Sanierung im Villenviertel Mieter ziehen ins Internat

BAD GODESBERG · Bei der Sanierung des Ex-Päda-Internats zu Wohnungen steht der Denkmalschutz im Vordergrund. Der Bauherr, die Pädagogium Godesberg Gesellschaft, lässt die einstige Schülerunterkunft zurzeit zu Mietshäusern umbauen.

 Bauherr Christian Kühne im offenen Dachgeschoss, das ebenfalls ausgebaut wird.

Bauherr Christian Kühne im offenen Dachgeschoss, das ebenfalls ausgebaut wird.

Foto: Axel Vogel

Das 1883 auf konfessioneller Grundlage mit „Concession der Königlichen Regierung, Abteilung des Innern“ als evangelische Schule gegründete Pädagogium und Bad Godesberg verbindet eine lange Geschichte. In vielerlei Hinsicht prägend für die Lehranstalt war Professor Otto Kühne, der zunächst als Lehrer und Internatsleiter an der Privatschule arbeitete, diese dann aber 1889 vollständig übernahm. Seitdem befindet sich das heute als GmbH geführte Pädagogium im Besitz der Familie Kühne.

Da Schule und Internat aus Sicht von Bonns Stadtkonservator Franz-Josef Talbot in mehrfacher Hinsicht bedeutsam für die Geschichte der einstigen Stadt Bad Godesberg waren, spielt der Denkmalschutz eine gewichtige Rolle bei der aufwendigen Sanierung des Internats.

Denkmalschutz stößt auf offene Ohren

Wie berichtet, baut die Pädagogium Godesberg Gesellschaft die ehrwürdigen Mauern der einstigen Schülerunterkunft zu Mietshäusern um. Dabei stoßen die Belange des Denkmalschutzes bei den zwei Geschäftsführern der Gesellschaft auf offene Ohren. Kunststück, schließlich handelt es sich um die Urenkel des Schulmitbegründers. Christian Otto Kühne, einer der Urenkel betont als Geschäftsführer des Pädagogiums: „Wir fühlen uns der Familientradition verpflichtet und sind daher auch bereit, den Mehraufwand für den Denkmalschutz zu tragen.“

In dem ehemaligen Internatsensemble, das seit 2011 leer steht und zukünftig „Otto-Kühne-Park“ heißen wird, entstehen 36 Mietwohnungen. Zudem runden zwei Neubauten mit sechs Wohnungen, eine Tiefgarage mit 30 Stellplätzen sowie zwei Büros das konzipierte Ensemble Otto-Kühne-Park ab. Dass dabei die Fassaden der Bestandsbauten in ihrem Originalzustand belassen beziehungsweise wiederhergestellt werden, hat Gründe.

Dabei geht es um die Gebäude des Ensembles am Otto-Kühne-Platz 2, 3 und 4 sowie um die an der Basteistraße 81, 83 und 83a. Diese Bauten bilden nach Aussage des Stadtkonservators „den eigentlichen Kernbestand des Pädagogiums und entstanden in der Zeit zwischen 1886 und 1913“. Darüber hinaus haben die Gebäude laut Talbot „zu der Erstbebauung dieses Gebietes gehört und sind sowohl architektonisch als auch stadtentwicklungsgeschichtlich von Bedeutung“.

Ganzheitlicher erzieherischer Ansatz

Was das Altbautenensemble besonders erhaltenswert macht, hat nach Ansicht von Talbot mit der Geschichte der Schule zu tun. Als Pfarrer Julius Axenfeld das „Evangelische Pädagogikum“ gegründet habe, sei das Ziel seiner erzieherischen Bemühungen ein ganzheitlicher Ansatz gewesen. Nicht nur die schulischen Erfolge sollten im Vordergrund stehen, sondern eine Persönlichkeitsbildung im christlichen Sinne, so Talbot weiter: „Ein zentraler Punkt dieses Programms bestand in der gemeinsamen Unterbringung von Schülern und Lehrern in einem familiären Umfeld, in dem die Frauen der Lehrer eine Mutterrolle übernahmen.“ Otto Kühne wiederum habe Schule und Internatsgebäude kontinuierlich ausgebaut, erzählt der Stadtkonservator.

1887 war Professor Otto Kühne nach Bad Godesberg gekommen und hatte zwei Jahre später die Trägerschaft der Schule von Axenfeld übernommen. „Das Internat des Pädagogiums verzeichnete im Jahre 1908 mit 450 Schülern verteilt auf 28 Häuser seine größte Ausdehnung“, erklärt der Bonner Stadtkonservator. Darüber hinaus gehört das Pädagogium für Franz-Josef Talbot „zu den frühen und erfolgreichsten Reformschulen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden sind“.

Doch das Internat ließ sich nicht mehr sinnvoll auslasten, weiß Christian Otto Kühne zu berichten: „Zuletzt wohnten hier nur rund 20 Schüler, sodass der bestehende Personalschlüssel zu teuer wurde.“ Daher habe man es 2011 geschlossen, und seitdem steht es leer. Freilich nicht mehr lange: Verläuft alles nach Plan, so Bauherr Kühne weiter, sollen zur Jahreswende die ersten Mieter einziehen.

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