Hicog in Bad Godesberg Neuer Architekturführer zeigt amerikanische Siedlung

Plittersdorf · Ein Architekturführer stellt Bonns Hicog-Siedlungen in der amerikanischen Siedlung in Bonn-Plittersdorf vor. Sie zeichnen sich durch ihre besonderen Bauweisen aus.

 Die Stimson Memorial Chapel ist eines der bekanntesten Denkmäler in den amerikanischen Siedlungen.

Die Stimson Memorial Chapel ist eines der bekanntesten Denkmäler in den amerikanischen Siedlungen.

Foto: Petra Reuter

Für alle Religionsgemeinschaften war sie dagewesen, die nach dem 1950 verstorbenen Kriegs- und Außenminister der USA benannte Stimson Memorial Church. Als weithin sichtbares Denkmal steht sie in einer der drei HICOG-Siedlungen, die die Siegermacht Amerika Anfang der 50er Jahre in Bonn errichtete. In ebendieser Kirche stellte Kulturwissenschaftler Alexander Kleinschrodt von der Werkstatt Baukultur kürzlich den neuesten Architekturführer vor, der die markanten Eigenheiten und den Denkmalwert der Siedlungen in Wort und Bild dokumentiert.

Von den insgesamt 13 bisher erschienen Architekturführern, so Kleinschrodt, sei dieser derjenige, der den räumlich größten Umfang vom nördlich gelegenen Tannenbusch über das geografisch mittige Plittersdorf bis zur südlichen Siedlung Pennenfeld-Muffendorf in den Blick nehme. Nicht auf ein Einzelbauwerk, sondern auf die Struktur der gesamten seinerzeit geschaffenen Bauten, ihre Besonderheiten und den Erhaltenswert ziele das 67 Seiten umfassende Werk aus dem Verlag Dreiviertelhaus. Beigetragen hatten zu dem informativen Architekturführer auch Aktive aus den Initiativen Dünenfüchse Tannenbusch, der Bürgerinitiative „Rettet die Amerikanische Siedlung Plittersdorf“, kurz R.A.S.P., und der Mieterinitiative aus der Siedlung Muffendorf-Pennenfeld.

 Stellen den Architekturführer vor (v.l.): Gerhard Arndt, Alexander Kleinschrodt, Thomas Faßbender und Rolf Fischer.

Stellen den Architekturführer vor (v.l.): Gerhard Arndt, Alexander Kleinschrodt, Thomas Faßbender und Rolf Fischer.

Foto: Petra Reuter

Als zentrales Thema fand man in den Vorträgen von Kleinschrodt und des Vorsitzenden der Bürgerinitiative RASP (Rettet die Amerikanische Siedlung Plittersdorf) Rolf Fischer die Kombination der zwar repräsentativen, dennoch luftigen Bauweise. Leichtigkeit zeige sich zum Beispiel in Tannenbusch in der aufgeständerten Stahlskelettkonstruktion eines Hochhauses, die man im Außenbau genau nachvollziehen könne, griff Kleinschrodt ein Beispiel heraus. Das Gebäude sei 1951 fertiggestellt worden. „Sie werden kaum Baumaßnahmen aus der Zeit der entstehenden Bundesrepublik in dieser Größenordnung finden“, verdeutlichte der Kulturwissenschaftler die Einzigartigkeit der in diesen drei Siedlungen durch Gebäude dokumentierten Bauleistungen.

Siedlungen seien politisches Dokument der Zeit

Nach Kleinschrodts Meinung setze sich der Erhaltenswert der Siedlungen als Denkmal aus den Faktoren der Baukunst, Zeugniswert für diese markante Zeit, Wertschätzung im Sinne der Nachhaltigkeit und den zivilgesellschaftlichen Aspekt. Nach den ersten Ideen am Denkmaltag sei ihm klar geworden, „dass es engagierte Menschen gibt, die sich hier für den Denkmalschutz einsetzen“, so Kleinschrodt. Nicht unerwähnt blieb, dass sich die Initiativen klar gegen die baulichen Verdichtungsbestrebungen der Politik stellen. Rücksichtslose und die Siedlungen in ihrem äußeren Erscheinungsbild zerstörende Baumaßnahmen seien in den Augen der Engagierten mit Blick auf die Aus- und Umbaumöglichkeiten der vorhandenen Bausubstanz, unter anderem in Souterrains und unter den Dächern der falsche Weg, Wohnraum zu schaffen.

Helmut Bialek wohnt seit 2002 in einer der Siedlungen. „Noch ist es schön hier und wir hoffen, dass es noch lange Zeit so bleibt“, nahm er Stellung zum Thema. Die Notwendigkeit, Wohnraum zu schaffen, sei unzweifelhaft vorhanden. Dass der luftige Charakter der Siedlungen mit viel Natur und Bäumen zwischen den Bauten verloren gehen könnte, bereitete offenbar auch ihm Sorge.

Für Mitautor Gerhard Arndt aus der Siedlung in Muffendorf-Pennenfeld zeigten die architektonisch besonderen Siedlungen nicht nur den Wert der Baukunst, die Siedlungen seien auch ein politisches Dokument der Zeit: „Man wandte sich von den Baustrukturen der Hitlerzeit deutlich ab.“ Außerdem zeige sich deutlich, dass die Alliierten hier nach dem Sieg nicht zerstörerisch agierten, sondern den Aufbau des Landes vorangetrieben haben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort