Installateurmeister aus Bad Godesberg Otto Schäfer erfand elektrische Bahnbeleuchtung

Bad Godesberg · Der Bad Godesberger Installateurmeister Otto Schäfer erfand die elektrische Bahnbeleuchtung. Die Idee brachte ihm jedoch weder Geld noch Ruhm ein.

 Installateurmeister Otto Schäfer.

Installateurmeister Otto Schäfer.

Foto: Stefan Knopp

„Wenn heute die Eisenbahnzüge in aller Welt ganz selbstverständlich durch das nächtliche Dunkel rasen, wenn das elektrische Licht in allen Abteilen als eine Selbstverständlichkeit betrachtet wird, so hat zu dieser Errungenschaft der Technik der heute in Bad Godesberg lebende 74-jährige Klempner- und Installateurmeister Otto Schäfer einst im Jahre 1904 den Anstoß geben wollen“, schrieb der General-Anzeiger in seiner Ausgabe vom 3./4. März 1956, also vor 60 Jahren.

„Das Glück ging jedoch an dem stets bescheidenen und fleißigen Handwerksmeister alter Schule vorbei. Als im Jahre 1928 die damalige Deutsche Reichsbahngesellschaft die Umstellung von Gasbeleuchtung auf elektrische Anlagen forciert vorantrieb, weil in diesen Jahren bei den italienischen Eisenbahnen ein großes Unglück durch Gasexplosionen erfolgte, hatte Otto Schäfer keinen Nutzen mehr von seiner eigenen Erfindung“, schrieb der GA.

Dabei wurde ihm schon 1904 vom damaligen Kaiserlichen Patentamt in Düsseldorf eine Idee bescheinigt, die sich zum ersten Male mit einer derartigen „elektrischen Selbstversorgung“ der Eisenbahnwaggons beschäftigte. „Mein Großvater war ein guter Meister und hat sich verdient gemacht“, meint deswegen auch sein Enkel, der ebenfalls Otto Schäfer heißt und heute in Mehlem lebt.

Die Idee dazu kam ihm, als er als Obermonteur einer großen Düsseldorfer Installations- und Heizungsfirma mit am Bau des Aachener Hauptbahnhofes beteiligt war. „Die Eisenbahnzüge fuhren gewissermaßen ununterbrochen vor seiner Nase herum, und als künftigen Installateur störte ihn natürlich die damals übliche Gasbeleuchtung der Züge.“ In der Urkunde des Patentamtes hieß es: „Einrichtung zur Erzeugung elektrischen Lichts für Eisenbahnwagen mit von einer Laufachse betätigtem Antrieb für eine unterhalb angeordnete Dynamomaschine und Akkumulatorenbatterie.“

Als er später die erleuchteten Züge sah, wurde es ihm schwer ums Herz. Das Problem war: Sein Gebrauchsmusterschutz galt nur drei Jahre, und Schäfer konnte ihn wegen finanzieller Schwierigkeiten nicht verlängern lassen. Zwar hatten sich recht bald Interessenten aus Russland, Holland, Belgien und Frankreich an ihn gewandt, um die Erfindung in ihren Ländern patentieren zu lassen, aber Otto Schäfer beließ sie in Deutschland – vielleicht aus patriotischen Gründen. So entging ihm jeder materielle und ideelle Nutzen, obwohl sich die Sache später allgemein durchsetzte. Als in Deutschland 1928 die elektrische Beleuchtung eingeführt wurde, war es viel zu spät.

Niemand dachte mehr an ihn. Otto Schäfer ließ die Eisenbahnen in Ruhe und baute sich in Bad Godesberg, in der Kirchstraße 27 (heute Am Fronhof) ein eigenes Installationsgeschäft auf. „Mein Großvater hatte dann einen ganz erheblichen Anteil am Aufbau des Klempner-Berufszweiges in Godesberg“, berichtet sein Enkel, der selbst seine Lehre im großväterlichen Betrieb beziehungsweise väterlichen Betrieb machte und später als Ingenieur für Haustechnik arbeitete.

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