeichner Peter Schwingen ans Herz gelegt worden.

Sie empfahl ihn für ein Stipendium an der Düsseldorfer Akademie, wo er sich für ein Studium qualifizierte: Man attestierte ihm Fleiß und Können.

Bald verdiente er eigenes Geld mit dem Verkauf seiner Bilder. Das waren zum einen Porträts, zum anderen "Genremalereien": Er stellte Szenen aus dem bäuerlichen Alltag dar. Dies war für ihn die Kunst, die Porträtmalereien der Broterwerb.

Beides wurde aber von der Akademie nicht mit Wohlwollen betrachtet: "Malt jetzt ein Schützenfest mit Bauern", lautete eine wenig enthusiastische Notiz. Nach Studienabbruch wurde seinen Bildern abschätzig etwas "Kommunes" attestiert.

Aber Schwingen konnte sich mit seinen Bildern am Markt behaupten, verkaufte vieles an private Kunstfreunde und konnte seine Familie ernähren. Er war zweimal verheiratet, aus jeder Ehe gingen vier Kinder hervor. Schwingen betätigte sich im Verein Düsseldorfer Künstler, im Allgemeinen Verein der Carnevalsfreunde, war Mitglied im Stammtisch "Anti-Musik-Freunde" und vieles mehr.

Er hatte Kontakt zu Industriellen und anderen wohlhabenden Familien wie de Weerth aus Elberfeld - dort entstand sein wohl bekanntestes Werk, "Des Geschäftsmannes Mußestunde" auf dem Peter de Weerth abgebildet ist. In der Zeit vor der Märzrevolution 1848 wurden seine Bilder politischer, er setzte sich mit der schlechten finanziellen Situation der Bauern auseinander, wovon Werke wie "Die Pfändung" und "Die geizige Bauernfrau" zeugen.

Schwingen starb am 6. Mai 1863 und geriet dann längere Zeit weitgehend in Vergessenheit. Erste Bemühungen um die Wiederentdeckung des Malers gelangen dem Kunsthistoriker Walter Cohen: Er erkannte den Wert der Schwingenbilder und sorgte dafür, dass man auf den Maler aufmerksam wurde.

Heute hält die Bad Godesberger Peter Schwingen Gesellschaft die Erinnerung aufrecht: Zuletzt wurde im Sommer 2013 eine Ausstellung mit zahlreichen Gemälden Schwingens im Stadtmuseum Bonn gezeigt. Dazu erschien eine Monografie über Schwingen mit vielen neu entdeckten Bildern und neuen Forschungsergebnissen.

Schwingen hat ein vielfältiges malerisches Werk hinterlassen, das immer wieder Überraschungen bietet und zeigt, dass dieser Maler aus Muffendorf die Strömungen seiner Zeit humorvoll und deutlich zu reflektieren verstand. Damit ist sein Werk auch ein Schlüssel zum Verständnis der Zeit, insbesondere des Vormärz.

Die Peter Schwingen Gesellschaft

Die Peter Schwingen Gesellschaft wurde 1994 auf Initiative von Pia Heckes ins Leben gerufen. Ihr gehört auch Horst Heidermann an, der über Schwingen viel recherchiert und geschrieben hat. Der aus 20 Mitgliedern bestehende Verein widmet sich der Erforschung des Lebens und Werkes von Peter Schwingen: Die Mitglieder sammeln Informationen rund um den Künstler und veröffentlichen sie im Internet auf der Seite www.muffendorf.net/psg. Dort findet sich ein umfangreicher Lebenslauf samt Werkverzeichnis. Die Gesellschaft hat nach wie vor genug zu tun: Immer wieder ergeben sich neue Informationen zur Biografie und finden sich verschollen geglaubte Werke.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort