Seminar zum Thema „Beten“ Neue Formen des Gebets in Bad Godesberg entdecken

Bad Godesberg · Die evangelische Johannes-Kirchengemeinde lädt für Samstag zu einem Seminar zum Thema Beten ein. Laut Pfarrer Jan Cruzlak haben viele Menschen das Beten verlernt. Das Seminar steht unter dem Motto „Leiblich Beten“.

 Die Hände zu falten ist nur eine Form des Betens. Wie es anders geht, zeigt die "tanzende Pfarrerin" Sabine Röser-Blase.

Die Hände zu falten ist nur eine Form des Betens. Wie es anders geht, zeigt die "tanzende Pfarrerin" Sabine Röser-Blase.

Foto: dpa/Frank Rumpenhorst

Wann er selbst zuletzt gebetet hat? Jan Gruzlak, Pfarrer der evangelischen Johannes-Kirchengemeinde, braucht nicht lange nachzudenken. "Heute morgen habe ich mir Nah- und Fernstehende vor Gott gebracht und meinen Tag in seine Hände gelegt", antwortet er. Doch Beten sei heutzutage nicht mehr selbstverständlich. Ungeklärte Fragen und spröde Formen hätten dazu beigetragen, dass Menschen das Beten verlernt hätten. "Hier können neue Impulse zu einer erneuten Annäherung führen", hofft Gruzlak und lädt am Samstag, 28. September, von 10 bis 16 Uhr zu einem Einkehrtag im Matthias-Claudius-Gemeindehaus, Zanderstraße 51, ein. Und zwar unter dem Motto "Leiblich beten".

Gibt es unleibliches Beten? Klar, antwortet der Pfarrer - und das sei keineswegs gering zu schätzen. "Worte können viel zum Ausdruck bringen. Da Gott in Jesus aber Leib geworden ist, dürfen wir auch mit Leib und Seele beten." Oft werde erst so eine Verbindung möglich, selbst wenn das reine Beten mit Worten erstarrt sei. Wer heute noch selbstverständlich bete, das seien Leute, deren ganzes Leben ein Gebet sei, bis hin zu denjenigen, die in der Notsituation instinktiv die Hände falteten. Das Gebet mit geschlossenen Augen und gesenktem Blick sei die Form, die von den meisten, auch von den Gottesdienstbesuchern, gepflegt werde. Hieran sei nichts zu kritisieren. Aber jeder könne sich fragen: "Kann ich auch jubelnden Dank in dieser Pose fühlen und zum Ausdruck bringen?", fragt Gruzlak.

Menschen vermissten häufig einen "Tiefungsgrad" ihres Glaubens, eine ganzheitliche Hinwendung zu Gott. "Wem also diese Form nichts mehr sagt, der hört häufig ganz auf zu beten", bedauert der Pfarrer. Hier solle also der "Oasentag" vorbeugend kreativ wirken. Gruzlak hat die Feldenkrais-Pädagogin Heike Frickenhaus und "die tanzende Pfarrerin" Sabine Röser-Blase eingeladen. Gemeinsam wolle man sich langsam an neue Arten des Betens herantasten. Was eine tanzende Pfarrerin sei? "Was würden Menschen als Tätigkeiten einer Pfarrerin aufzählen: predigen, zuhören, organisieren, leiten, lehren?," fragt Gruzlak zurück. Schade, dass niemand darauf komme, das Tanzen zu erwähnen. "Meine Kollegin hat hier einen sinnlichen Weg gefunden, Menschen ohne Worte anzusprechen und ihnen neue Erfahrungen zu ermöglichen."

Indem man auch wirklich tue, was man sage oder singe, ändere sich einiges. "Wir strecken uns nach dir" heiße ein Kirchenlied. Wenn man sich nun in der Erwartung etwas zu empfangen aufrichte und ausstrecke, bete der Körper mit und man spüre wieder eine Sehnsucht nach mehr Intensität. Für die leichten Bewegungen sollten Teilnehmer warme Socken, eine Unterlage und rutschfeste Schuhe mitbringen. Um Anmeldung per E-Mail wird unter jan.gruzlak@johannes-kirchengemeinde.de gebeten.

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