Parken in Mehlem Ordnungsdienst macht vorschnell Fotos

MEHLEM · Nur mal kurz anhalten, und schon ein Knöllchen - Mehlemer Bürger beklagen, dass städtische Mitarbeiter allzu rigide gegen Autofahrer vorgehen.

 Der Mehlemer Marktplatz steht wegen des Marktes oft nicht als Parkplatz zur Verfügung.

Der Mehlemer Marktplatz steht wegen des Marktes oft nicht als Parkplatz zur Verfügung.

Foto: Ronald Friese

Kurz vor den Läden in der Mainzer oder Meckenheimer Straße halten, aus dem Auto springen, schnell Erledigungen tätigen und weiterfahren: Diese Zeiten sind für die Mehlemer vorbei. Auch die Geschäftsleute müssen, wenn sie zum Ausladen vor ihren eigenen Geschäften halten, wachsam sein, denn das Ordnungsamt ist es auch. In den letzen Monaten haben die Kontrollen zugenommen; in der Wahrnehmung der Mehlemerin Bettina Bellstedt „machen die Ordnungsamtsmitarbeiter Jagd“ – mit dem Fotoapparat.

Sie hat das selbst erlebt, als sie vor der Änderungsschneiderei Jabrini hielt. „Sofort hielt das Auto vom Ordnungsamt vor meinem Wagen.“ Der Fahrer gestikulierte, und weil sie nicht genau erkennen konnte, was er wollte, stieg sie aus. Dabei fotografierte sie der Mann. Bellstedt fühlt sich in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt. Ein Knöllchen erhielt sie nicht.

Schneider Abdel Mughni Jabrini hatte ebenfalls seine Erfahrungen gemacht, wie seine Mitarbeiterin Anna Schmidt berichtet: Er be- und entlädt sein Fahrzeug in einem Hinterhof, aus dem er herausgefahren sei. Um das Tor zum Hof zu schließen, musste er kurz aussteigen. Dabei wurde er von dem Mitarbeiter des Ordnungsamtes „erwischt“, der Jabrinis Auto fotografiert. Es folgte ein Knöllchen über 20 Euro.

"Die Geschäftswelt leidet"

„Er guckt jetzt immer erst, ob das Auto vom Ordnungsdienst auf der Straße zu sehen ist, bevor er rausfährt.“ Auch die ältere Dame, die gegenüber der Schneiderei wohnt, sei schon belangt worden, sagt Bellstedt. Sie halte immer vor ihrem Haus, um Einkäufe auszuladen, damit sie sie in ihrem Alter nicht so weit schleppen müsse. Dafür musste sie jetzt bezahlen.

„Die ganze Mehlemer Geschäftswelt leidet darunter“, behauptet Bellstedt. In Mehlem fehle es an Parkplätzen. Auf dem Marktplatz, der als Parkfläche ausgewiesen ist, könne man wegen des Marktes viermal in der Woche nicht parken. Sie stört sich aber auch an der Art und Weise, wie in Mehlem kontrolliert wird.

Die Kontrollen seien nicht verstärkt worden, teilte Markus Schmitz vom Presseamt der Stadt auf Anfrage des GA mit. Standardmäßig werde an jedem zweiten Tag in den Ortszentren kontrolliert. Fotos zur Beweissicherung seien dabei üblich, aber die Mitarbeiter würden die Leute erst ansprechen und sie bitten, ihr falsch abgestelltes Fahrzeug wegzufahren. „Sie machen die Fotos eigentlich nur dann, wenn sie niemanden antreffen.“ Das beschriebene Verhalten sei nicht korrekt. Der Stadtordnungsdienst werde seinen Mitarbeitern noch mal ans Herz legen, solche Vorfälle zu vermeiden.

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