Regierungsumzug nach Berlin Noch 13 Ex-Botschaften in Bad Godesberg stehen leer

BAD GODESBERG · Der Trend ist eindeutig: Im Stadtbezirk Bad Godesberg stehen 13 Jahre nach dem Umzug der meisten Botschaften "nur" noch 13 ehemalige Immobilien der Diplomaten leer. Insgesamt zehn Nationen ist es aus verschiedensten Gründen immer noch nicht gelungen, ihre früheren Kanzleien und Residenzen zu verkaufen beziehungsweise einer neuen Nutzung zuzuführen.

 Vollkommen entkernt: Die fünf Einzelgebäude des sogenannten Bulgaren-Blocks am Arndplatz/Ecke Herderstraße werden von Grund auf saniert. In ihnen sollen 30 neue Wohnungen entstehen.

Vollkommen entkernt: Die fünf Einzelgebäude des sogenannten Bulgaren-Blocks am Arndplatz/Ecke Herderstraße werden von Grund auf saniert. In ihnen sollen 30 neue Wohnungen entstehen.

Foto: Axel Vogel

Kürzlich verkauft wurden die ehemaligen Botschaften der Türkei in Mehlem und von Bulgarien in Plittersdorf. Nur noch die Mauern stehen übrigens auch vom sogenannten Bulgarenblock neben der ehemaligen Botschafter-Residenz am Arndtplatz, der seit zwölf Jahren leersteht. In den fünf Häusern entstehen zurzeit 30 neue Wohnungen.

Auch die ehemalige Botschaft von Malawi, Mainzer Straße 124, wurde Ende vergangenen Jahres verkauft. Kräftig ausgemistet und saniert wird seit geraumer Zeit in der früheren Botschaft der Volksrepublik China an der Rigal'schen Wiese. Nach Informationen der Stadt wollen die Chinesen das 1984 als Botschaftsgebäude eingeweihte Anwesen rund um das Palais von Rigal künftig als Gästehaus für chinesische Diplomaten und Botschaftsangehörige nutzen, die in Europa tätig sind. Außerdem will man künftig die Ex-Botschaft für Kulturveranstaltungen öffnen.

Zügig voran schreiten die Bauarbeiten auf den Grundstücken der ehemaligen Botschaft von Frankreich in Rüngsdorf, der Ex-Botschaft von Vietnam und der früheren Residenz von Saudi-Arabien in Mehlem. Gegenüber vom Rheinhotel Dreesen wächst das so genannte "Rhein-Entrée" mit mehr als 50 exklusiven Wohnungen. Immerhin elf exklusive Eigentumswohnungen entstehen zurzeit auf dem Areal der ehemaligen Botschaft von Vietnam an der Konstantinstraße 37-39.

Und auf dem rund 10.000 Quadratmeter großen Grundstück an der Mehlemer Rüdigerstraße wachsen rund um die alte Villa Steineck fünf neue weiße Villen am Rheinufer, künftige Anschrift: "Rheingold".

Immer weiter verfällt allerdings die ehemalige Botschaft Saudi-Arabiens an der Godesberger Allee 40-42. Die Bauvoranfrage eines Bonner Geschäftsmannes, der das Haus im Sommer 2008 gekauft hatte, hatte die Stadt Bonn aus planungsrechtlichen Gründen abgelehnt.

Vor sich hin gammeln auch die ehemaligen Vertretungen von Nepal in Mehlem, Im Hag 15, sowie gleich um die Ecke die frühere Residenz von Indonesien, Im Hag 24. Indonesien führt übrigens die zweifelhafte Hitliste der Länder an, die noch über zwei leerstehende Immobilien in Bad Godesberg verfügen.

Auch die frühere Botschaft des asiatischen Inselstaats in der Friesdorfer Bernkasteler Straße 2 ist nämlich seit mehr als zehn Jahren verwaist. Ebenfalls zwei Gebäude besitzt noch der Iran im Stadtbezirk. Neben der allseits bekannten trostlosen Ex-Botschaft an der früheren Diplomatenrennstrecke B 9, Godesberger Allee 133, besitzt der Iran noch ein Schmuckstück in Muffendorf - die frühere Botschaftsresidenz, Elfstraße 40, mit herrlichem Blick aufs Rheintal.

Keine Lösung in Sicht - trotz zahlreicher Kaufinteressenten - ist ebenfalls bei der ehemaligen Botschaft von Südafrika in Plittersdorf, Auf der Hostert, und der früheren Residenz der Kaprepublik in der Rüdigerstraße 20. Verschiedene politisch-strategische Überlegungen blockieren hier offensichtlich noch einen Verkauf beziehungsweise eine Umnutzung. Positiv zu vermerken ist, dass Südafrika sich vorbildlich um beide Immobilien kümmert.

Schwer tun sich auch die Ungarn, die ihre 1984 in der Plittersdorfer Turmstraße 30-34 gebaute Botschaft nicht loswerden - trotz bester Lage im Rheinviertel. Leider, wie in den meisten anderen Fällen, sind die Pressestellen der Berliner Botschaften der jeweiligen Länder bei der Auskunfterteilung äußerst einsilbig.

Und wo es keine Pressestellen mehr gibt, weil die Länder gar nicht mehr, siehe Jugoslawien, oder nur noch rudimentär, Beispiel Somalia, vorhanden sind, ist es noch viel schwieriger, an verwertbare Informationen zu gelangen. So werden die ehemaligen Botschaften des einstigen Vielvölkerstaates auf dem Balkan, Schlossallee 5, und das hübsche Gründerzeithaus des ostafrikanischen Staates im Godesberger Villenviertel, Hohenzollernstraße 12, wohl noch eine Weile leerstehen.

Stillstand ist auch noch für zwei weitere Ex-Residenzen zu vermelden: die ehemalige Residenz von Irak, Annaberger Straße 289, und "die Sunshine-Villa der Superlative" (so das Magazin der Süddeutschen Zeitung, Mai 2012) von Nigeria, Vulkanstraße 69.

Was aus der ehemaligen Botschaft von Libyen, Beethovenallee 12 a, und von Syrien, Andreas-Hermes-Straße 5, wird, ist ebenfalls noch nicht zu erkennen. Der neue libysche Staat befindet sich im Aufbau, im Falle Syriens wird der Prachtbau in der Rheinaue gelegentlich von der Deutsch-Syrischen Gesellschaft genutzt. In beiden Fällen wird wohl die innenpolitische Entwicklung zeigen, wo die Reise hingeht.

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