Wohnbauprojekte in Bad Godesberg Nibelungenkarree trifft Rheingold

BAD GODESBERG · Auf vier ehemaligen Botschaftsarealen geht der Bau von Wohnhäusern sichtlich voran. Gebaut werden hochwertige Wohnungen, nicht immer zur Freude der Anwohner.

Der "Lange Eugen" gehört nicht mehr zu Bonn. Das frühere Abgeordnetenhochhaus wurde zum exterritorialen Gebiet, seitdem es die Vereinten Nationen komplett übernommen haben. Mit einer ganzen Reihe von Liegenschaften in Bad Godesberg verhält es sich umgekehrt: Sie kehren gewissermaßen in den Schoß der Bonner und Neubürger zurück.

Auf vier repräsentativen und prominent gelegenen ehemaligen Botschaftsgrundstücken entstehen zurzeit Wohnhäuser. Während der übliche Baustellenlärm in der Nachbarschaft die Freude auf die hochsommerlichen Stunden im Garten und auf der Terrasse aktuell ein wenig trübt, ist der Baufortschritt deutlich zu erkennen.

  • Das Gelände der früheren Residenz des Botschafters des Königreichs Saudi-Arabien: Nahezu fertig wirken etwa die fünf neuen Wohnhäuser an der Rüdigerstraße in Mehlem, welche die Investoren auf den klangvollen Namen "Rheingold" getauft haben. Von der gegenüberliegenden Rheinseite "grüßen" Schloss Drachenburg, Königswinter und der Drachenfels. Zurzeit läuft der Innenausbau, zum Ende des Jahres wollen die ersten der rund 50 Bewohner in die 23 entstehenden Eigentumswohnungen einziehen. Der Name "Rheingold" rekurriert auf das Viertel, in dem die Straßennamen allesamt der Nibelungensage entlehnt sind. Möglich wäre indes auch eine Assoziation zu den gehobenen Preisen, die die Kunden für ihre künftige Wohnlage zu zahlen bereit waren. Von 4000 Euro pro Quadratmeter ist die Rede, und einige der Wohnungen erstrecken sich über 240 Quadratmeter.
  • Gelände der türkischen Botschaft: Wo das "Rheingold" winkt, sind Protagonisten wie Ute und Gunter nicht weit. An der Kreuzung der gleichnamigen Straßen, ebenfalls in Mehlem, ist der düstere Betonklotz, der einst die Botschaft der Türkei beherbergte, bereits verschwunden. Eine Bodenplatte für das "Nibelungenkarree" ist gelegt, demnächst dürfte mit den Hochbauarbeiten begonnen werden. Dabei werden die unmittelbaren Anwohner vermutlich ganz besonders aufmerksam zuschauen. Wie berichtet, hatte es ihrerseits in der Planungsphase erhebliche Bedenken hinsichtlich der Gebäudehöhe, des Abstands zu den Nachbarhäusern und der Tiefgaragenzufahrt gegeben. Das "Nibelungenkarree" mit seinen zwei Gebäuden und insgesamt 40 Eigentumswohnungen soll ab dem übernächsten Jahr rund 80 Bewohner beherbergen.
  • Gelände der früheren diplomatischen Vertretung Frankreichs: Nicht ohne politische Auseinandersetzungen aufgrund ähnlicher Bedenken waren auch die Planungen für das "Rhein-Entrée" an der Ecke Rheinstraße/An der Michaelskapelle in Rüngsdorf verlaufen. 55 Eigentumswohnungen entstehen dort. Auch hier ist der Baufortschritt inklusive der Staffelgeschosse weit gediehen. Obwohl die Botschaftsangehörigen längst in Berlin sind, gab es in Rüngsdorf jüngst "diplomatische Verwicklungen": Auslöser waren die Pläne des gegenüberliegenden Rheinhotels Dreesen, den Kastaniengarten zu überbauen. Je nach Lage der Wohnung im "Rhein-Entrée" könnte das deren künftige Bewohner unter Umständen den Rheinblick kosten.
  • Ehemals bulgarisches Gelände: Rege Umbauarbeiten finden zudem aktuell auf einem Grundstück statt, das früher offiziell zu Bulgarien gehörte: Die fünf Wohnhäuser mit ihren 30 Wohnungen für Botschaftsangehörige an der Ecke Herderstraße/Arndtplatz werden saniert und umgebaut. Mitten im Villenviertel entsteht somit ebenfalls neuer Wohnraum.

Apropos Bulgarien: Bekanntlich gibt es auch für das Botschaftsgelände nahe dem Schaumburger Hof in Plittersdorf Abriss und Neubaupläne. Auch hier sollen Wohnungen entstehen; und auch hier werden Bedenken in der Nachbarschaft laut. Nur ein wohlklingender Name, der es mit Rheingold und Nibelungen aufnehmen kann, wird noch gesucht.

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